Eine stattliche Zahl an erfolgreichen Azubis kam zur feierlichen Lossprechungsfeier im Gastgewerbe des Nordschwarzwalds nach Wart. Foto: Bernklau

Gastgewerbe in Wart feiert. IHK-Hauptgeschäftsführer Keppler warnt vor Absenkung der hohen Qualitätsstandards.

Altensteig-Wart - Edle Roben, klassische Musik und der Präsident als Ehrengast – mehr Gala ging nicht bei der inzwischen zum Galaabend umgestalteten Lossprechungsfeier der Hotellerie und Gastronomie der Region in Wart. Und doch geisterte ein ungeliebtes Gespenst durch den Saal – aber nur ganz kurz. Fast 170 junge Menschen haben in diesem Sommer im Nordschwarzwald ihre Ausbildung in Hotellerie und Gastronomie abgeschlossen. Auf den ersten Blick eine stolze Zahl, die den Eindruck erweckt, die Branche sei verschont geblieben von dem allseits grassierenden Fehlen von Nachwuchs – dem Gespenst des Fachkräftemangels.

Doch weit gefehlt. Genauso wie andere Branchen kämpft auch das Gastgewerbe mit diesem Gespenst, das Martin Keppler, der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald, bei der Lossprechungsfeier der Branche im Congress Center in Altensteig-Wart kurz in den großen Festsaal einließ. Und das hatte seinen Grund.

Eindringlich warnte Keppler in seinem kurzen Grußwort vor Bestrebungen, die Ausbildung in der Branche zu verändern und zu verkürzen, quasi eine Ausbildung als Schnellbleiche zu ermöglichen: "Wir dürfen die Qualität nicht nach unten fahren, um an neuen Nachwuchs zu kommen", warnte Keppler. "Das hohe Niveau der Ausbildung führt zu einem Qualitätsabschluss, um den Sie beneidet werden", sagte der IHK-Hauptgeschäftsführer an den Branchennachwuchs im großen Saal gewandt. Allerdings müsse man, um in der Branche Erfolg zu haben, "für den Job brennen", schrieb Keppler dem Nachwuchs ins Stammbuch.

"Wir sind eine anstrengende Branche"

Dem pflichtete auch einer bei, der das Gastrogewerbe wie kaum ein Zweiter kennt und der die Branche als Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga bundesweit und vor allem auf höchster politischer Ebene in Berlin vertritt: Ernst Fischer, der in Wart ein emotionales Plädoyer für die Berufe in Hotellerie und Gastronomie hielt.

Die Ausbildung in diesen Berufen sei nicht nur international anerkannt, sondern eröffne auch internationale Berufschancen, sagte Fischer, der sich in diesem Zusammenhang an seine eigene Ausbildung erinnerte, die ihn auch an das berühmte Hotel "George V." am Champs-Élysées in Paris geführt hat: "Da waren die Beatles zu Gast, und der Schah von Persien bekam ein Kilo Kaviar", erzählte Fischer voll ansteckender Begeisterung. Um erfolgreich zu sein, brauche man eine gute Ausbildung wie die Region sie biete, eine "positive Besessenheit", Träume und Visionen.

"Und bei uns gibt es keine Grenzen für Träume", schwärmte Fischer den erfolgreichen Azubis vor, ohne allerdings eines zu verhehlen: "Wir sind eine anstrengende Branche." Eine Branche, die allerdings nur gemeinsam und im Team wirklich stark sein könne, warb Fischer für eine Mitgliedschaft im Dehoga.

Am Ende des gut vierstündigen Galaabends schritt Fischer gemeinsam mit Dehoga-Kreischef Rolf Berlin und IHK-Hauptgeschäftsführer Martin Keppler zur Lossprechung und Auszeichnung der erfolgreichen Auszubildenden.

Auszubildende ausgezeichnet

Bei der Lossprechungsfeier des Gastgewerbes wurden die erfolgreichsten Auszubildenden der einzelnen Berufe mit Preisen ausgezeichnet.

Hotelkaufleute, Restaurantfachleute und Fachleute für Systemgastronomie: 1. Siegerin: Marietheres Huonker, 2. Siegerin: Amelie Wochner, 3. Sieger: Ibrahim Iljaz (alle Hotel Bareiss, Baiersbronn)

Hotelfachleute und Fachkräfte im Gastgewerbe: 1. Siegerin: Caroline Keller (Berlins KroneLamm, Bad Teinach-Zavelstein), 2. Siegerin: Melissa Heinke (Hotel Engel Obertal, Baiersbronn) und Rebekka Späth (Parkhotel Pforzheim), 3. Siegerin: Sabrina Prestel (Hotel Engel Obertal, Baiersbronn), 3. Sieger: Vito Di Giogio (Hotel Lauterbad, Freudenstadt)

 Hotelfachleute mit Zusatzqualifikation Hotelmanagement: 1. Sieger: Robin Wagner (Hotel Traube-Tonbach, Baiersbronn), 2. Siegerin: Bianca Nickola (Hotel Lauterbad, Freudenstadt), 3. Siegerin: Jaqueline Engelhardt (Parkhotel Pforzheim)

Köche: 1. Sieger: Nico Seifert (Schwarzwaldhotel Tanne, Baiersbronn) und Timo Stutzinger (Hotel Bareiss, Baiersbronn), 2. Sieger: Lorenzo Stefano (Internationaler Bund, Pforzheim), 3. Sieger: Nils Hilligardt (Hotel Traube-Tonbach, Baiersbronn) und Simon Lang (Hotel Bareiss, Baiersbronn), Förderpreis Kreis Calw: Edward Esterlein (Berlins KroneLamm, Bad Teinach-Zavelstein), Förderpreis Enzkreis: Alexander Jost (Europäischer Hof, Königsbach-Stein).