Das Eingangsschild der Augenarztpraxis weist bereits auf die organisatorische Veränderung hin. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder Bote

Medizinische Versorgung: Heike und Thomas Heinrich praktizieren weiterhin in der Flößerstadt

Die augenärztliche Versorgung für rund 20 000 Patienten im ländlichen Raum sei in Zukunft nicht mehr gesichert beklagte Bürgermeister Gerhard Feeß im Altensteiger Gemeinderat. "Das stimmt nicht", widerspricht Christoph Eckert vom Augenzentrum Herrenberg.

Altensteig. Nicht richtig sei auch die Feststellung, ein Praxissitz sei von Altensteig nach Nagold verlagert worden. Das Thema hatte die CDU-Fraktion in der Sitzung am 19. Februar zur Sprache gebracht und den Rathauschef aufgefordert, bei der Kassenärztlichen Vereinigung Baden Württemberg in Stuttgart gegen die "Schwächung der augenärztlichen Versorgung" Einspruch zu erheben. Feeß erklärte, er habe bereits einen von den Bürgermeistern der Nachbargemeinden Egenhausen und Simmersfeld mitunterzeichneten Beschwerdebrief verfasst und ihn auch an die AOK in Pforzheim geschickt. Über die drohende Verschlechterung habe er außerdem CDU-Staatssekretär Hans Joachim Fuchtel, die SPD-Bundestagsabgeordnete Saskia Esken und den CDU-Landtagsabgeordneten Thomas Blenke in Kenntnis gesetzt.

Gegenüber dem Schwarzwälder Boten versichert Eckert: "Heike und Thomas Heinrich sind nach wie vor im gleichen Umfang in Altensteig als Fachärzte für Augenheilkunde tätig. Und zwar auf unbestimmte Zeit." Um den zunehmenden Andrang von Patienten bewältigen zu können sei eine Zweigpraxis in Nagold dazugekommen mit dem erklärten Ziel, "in Altensteig, Nagold und Herrenberg eine optimale augenärztliche Versorgung zu gewährleisten".

Auf Nachfrage bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) betonte deren stellvertretender Vorstandsvorsitzende Johannes Fechner, dass laut Bedarfsplanung ein einzelner Augenarzt im Landkreis Calw für 16 657 Einwohner zuständig sei. Weil in Altensteig zwei Augenärzte praktizierten, sei das Soll erfüllt – auch wenn das Ehepaar keine eigene Praxis mehr besitze, bei der eine wöchentliche Arbeitszeit von 51 Stunden vorgeschrieben sei, sondern seit Oktober 2018 als angestellte Ärzte des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) Altensteig in der Woche nur noch 38,5 Stunden leisten müssten. Die Genehmigung für einen Zweigsitz in Nagold sei nur unter der Auflage erteilt worden, dass die Haupttätigkeit beider Augenärzte nach wie vor in Altensteig ausgeübt werde.

Weil das Herrenberger Augenzentrum versichert habe, die Öffnungszeiten der Praxis weiter auszuweiten, werde die Versorgung nicht schlechter, sondern eher besser. Das Argument von Feeß, in Nagold gebe es bereits vier Augenärzte, deshalb sei ein weiterer überflüssig, lässt die Kassenärztliche Vereinigung nicht gelten. Erkundigungen hätten ergeben, dass sich Patienten aus Nagold wiederholt nach einem möglichst zeitnahmen Behandlungstermin in Altensteig erkundigten. AOK-Pressesprecher Harald Brandel sagte, seine Kasse werde ein genaues Auge darauf haben, ob die Behandlungszeiten nach der Umwandlung von einer augenärztlichen Gemeinschaftspraxis in eine Medizinisches Versorgungszentrum eingehalten werden. Wenn nicht, werde man die Kassenärztliche Vereinigung informieren.