Für Anfänger ist es gar nicht so leicht, beim Tauchen die Höhe zu halten. Beim Unterwasser-Jenga liegt unsere Autorin Lena Wind eher auf dem Beckenboden statt im Wasser zu schweben. Foto: Groß Foto: Schwarzwälder Bote

Mittendrin: Ein Besuch beim Schnuppertraining des Unterwassersportclubs im Walddorfer Hallenbad

Abtauchen. Die Sommerhitze abschütteln und eintauchen in die Welt des Unterwassersports. Das darf ich am Montagabend beim Schnuppertraining mit Elmar Groß, Ausbilder beim Unterwassersportclub (USC) Altensteig.

Altensteig. Bevor ich das erste Mal "Pressluft schnuppern" kann, wie die Taucher sagen, treffe ich mich mit dem USC-Vorsitzenden Thomas Korte im Clubhaus der Unterwassersportler in Ebhausen. Im Materialraum hängen Neoprenanzüge in allen Größen und Farben. "Weil ihr heute nur im Hallenbad tauchen geht, können wir uns den aber sparen", meint Thomas. Die Anzüge werden eher für die Tauchgänge im Freien gebraucht. Zum Beispiel im Haussee der Altensteiger: der Erzgrube.

Ich bin ganz froh, dass es für mich heute erst mal nur ins Walddorfer Hallenbad geht. Das ist an seiner tiefsten Stelle zwei Meter tief und die Sicht unter Wasser reicht von einem Ende des Beckens zum anderen. Das ist mir recht. Denn obwohl ich lange Rettungsschwimmen gemacht habe und mich im Wasser wohl fühle, ist mir die Vorstellung unter Wasser zu atmen nicht ganz geheuer.

"Unter Wasser zu atmen ist auch nicht normal"

"Unter Wasser zu atmen ist auch nicht normal", gibt Elmar Groß zu. Er ist Ausbilder beim USC und wird mein Schnuppertraining leiten. Genau wie Thomas ist er davon überzeugt, dass Tauchen ein "wunderschöner Sport" ist. Es sei wie Schweben unter Wasser. "Tauchen ist nicht gefährlich, man muss nur die Gefahren kennen, die entstehen können", versichert Elmar. Dann suchen die beiden mir im Lagerraum direkt eine Tarierweste heraus, ein sogenanntes Jacket. Daran wird die Pressluftflasche befestigt und man kann sie anziehen wie eine Jacke. "Du brauchst noch Blei", meint Kai, Elmars Sohn und Jugendwart beim USC. Und es ist sein voller Ernst: Er steckt zwei schwere Bleistücke in die Taschen meines Jackets. "Das hat mit dem archimedischen Prinzip zu tun", erklärt Elmar das Handeln seines Sohnes. Um unter Wasser zu bleiben, muss der Taucher mehr wiegen, als das Wasser, das er verdrängt. Das habe ich tatsächlich auch schon mal gehört.

Zwanzig Minuten später sind wir im Hallenbad. Ich werde noch unter die Dusche geschickt und mit Flossen und Taucherbrille ausgestattet und dann gehts los. "Jetzt kommt was ekliges: Wir spucken kräftig in die Taucherbrille rein und verreiben die Spucke. Dann beschlägt die Brille nicht", erklärt Elmar. Das ist wirklich etwas eklig, schockt mich aber nicht, weil ich einige Schwimmer kenne, die diesen Trick anwenden. Im hüfthohen Wasser stehe ich am Beckenrand und atme schon mal durch den Mund. Denn anders als meine gewohnte Schwimmbrille bedeckt die rote Spucke-Brille auch die Nase. Auf dem Beckenrand steht meine Pressluftflasche, an der Kai mehrere Schläuche befestigt hat: ein Inflatorschlauch, mit dem ich Luft in mein Jacket hinein und hinaus pumpen kann, einen Schlauch mit Finimeter, der den Druck in der Pressluftflasche anzeigt und einen Schlauch mit dem Mundstück, durch das ich atmen kann, Automat genannt.

Zeichensprache ist angesagt

Bevor ich das Jacket anziehe, erklärt mir Elmar noch kurz ein paar Handzeichen für die Kommunikation unter Wasser. Schließlich kann man als Taucher zwar unter Wasser atmen, aber nicht reden. Am wichtigsten dabei: Daumen hoch bedeutet nicht "alles in Ordnung", sondern "ich will auftauchen".

Dann schlüpfe ich in das Jacket hinein und schnalle es fest. Anschließend nehme ich den Automaten in den Mund und konzentriere mich darauf ganz ruhig durch den Mund zu atmen. Ich fühle mich ein bisschen wie ein Astronaut, obwohl ich nicht mal einen Neoprenanzug trage. Beim Ausatmen macht der Automat rasselnde Geräusche. Vielleicht doch mehr Darth Vader als Astronaut. "Unter Wasser hört man das gar nicht", sagt Elmar.

Dann tauchen wir ab. Ich konzentriere mich hauptsächlich aufs Atmen. Der Rest – auch der Druckausgleich im Trommelfell – klappt durch meine Schwimmerfahrung zum Glück von alleine. Gelegentlich zupft Elmar an einer meiner Flossen und zeigt mir, dass ich die Richtung ändern soll. Im tieferen Teil des Beckens liegen ein Ball, Bauklötze und Wurfraketen bereit. Beim Stapeln der Klötze merke ich, dass es mich immer wieder auf den Boden zieht, während Elmar wirklich im Wasser schwebt. Ich versuche das durch schnellere Beinbewegungen und Abstoßen vom Boden auszugleichen. "Das machen die meisten Anfänger so", sagt Elmar bei einer kurzen Pause. Das liege daran, dass ich noch nicht richtig tarieren könne. Mir fehlt das Gefühl für den Höhenausgleich. "Du kannst mehr Luft in dein Jacket lassen, um das auszugleichen", rät er mir. Tatsächlich wird es dadurch besser.

Erfahrene Taucher gleichen die Tauchhöhe aber mit ihrer Lunge aus. Deshalb zeigt mir Elmar eine Übung namens Lungenwaage. Dazu legen wir uns bäuchlings auf den Beckenboden und atmen tief ein und aus. Durch das Einatmen hebt sich der Oberkörper, durch das Ausatmen senkt er sich wieder ab. Dieses Wissen macht es mir leichter, meine Tauchhöhe zu regulieren. "Das klappt doch schon richtig gut", lobt Elmar in der Pause.

Wieder unter Wasser, gibt er mir ein Zeichen, ihm zuzuschauen. Er nimmt seine Taucherbrille ab und setzt sie wieder auf. Natürlich ist sie jetzt voller Wasser. Elmar atmet kräftig durch die Nase aus. Das blubbert ganz schön, aber danach hat er wieder freie Sicht. Jetzt soll ich das nachmachen. Ich ziehe die Tauchmaske erst mal nicht ganz ab, sondern hebe sie nur etwas an. Das Wasser strömt hinein und ich kann nur noch verschwommen sehen. Ich zwinge mich ruhig zu bleiben, drücke zwei Finger auf die Brille und atme kräftig durch die Nase aus. Es klappt. Meine Maske ist ausgeblasen. Allerdings habe ich mich verschluckt und gebe darum das Zeichen zum Auftauchen. Nach einem kurzen Hustenanfall bekomme ich wieder großes Lob: "Du bist vollkommen angstfrei oder wie", fragt Elmar. "Was auch ungewöhnlich ist, du hast keinen Nasenreflex", wundert er sich.

Der Nasenreflex soll das Ertrinken verhindern. Er sorgt dafür, dass die Atmung durch die Nase unter Wasser gestoppt wird. "Das macht vielen Anfängern monatelang zu schaffen", meint Elmar. Ob ich damit mal Probleme hatte, weiß ich nicht mehr. Aber beim Schwimmen atme ich auch ins Wasser aus. Beim Tauchen kommt allerdings die Sache mit der "Taucherschminke" hinzu: durch den Druck unter Wasser läuft einem die Nase. Das finde ich ekliger als die Spucke in der Taucherbrille, aber Elmar winkt ab. Das sei ganz normal. Wir drehen noch ein paar Runden unter Wasser. Dann ist die Stunde auch schon vorbei.

Zum Abschluss ein "Deko-Bier" im Clubheim

"Du müsstest eigentlich echt mit dem Tauchen anfangen", sagt Elmar am Ende. Im Herbst möchte er einen Kurs speziell für Jugendliche ab 14 Jahren starten. "Da können aber auch Erwachsene mitmachen",sagt er. Ich bin jedenfalls positiv überrascht von meiner ersten Gerätetaucherfahrung.

Die anderen Taucher gehen im Anschluss gemeinsam ins Clubheim, um dort noch ein traditionelles "Deko-Bier" zu trinken. Denn obwohl man beim Tauchen von Wasser umgeben ist, sorgt die Druckluft schnell für einen trockenen Mund. Ich begnüge mich lieber mit dem Wasser aus meiner Trinkflasche und verabschiede mich.

Es wird Zeit für einen Selbstversuch. Ob ganz alltäglich oder doch außergewöhnlich, ob schweißtreibend-sportlich

oder musisch-entspannt – unsere Reporter geben in der Serie "Mittendrin" alles. Sie schwitzen mit beim Sport, wagen sich ans Bogenschießen oder versuchen sich am Stocherkahnfahren.