Zahlreiche Preise gingen bei der Lossprechungsfeier der Kreishandwerkerschaft an erfolgreiche Junggesellen aus der Region. Foto: Priestersbach

Lossprechungsfeier der Kreishandwerkerschaft Calw. Mögliche Abschaffung des Meisterbriefs in der Kritik.

Altensteig-Wart - Im Rahmen einer Feierstunde im Congress Center Wart fand am Samstag die offizielle Lossprechung der 226 erfolgreichen Junghandwerker in der Kreishandwerkerschaft Calw statt. Gleichzeitig konnten dabei die Innungs- und Kammersieger aus diesem Prüfungsjahrgang ausgezeichnet werden. Wie Kreishandwerksmeisterin Roswitha Keppler und Ressortleiter Michael Rau in ihrer Begrüßung hervorhoben, hätten die Gesellen mit ihrem Abschluss ein wichtiges Etappenziel erreicht – und seien die Zukunft des Handwerks. Rau betonte, dass die Handwerker dafür sorgen, dass alles vorhanden ist, was für das tägliche Leben benötigt wird. Auch deshalb seien die Junghandwerker "eminent wichtig für unsere Gesellschaft".

"Das Handwerk hat goldenen Boden – gestern, heute und in Zukunft", unterstrich Roswitha Keppler. So sieht sie in der demografischen Entwicklung nicht nur Nachteile, denn sie berge ebenso die Möglichkeit, "garantiert einen Arbeitsplatz zu bekommen" – zumal Fachkräfte im Handwerk dringend gesucht werden. Kritisch äußerte sich die Kreishandwerksmeisterin indes zu EU-Bestrebungen, den Zugang zu bisher reglementierten Berufen zu erleichtern. "Es kann meiner Meinung nach nicht wahr sein, dass die EU-Politik den Meisterbrief in Frage stellt", sagte Keppler.

Die Festansprache hielt in diesem Jahr Peter Hofelich, der Beauftragte der Landesregierung für Mittelstand und Handwerk. Er sprach von einer eindrucksvollen Lossprechungsfeier und bescheinigte den erfolgreichen Junggesellen viel Fleiß und Zielstrebigkeit. Gleichzeitig betonte er, dass Baden-Württemberg als "Mittelstandsland auf die Stärke in der Fläche baut". Denn mit 735.000 Beschäftigten sei das Handwerk in der Tat "die Wirtschaftsmacht von nebenan".

Im Congress-Center unterstrich der Mittelstandsbeauftragte, dass die berufliche Ausbildung genauso wichtig sei wie die akademische, "denn sie ist die Basis für unsere Wirtschaft". Mit dem Hinweis, dass "uns die ganze Welt um das Duale System beneidet", kündigte er Widerstand gegen Bestrebungen an, die "einzigartige Qualifikation" des Meisters abzuschaffen. Allerdings müsse es zur Fachkräftesicherung möglich sein, im Ausland erworbene Qualifikationen anzuerkennen. Ebenso sei die Politik gefordert, auch bei zurückgehenden Schülerzahlen für erreichbare Berufsschul-Standorte zu sorgen.

"Das Erlernen eines Handwerksberufes ist heute kein Zuckerschlecken mehr", machte der CDU-Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel deutlich und attestierte den Junggesellen viel Fleiß. Weil das deutsche Bildungssystem in den vergangenen Jahren viel durchlässiger geworden sei, sprach er von "tollen Chancen für den Nachwuchs" – sei es in Form eines Studiums oder der Selbstständigkeit. Zudem müsse man andere Länder für die Duale Ausbildung gewinnen, aber ebenso die Tore für junge Menschen aus Südeuropa öffnen.

"Das ist ein guter Tag für den Landkreis", erklärte der Erste Landesbeamte Frank Wiehe und fügte hinzu: "Ein florierendes Handwerk ist das Rückgrat der heimischen Wirtschaft." Als Schulträger bekenne sich der Landkreis zu den attraktiven und wohnortnahen Berufsschul-Standorten in Calw und Nagold. Deshalb seien im Kreishaushalt für 2014 auch 1,6 Millionen Euro für bauliche Investitionen vorgesehen, so Frank Wiehe.

Im Namen der erfolgreichen Gesellen machte Micha Ulmer deutlich, dass die Auszubildenden viel gelernt und Erfahrungen gesammelt hätten. Gleichzeitig dankte er allen Beteiligten, die den Auszubildenden mit Rat und Tat zur Seite standen.

Umrahmt wurde die Lossprechung in diesem Jahr von der "Dr. Gonzo Band" aus Spielberg, deren Bandleader Werner Thomasi selbst Stuckateurmeister ist.