Bei der Übergabe der Denkmalstiftung (von links): Ralf Räpple, Architekt Andreas Kampert, Jamila Möller, Marc Frank, Lotto-Regionaldirektor, OB Jürgen Großmann, Boysen-Geschäftsführer Rolf Geisel, Wolfgang Riehle, Vorstandsmitlied der Denkmalstiftung, Bauleiter Stefan Seidt. Foto: Fritsch

Die Restaurierung der "Alten Post" ist in vollem Gange – und durchaus kostspielig. Da kommt finanzielle Unterstützung gerade recht. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg fördert die Sanierung mit 50 000 Euro aus Mitteln der Lotterie Glücks-Spirale.

Nagold - Die Kosten der aufwendigen Restaurierung des historischen Gebäudes schätzt Architekt Andreas Kampert auf 1,5 bis 1,8 Millionen Euro. Die Spende der Denkmalstiftung ist dabei nur ein Teil der Fördergelder, die in das Projekt fließen – aber damit nicht weniger hilfreich: Die bautechnische Herausforderung ist enorm. "Bauwerke dieser Art sind immer voller Überraschungen", sagte Wolfgang Riehle, Vorstandsmitglied der Denkmalstiftung, bei der Übergabe des 50 000 Euro schweren Spendenschecks.

Derzeit erhält die "Alte Post" eine Erneuerung des Daches samt Wärmedämmung, Instandsetzungen am Fachwerk und der gesamten Außenfassade folgen. Im Inneren sollen Holztäfer und die dekorierten Holzdecken denkmalgerecht restauriert werden. "Die Eigentümergemeinschaft schultert hier eine enorme Aufgabe und finanzielle Herausforderung", betonte Riehle. "Als Denkmalstiftung können wir solches Engagement für ein herausragendes Kulturdenkmal nur unterstützen."

Prominente Gäste

Nagolds Stadtoberhaupt Jürgen Großmann erzählte aus der Historie des jahrhundertealten Gebäudes. Egal ob es Franz-Josef Strauß war, der in der "Alten Post" dinierte, oder der ehemalige Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger, der dort seine Hinterzimmergespräche führte – die Bedeutung der "Alten Post" für die Stadtgeschichte sei bis heute "ungebrochen."

Doch das eigentlich Reizvolle laut Großmann: "Das ehrenamtliche Engagement der Nagolder Bürgerschaft." Der OB erzählt von der Krise der Gastronomie in den 80er Jahren, bei der die Bürger Initiative ergriffen und sich vornahmen: "Dieses Gebäude überlassen wir nicht seinem Schicksal!" Mit Erfolg.

Ab 2010 wurde die Gastronomie dann erneut kräftig vorangetrieben. "Die Ansätze und Überlegungen waren enorm", bilanzierte Großmann. Damals sind knapp eine Million Euro an Unterstützungsleistung geflossen, um das Gebäude zu beleben. Doch das "gut durchdachte Konzept" brachte nicht den gewünschten Erfolg. Für die Stadt Anlass, die nächste "Phase" einzuleiten: "Wir wollten das Gebäude nochmals halten und mit Leben füllen", sagte Großmann.

Hierbei kam die Firma Boysen ins Spiel, ohne deren "Spagat als Unternehmen" das Vorhaben nicht möglich gewesen wäre, betonte der OB. Damit habe man nun "zwei Garanten für dauerhaften Erfolg." Großmann lobte zudem die ehemaligen Eigentümer und Teilhaber des Gebäudes, die "die Lage erkannt haben und den Weg frei gemacht haben. Das ist nicht selbstverständlich."

Auch eine soziale Aufgabe

Seitdem füllt Boysen die Gastronomie "mit neuem Leben" – und die Stadt kümmert sich vor allem um den Wohnraum. Denn neben der historischen Dimension gehe es auch um eine soziale Aufgabe: "Die Stadt entscheidet, wer hier wohnt und zu welchem Preis", erklärte Großmann.

"Wir wollen die Post überleben lassen", sagte auch Boysen-Geschäftsführer Rolf Geisel. Er betonte, dass es bei dem Gebäude nicht um wirtschaftlichen Erfolg gehe, sondern "um unseren Beitrag für die Region." Das Ziel: "Es soll wieder jeder Nagolder tiefe Freude daran haben, in das Lokal zu gehen."

Der Boysen-Chef wagte zudem eine Prognose: "Warten wir mal ab, ob wir es schaffen, bis Weihnachten kein Gerüst mehr zu haben." Immerhin: Besagte "Überraschungen" beim Bau habe es laut Architekt Kampert bislang noch keine gegeben.

Die "Alte Post" sei auch über Nagold hinaus ein leuchtendes Beispiel, betonte Großmann zum Schluss der Scheckübergabe – nicht nur für den Erhalt historischer Gebäude, sondern auch für die Belebung der Innenstädte. Und die Denkmalstiftung sollte Nagold durchaus noch im Hinterkopf behalten: "Wir haben noch zwei schöne Themen", verkündete Großmann.