Jungen und Mädchen des Kindergartens Karlstraße hatten sich als Gänse verkleidet. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder Bote

Tradition: Martinsfest der katholischen Heilig-Geist-Gemeinde

Altensteig. Ein römischer Soldat, der seinen Mantel mit einem Bettler teilt, eine Erzählerin, die das damalige Geschehen in Erinnerung ruft, Kindergartenkinder als Gänse, die den späteren Bischof verstecken: Seit 42 Jahren feiert die katholische Kirchengemeinde Heilig Geist im November ihr Martinsfest.

Auch das Wetter spielt mit

Treffpunkt war auch diesmal der Stadtgarten. Weil das Wetter mitspielte, hatten sich am frühen Samstagabend viele Eltern mit ihrem Nachwuchs auf den Weg gemacht, um das christliche Ereignis hinter einem bespannten Rechteck zu verfolgen. Bevor die Stadtkapelle Altensteig im Pavillon das erste Musikstück intonierte, wurden bei hereinbrechender Dunkelheit erste Lichter in den Laternen angezündet. Pfarrer Lorenz Rösch hieß alle Besucher und besonders die Jungen und Mädchen des Kindergartens Karlstraße willkommen, die in dem Spiel eine besondere Rolle zugewiesen bekamen. Brigitte Doll berichtete über das historische Geschehen vor mehr als 600 Jahren. Sechs Kinder der Heilig-Geist-Gemeinde setzten das historische Geschehen in Szene und sangen, begleitet von Susanne Winter auf der Gitarre mehrere Lieder.

Mit 15 Jahren schon Soldat

Sankt Martin musste auf Geheiß des Vaters im Alter von 15 Jahren Soldat werden. Als 22-Jähriger erblickte er beim nächtlichen Ritt am Stadttor von Tours einen nur spärlich bekleideten Bettler, der jämmerlich fror. Kurzentschlossen stieg der Legionär vom Pferd, zerriss seinen Mantel, überreichte die Hälfte dem vor Kälte zitternden Armen und dachte dabei an das biblische Wort von Jesus: "Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan." Martin quittierte den Dienst und ließ sich von einem Priester weihen. Die Mantelteilung sprach sich nach der Überlieferung wie ein Lauffeuer herum. Als der Bischof von Tours starb, beschlossen die Einwohner der französischen Stadt, dass Martin sein Nachfolger werden müsse. Aus Schüchternheit versteckte der sich in einem Gänsestall. Durch das aufgeregte Schnattern des Federviehs wurde Martin entdeckt und erklärte sich bereit, das hohe Würdenamt zu übernehmen. Am 11. November 371 ist er mit 80 Jahren gestorben.

Alexander Perenz schlüpfte im Altensteiger Stadtgarten in die Rolle des Bettlers. Doris Manz und Heike Strecker traten als römische Soldaten in Erscheinung. Zuletzt hielten zuschauende Kinder die leuchtenden Laternen in die Höhe als Symbol: "Ihr seid das Licht der Erde." Anschließend wurde das katholische Gemeindehaus angesteuert. Auf dem Vorplatz wurde an zahlreichen Ständen Zuckerwatte und Magenbrot, Mandeln und Waffeln, Punsch und Glühwein, Bratwürste und Pommes angeboten. Im Schein des Martinsfeuers hatten sich viele Festbesucher an den aufgestellten Bänken und Tischen niedergelassen.