Baden-Württemberg will mehr Pflegekräfte aus dem Ausland ins Land holen. (Symbolbild) Foto: imago images/photothek/Ute Grabowsky/photothek.net via www.imago-images.de

Das Land Baden-Württemberg finanziert Deutschkurse im Ausland mit rund einer Million Euro. Damit sollen mehr ausländische Altenpfleger für den Südwesten gewonnen werden. Der Bedarf dürfte in Zukunft steigen.

Baden-Württemberg sucht nach zusätzlichen Pflegekräften aus dem Ausland. Deshalb will das Land mehr mit der Bundesagentur für Arbeit zusammenarbeiten und in den Sprachunterricht investieren. Man werde Deutschkurse von ausländischen Pflegekräften in deren Herkunftsland mit einer Million Euro finanzieren, erklärte Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) am Mittwoch in Stuttgart. Zudem nimmt Baden-Württemberg an einem Programm der Bundesagentur teil, mit dem Pflegefachkräfte aus Ländern wie Bosnien-Herzegowina, Tunesien und den Philippinen angeworben werden sollen.

Im Jahr 2013 startete das Programm „Triple Win“. In dessen Rahmen werden potenzielle Beschäftigte bereits in ihren Heimatländern auf ihren Einsatz in deutschen Pflegeheimen vorbereitet. Bei der Anerkennung ihrer ausländischen Abschlüsse werden sie genauso wie bei ihrer Eingliederung an ihrem deutschen Arbeitsplatz von Betreuern unterstützt. So soll in besonderem Maße sichergestellt werden, dass die Anwerbung der Menschen rechtlich und moralisch einwandfrei verläuft und auch die Herkunftsländer davon profitieren.

Opposition kritisiert Programm der Regierung

Nach Angaben Luchas haben im Jahr 2020 rund 1700 Pflegekräfte aus dem Ausland auf der Grundlage ihrer Qualifikation eine Erlaubnis zum Arbeiten in Baden-Württemberg bekommen. Bei weiteren rund 2000 ist die Erlaubnis eingeschränkt, weil zum Beispiel noch Prüfungen fehlen. Über das Programm „Triple Win“ hofft das Land, weitere 200 Pflegekräfte zu gewinnen.

Das reicht aber nicht aus, betonte Lucha. „Wir müssen unsere Anstrengungen zur Fachkräftegewinnung verstärken und alle verfügbaren Stellschrauben nutzen, weil wir einen unglaublich hohen Bedarf an Pflegeberufen haben“, sagte der Minister.

Aus Sicht der oppositionellen AfD-Fraktion setzt Lucha falsch an: „Wenn in einem bevölkerungsreichen Land wie Deutschland niemand im Pflegebereich arbeiten will, dann muss man an den Bedingungen in diesem Bereich etwas ändern und nicht einfach in schlimmster Kolonialherrenmanier Arbeitskräfte aus dem Ausland „rekrutieren““, sagte AfD-Fraktionschef Bernd Gögel. Das gewonnene Personal bleibe letzten Endes wohl ohnehin nicht lange. „Niemand will unter solchen Bedingungen arbeiten – das ist schlichtweg Fakt“, sagte Gögel.

Mehr Menschen im Südwesten benötigen im Alter Hilfe

Aber die Zeit drängt, denn die Situation in der Altenpflege in Baden-Württemberg wird nach einer Prognose der Krankenkasse Barmer brisanter als zuvor vermutet. Bis zum Jahr 2030 werden demnach 710.000 Menschen auf entsprechende Hilfe angewiesen sein. Das wären über ein Fünftel mehr Menschen, die dann Hilfe benötigten als bislang angenommen. Zugleich fehlen laut Barmer zusätzlich Tausende Pflegekräfte. Bundesweit gingen Experten sogar davon aus, das bis zum Jahr 2025 rund 150.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt würden, sagte Vanessa Ahuja, Vorständin Leistungen und Internationales der Bundesagentur für Arbeit.

Nach Angaben der Bundesagentur waren Ende des vergangenen Jahres in Baden-Württemberg rund 140.000 Männer und Frauen in der Berufsgruppe Krankenpflege sozialversicherungspflichtig beschäftigt, in der Altenpflege waren es mehr als 77.000. „Die Pflegeberufe gelten bereits seit Langem als Engpassberufe und der demografische Wandel wird weiterhin zu einer steigenden Zahl an Pflegebedürftigen führen, dem ein knappes Arbeitsangebot an Pflegekräften gegenübersteht“, hieß es am Mittwoch im Gesundheitsministerium.