Die Fachklinik De’Ignis nutzt die Räume der ehemaligen Bankfiliale im Altensteiger Markgrafenweg als Büro und Physiotherapieeinrichtung. Die Bäckerei Katz bleibt – entgegen früherer Meldungen – davon unberührt. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder Bote

Bebauungsplan: Ausweisung eines Sondergebiets in der Altensteiger Oberstadt bereitet Nachbarn Sorge

Warum will man das Quartier umwandeln? Können in einem Sondergebiet Sonderrechte geltend gemacht werden? Fragen über Fragen, die Anwohner des Bebauungsplangebiets "Am Markgrafenweg" in Altensteig bei einer Informationsversammlung gestellt haben.

Altensteig. Das Thema stand bereits in der jüngsten Sitzung des Altensteiger Bau- und Umweltausschusses auf der Tagesordnung. Gleich zu Beginn hatte Bürgermeister-Stellvertreter Uwe Seeger klar gemacht, dass Zuhörerfragen nicht zugelassen werden. Damit sich betroffene Anwohner äußern können, schob die Verwaltung eine Informationsveranstaltung nach. Uwe Seeger bat die erschienenen 50 Zuhörer im Bürgerhaus darum, sachlich und nicht emotional zu argumentieren.

Stadtplaner Clemens Künster aus Reutlingen erläuterte in kurzen Zügen die Planziele beim Bebauungsplan "Am Markgrafenweg" in Altensteig. Mit dem ins Auge gefassten Bereich zwischen Urbach- und Auerstraße und dem Markgrafenweg wolle man einerseits die Interessen der Fachklinik De’Ignis berücksichtigen und andererseits den Schutz der Anrainer sicherstellen. Deshalb habe man den ursprünglichen Bebauungsplan größer gefasst. Diplomingenieur Jürgen Hermann von der Dekra-Automobil erläuterte das in Auftrag gegebene Schallgutachten. Danach sei der höchste Lärmpegel beim Haus Markgrafenweg 15 gemessen, aber auch dort seien die zulässigen Grenzwerte nicht überschritten worden.

"Nicht so tun, als ob alles beim Alten bleibt"

Dass die Räumlichkeiten im Gebäude Auerstraße 2 von der Fachklinik De’Ignis für Gymnastik und Therapiezwecke genutzt werden können, damit seien die Anwohner einverstanden, meldete sich der Joachim König in der Fragerunde als Erster zu Wort. Deshalb sei nicht nachvollziehbar, warum man ein allgemeines Wohngebiet in eine Sondergebiet umwandeln wolle.

Oswald Armbruster gibt auf die ermittelten Schallwerte "gar nichts". Er habe von seinem Haus den direkten Kontakt zum Freibereich der De’Ignis-Klinik und wisse, was dort "abgeht".

Lutz Behnke sprach sich gegen die geplanten Parkplätze hinter dem Brennerhaus aus. "Dazu wird es auch nicht kommen", bemerkte Altensteigs Bauamtsleiterin Nadine Hentschel.

Ralf Linderich reklamierte, dass er keinerlei Unterlagen bekommen habe, was die Stadt am Markgrafenweg vorhabe. Das sei generell nicht üblich, jeder könne die Pläne im Rathaus einsehen, außerdem sei das Vorhaben im Amtsblatt veröffentlicht worden, erhielt er zur Antwort.

Deutlich brachte Hanna Renz ihren Unmut an der vorgesehenen Umwandlung zum Ausdruck. Dass in einem Sondergebiet Sonderrechte geltend gemacht werden könnten, habe ihr der von den Anliegern eingeschaltete Fachanwalt klar zu verstehen gegeben. Man solle deshalb nicht so tun, als ob alles beim Alten bleibe. Es könnte theoretisch sogar passieren, dass die Klinik das Gebäude in der Auerstraße 2 in eine jugendpsychiatrische Einrichtung und Forensik umwandle, ohne dass die Stadt ihre Einwilligung geben müsste.

Das sei eine völlig abwegige Behauptung, schaltete sich der Geschäftsführer der Klinik, Claus Hartmann, ein. Laut Vertrag mit den Krankenkassen dürfe man nur Erwachsene und keine Kinder und Jugendliche behandeln, "außerdem sind wir eine Fachklinik für Psychotherapie und Psychosomatik" .

Das Bebauungsplanverfahren "Am Markgrafenweg" wird von der Stadt nun auf den Weg gebracht.