Benjamin Wendel spielt in "Einer für Alle" den jungen "D’Artagnan". Im Frühjahr wird das Stück im Rahmen des Kinder- und Jugendtheaterfestivals im Europäische Forum am Rhein aufgeführt, bereits ab dem 18. September ist es im "Baalino"-Zelt in Offenburg zu sehen. Foto: Köhler

Altenheim/Offenburg - Nach schwierigen Zeiten ohne Vorführungen startet das Theater Baal wieder durch: In der neuen Spielzeit sollen sowohl Erwachsene, als auch Kinder auf ihre Kosten kommen – mit einem neuen Programm des Theaters und einem Hygienekonzept.

"Wir sind skeptisch, aber voller Hoffnung", erklärt der Intendant des Theaters Baal, Edzard Schoppmann. Er sei froh, wieder spielen zu dürfen, spricht aber auch von "Detektivarbeit", die nötig war, um die Bedingungen dafür herauszufinden. Stichwort: 3G-Regeln. Nach aktuellem Stand dürfen Geimpfte, Genesene und Getestete die Theateraufführungen besuchen – bei vollem Haus mit Maske. "Das kann sich jedoch am Montag ändern", sagt Schoppmann mit Blick auf die kommende neue Corona-Verordnung des Landes.

Kleiner Unfall mit der Bühnendekoration

Ungeachtet aller Schwierigkeiten hat sich das Theater ein Programm überlegt. Im Theaterwerk in Offenburg erklärte Schoppmann, dass vor allem Kinder mit dem neuen "Baalino"-Theaterzelt im Fokus stehen. Das deutsch-französische Jugendprogramm komme in Deutschland nicht so gut an wie in Frankreich. Das Interesse sei vor allem auf dem Land eher gering. Um dieses wieder zu wecken, plant Schoppmann das Kinder- und Jugendfestival zu Beginn des kommenden Jahres mit Veranstaltungen im Europäischen Forum am Rhein in Altenheim. Vorführungen wie "Einer für alle" – eine Geschichte angelehnt an die der "Drei Musketiere" von Alexandre Dumas – sowie "Wie das Elefantenkind zu seinem Rüssel kam" sollen die Kinder für das Theater begeistern.

Aber auch die Erwachsenen werden im Europäischen Forum nicht zu kurz kommen: Am 1. Oktober wird "Metamorphosen" erstmals vor Publikum aufgeführt. Das Stück hatte das Theater während des Lockdowns bereits online gezeigt. "Es geht um Transformationen, das passt zum heutigen Zeitgeist", blickt Schoppmann auf die Aufführung voraus. "Die Zuschauer werden in Glaskästen sitzen und über die Bühne geschoben. Das ist Auto-Scooter im Theater", erläutert der Intendant die Besonderheit der Vorführung.

Das Theater wartet jedoch auch mit komplett neuen Stücken auf: "Ein wenig Farbe" behandelt die Geschichte einer jungen Transgender-Frau und beschäftigt sich mit der sexuellen Identität. Vorgeführt wird es am 29. und 30. Oktober sowie am 5. und 6. November. Für das Frühjahr des kommenden Jahres geplant sind Vorführungen von Georg Büchners "Lenz" in einer deutsch-elsässischen Fassung, "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" – laut Schoppmann ein "sprachlicher Parforceritt" – sowie eine badisch-elsässische Version des hessischen Volksstücks "Der fröhliche Weinberg".

Stück mit Witz

Schoppmann gab zudem noch einen kurzen Blick in die Finanzen des Theaters. "Wir haben uns ganz gut durchgeschlagen", sagt der Intendant. Man sei "nicht in die Miesen" geraten. Grundlage dafür seien die Hilfen von Bund und Land gewesen.

Was die Schauspieler des Theaters können, zeigte Benjamin Wendel in einer Kostprobe von "Einer für alle". Darin schlüpfte er in die Rolle des "D’Artagnan", der sich auf dem Weg nach Paris macht, um Musketier zu werden. Auf der kleinen Bühne im Kindertheaterzelt nahm er die Pressevertreter durch seine lebendige Körpersprache in seinen Bann. Es ist leicht vorstellbar, dass sich die Kinder für diesen Auftritt begeistern werden, da das Stück mit Witz geschrieben ist und Wendel immer wieder direkt ins Publikum blickt, das nur wenige Meter entfernt sitzt. Stoppen ließ Wendel sich nur dadurch, dass kleine Seile, Teile der Bühnendekoration, auf ihn herabstürzten. Ein abruptes Ende der Vorführung, das Regisseurin Florence Hermann mit Humor nahm. "Wir arbeiten noch am Bühnenbild", erklärte sie im Anschluss an den kleinen Unfall.

Wer nicht bis zum Start der Saison im Europäischen Forum am Rhein in Altenheim warten möchte, kann am heutigen Freitag nach Ottenheim kommen, um die Schauspieler zu bestaunen: Das Theater Baal spielt ab 20 Uhr das Stück "Die Rheintöchter" von Tilmann Krieg auf dem Rathausplatz.