Das Altensteiger Altstadtfest ist vorerst Geschichte. Die Stadt Altensteig muss sparen, und die Vorbereitungen seien zu aufwendig »für nur einen Abend«, erklärte Bürgermeister Gerhard Feeß. Foto: Stadt

Verwaltung und Gemeinderat Altensteig wollen in zwei Jahren 500.000 Euro einsparen.

Altensteig - Kein Altstadtfest, keine Osterausstellung im Schloss, Kündigung angemieteter Räume für Vereine und vieles mehr: Die Stadt Altensteig will 2016 und 2017 freiwillige Leistungen in Höhe von insgesamt 500 000 Euro streichen.

Um im Verwaltungshaushalt 2016 einen Ertrag von 1,1 Millionen Euro zu erwirtschaften, hat der Gemeinderat in zwei nichtöffentlichen Sitzungen 66 Positionen auf den Prüfstand gestellt und darüber abgestimmt. Dass die Notwendigkeit zum Sparen eingesehen und mehrheitlich mitgetragen worden sei, bezeichnet Bürgermeister Gerhard Feeß im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten als "Sternstunde kommunaler Zusammenarbeit".

In der letzten Sitzung des alten Jahres hatte der Fraktionssprecher der Freien Wähler, Dieter Renz, deutlich gemacht, dass man bei den freiwilligen Leistungen der Stadt dringend den Rotstift ansetzen müsse, weil sie mit einem Gesamtvolumen von zwei Millionen Euro "massive Dimensionen" angenommen hätten und das Geld dringend für Investitionen benötigt werde. Angeführt wurde die Sanierung der Egenhauser Straße, der Alten Apotheke und des Altstadt-Rathauses, die Umgestaltung des Postplatzes, Neubau einer Mensa auf dem Gelände der Friedrich-Boysen-Realschule und diverse Tiefbaumaßnahmen. Zur Finanzierung muss die Stadt ein Darlehen von 3,6 Millionen Euro aufnehmen.

Dann sollte wenigstens der Verwaltungshaushalt einen Überschuss ausweisen, hält der Rathauschef für dringend geboten und legte bei den Klausurtagen im November und Dezember eine Liste mit Einsparpotenzialen vor. Mehrheitlich beschlossen wurde, die Öffnungszeiten des Bürgerbüros im Rathaus zu reduzieren. Statt an vier ist die Anlaufstelle der Stadt künftig nur noch an zwei Samstagvormittagen geöffnet. Das Altstadtfest im Sommer wird gestrichen. Die Kosten der Aufbauten stehen für den Bürgermeister "in keinem Verhältnis" zur nachlassenden Attraktivität und Dauer der Veranstaltung "für nur einen Abend". Der traditionelle "Stäffeleslauf" könnte trotzdem stattfinden, "wenn die Skizunft dafür ist" und die Zuschauer in Eigenregie bewirtet.

Obwohl die beiden Sonderschauen im Schlossmuseum ein Publikumsmagnet für Auswärtige seien, habe man sich dazu durchgerungen, die Osterausstellung fallen zu lassen. Hauptgrund seien hohe Personalkosten des Betriebshofes und der Altensteiger Stadtwerke. Feeß kann sich vorstellen, dass der Heimat- und Geschichtsverein als Träger "schrittweise mehr Verantwortung übernimmt". Soll heißen: selbst eine Osterausstellung in kleinerem Rahmen auf die Beine stellt.

Für das Schlachthaus in Überberg wird ein Pächter gesucht. Vorstellbar ist für den Rathauschef, dass sich einer der fünf Landwirte, die dort Rinder und Schweine zerlegen, darum bewirbt. Für die Backhäuser in Walddorf, Berneck, Wart und Altensteigdorf will man den Betrieb "so wie in Spielberg" ausschließlich Vereinen überlassen. Die öffentlichen Toiletten im Altensteiger Stadtgarten und auf dem Bernecker Marktplatz werden geschlossen, dann spart man sich die täglichen Reinigungskosten. "Bei Veranstaltungen sind sie aber geöffnet", versichert Feeß.

Weil in Altensteig "städtische Räume leer stehen", will die Kommune Vereine und Gruppen umquartieren und dadurch Mietkosten sparen.

Dass 30 bis 40 Prozent der Arbeitszeit von 20 Beschäftigten des städtischen Betriebshofes für den Auf- und Abbau bei Veranstaltungen draufgehen, ist für den Rathauschef "viel zu viel". Vereine, Kindergärten und Schulen müssten in Zukunft selbst aktiv werden. Dann hätten die Arbeiter auch wieder Luft für die Pflege von Wiesen und Straßenrändern, anstatt für 50 000 Euro Fremdaufträge zu vergeben. Geplant sei außerdem, zur Generierung von Einnahmen in diesem Jahr weitere 500 Festmeter Holz aus dem Stadtwald einzuschlagen.