Zu einer Besprechung über den Ablaufplan der kommenden Tage haben sich die Tälemer Fackler getroffen. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder Bote

Fackeln: Die "Tälemer" und die "Tannenbergler" bereiten sich auf das feurige Ereignis an Heiligabend vor

Wenn am Heiligen Abend um 18 Uhr der erste Glockenschlag der Evangelischen Stadtkirche ertönt, wird in der Altensteiger Kernstadt nach altem Brauch gefackelt.

Altensteig. Die "Tälemer" und die "Tannenbergler" stecken auf dem Schloss- und Hellesberg einen sieben bis acht Meter hohen, fachmännisch aufgeschichteten Holzstoß in Brand. Mitgebrachte Handfackeln der Zuschauer – es werden jedes Jahr mehr, die sich das Schauspiel nicht entgehen lassen wollen –, verwandeln die Umgebung in ein wogendes Lichtermeer. Viele machen sich zu Fuß von der Unterstadt auf den Weg, andere stellen ihr Fahrzeug auf den Zufahrtsstraßen im Gewerbegebiet Turmfeld ab. Die Tannenbergler mit Werberingchef Uwe Seeger haben sich seit Monaten an der Abzweigung Egenhauser Straße/Reitstall getroffen, das gesammelte Holz wird zersägt, geschlitzt und zum Trocknen in ihrer Hütte aufbewahrt.

Besonders aktiv sind die Tälemer mit ihrem Vorsitzenden Manfred Keller – allein durch seinen wallenden Bart eine imposante Erscheinung. Ihr Fackelschopf steht auf halber Höhe des Schlossbergs.

Das Holz stammte früher größtenteils aus dem Stadtwald, in diesem Jahr hat der Verein auch vom Abbruch des Gasthauses "Goldener Stern" in der Poststraße profitiert. Benötigt werden zwischen 30 und 40 Kubikmeter, damit der brennende Holzstoß weithin sichtbar ist – möglichst weiter als jener der Tannenbergler.

Am Montagabend haben sich die Tälemer zur Besprechung über den Ablauf der nächsten Tage in ihrem Schopf getroffen. Aber auch, um die erfolgreich abgeschlossene Holzaufbereitung mit Bauernbrot, Schwarzwälder Schinken und Flaschenbier gebührend zu feiern.

Am Samstagmorgen, 22. Dezember, wird um 7 Uhr mit der Räumung des Holzlagers nebenan begonnen. Mit dem Lastwagen geht es zum Fackelplatz. Am Heiligen Abend heißt es ebenfalls früh aufstehen. Pünktlich um 6 Uhr wird mit dem Aufsetzen des Holzstoßes begonnen. Die Tälemer würden sich über viele Helfer freuen. Als Belohnung winkt ein herzhaftes Vesper, verspricht "Tälesschultes" Manfred Keller.

Das Ende der Arbeiten, die großes Geschick und viel Erfahrung erfordern, wird mit einem "Kanonenschlag" angezeigt. Am Abend wird, wie erwähnt, die mit Holzwolle ausgelegte Brandspur mit Benzin übergossen und angezündet. Die Flammen schlängeln sich bis zum Holzhaufen, der kurze Zeit später lichterloh brennt. Dann werden auch die Wachsfackeln der Zuschauer angezündet.

Umfragen haben ergeben, dass manche aus Stuttgart, Ludwigsburg, Reutlingen, Pforzheim und dem Kreis Freudenstadt anreisen. Für weggezogene Freunde und Bekannte ist das Weihnachtsfackeln ein beliebter Treffpunkt zum Wiedersehen. Früher wurde das Schauspiel von Blasmusikern musikalisch begleitet. Seit einiger Zeit schweigen die Trompeten. "Langsam gebe ich die Hoffnung auf", bedauert Keller. Beendet wird das Jahr 2018 für die Tälemer mit einem Weißwurstfrühstück an Silvester.

Gefackelt wird am Heiligen Abend nicht nur in der Kernstadt. In Berneck ist der Marktplatz ab 17.30 Uhr der Treffpunkt. Aufgeführt wird diesmal ein Krippenspiel, der Männergesangverein erfreut die Umstehenden mit weihnachtlichen Weisen. Pfarrerin Dorothee Jung sendet einen geistlichen Impuls aus. Dann ziehen alle gemeinsam in Richtung Thann. Auf halber Höhe haben die "Fackelbuben" einen großen Holzstoß aufgebaut, der nach kurzer Zeit ebenfalls in Flammen stehen wird.

Zum Aufwärmen werden heiße Getränke mit und ohne Alkohol angeboten. In Walddorf wird fünf Minuten nach dem Ende des Heilig-Abend-Gottesdienstes in der evangelischen Johanneskirche auf einer Wiese unweit des Sportplatzes ein Holzgerüst verbrannt, das eher einem indianischen Tipi gleicht. Das Fackeln in Altensteigdorf auf einer Wiese am Kirchspielplatz wird immer beliebter. Traditionell geht eine Gruppe der Fackler rechts und die andere links um den aufgeschichteten Holzstoß. Wenn sie sich begegnen, wird das Feuer entfacht. Weihnachtslieder werden gespielt, Punsch und Glühwein ausgeschenkt.