Mit einem leuchtend klaren Klangbild und emotionaler Tiefe bewirkten die Choristen absolute Ruhe in der Stadtkirche. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder Bote

Stunde der Kirchenmusik: Vokalsextett "Klangkunst" singt ganz alte und neuere Werke / Zuhörer halten inne

Altensteig. Die Gestaltung der jüngsten Stunde der Kirchenmusik übernahm das Vokalsextett "Klangkunst". Dem großen Publikum versprach Eberhard Schuler-Meybier ein "ganz besonderes Konzert", da im Ensemble neben Angelika Lentner und Svenja Anika Grotz (Soprane), Mirjam Scheider (Alt) und Christian Wilms (Tenor) zwei ehemalige Sänger der Christophorus-Kantorei – Daniel Raschinsky (Bariton) und Felix Meybier (Bass) – mitwirkten. Außerdem brachten die Solisten ein frappierendes Programm "Missa Plus…" mit mehreren vokalen Werken aus der ganz alten und neueren Zeit mit.

Im Mittelpunkt der verlängerten, doch kurzweiligen Musikstunde stand die Messe "Tu est Petrus" von Giovanni Perluigi da Palestrina (1525-1594), wobei das "Credo" durch das Gemeindelied "Wir glauben Gott im höchsten Thron" (mit Susanne Schuler-Meybier an der Orgel ersetzt wurde.

Das leuchtend klare Klangbild und die emotionale Tiefe des Gesangs von "Klangkunst" erwirkten schon in "Kyrie" absolute Ruhe in der Stadtkirche, und die Zuhörer ergaben sich mit Wohlbehagen der zeitlosen Schönheit der Musik.

Zeitweise schien die farbliche Abgrenzung zwischen den Frauen- und Männerstimmen aufgehoben, umso stärker zeichnete sich die Transparenz der polyfonen Verläufe durch technische Präzision und ausgeprägte dynamische Nuancierungen ab. In jedem weiteren Satz veränderte sich die Ausdruckskraft des Gesangs, innere Emotionalität entsprang der künstlerischen Hingabe und drückte sich in professioneller Interpretationskunst sowie hoher Gesangskultur aus.

Zwischen die Teile der Messe betteten die Sänger Motteten und Lobhymnen aus der Spätrenaissance von Claudio Monteverdi, Alonso Lobo, Egil Hovland und Michael Praetorius sowie gegenwärtige geistliche Vokalwerke von Kurt Hessenberg, Knut Nystedt und Ola Gjeilo ein. Und auch hier ging die Ausdruckskraft der Musik unter die Haut.

Mit millimetergenauer Akkuratesse überlagerten sich die Töne in kleinsten Intervallen zu bizarren Akkorden und bildeten dissonante, poetisch anmutende Klangkonstellationen von suggestiver Wirkungskraft. Die Sänger brachten auch die eigenartige Schönheit der einwandfrei gesungenen leeren Quinten und Unisono-Oktaven zum Vorschein und bestätigten ihre technische Flexibilität durch souveräne, atonale Soli.

Zur Stunde der Kirchenmusik gehört das Gotteswort. Pfarrer Klaus-Peter Lüdtke gedachte in seinem Gebet der Opfer des Hanauer Verbrechens als Mahnung und Protest gegen die Gewalt.

Nach dem letzten inbrünstigen Akkord von "Tota pulchra es" (Gjeilo) hielt die andächtige Stimmung lange an, die Zuhörer sannen in Stille eine Weile nach. In dem aufkommenden Beifall hallten Dankbarkeit für das Erlebte, Bewunderung für die Gesangskunst und Stolz auf die Errungenschaften der heimischen Sänger. Als Zugabe schenkten die Vokalisten dem Publikum das Lied "Guten Abend, gut’ Nacht" von Johannes Brahms.