Totgesagte leben länger. Das gilt nicht nur für manche Politiker sondern auch für Nagolds ehemalige ABG-Halle. Sport treibt dort zwar keiner mehr. Doch warum steht die Halle dann immer noch da?
„Lost Places“ sind ja schwer angesagt. „Verlorene Orte“, die einen ganz besonderen Charme der Vergangenheit versprühen, erfreuen sich großer Beliebtheit. Verlassene Hotels, alte Fabrikhallen, unbewohnte Villen.
Es gibt regelrechte Jäger solch verlassener Orte. Und Fotos und Filme aus besagten „Lost Places“ erfreuen sich im Netz auf Youtube, Instagram und Co. hoher Klickzahlen.
Einen reichlich verloren wirkenden Ort hat auch Nagold zu bieten: Die ehemalige Sporthalle des Aufbaugymnasiums in der Wilhelmstraße.
Die Halle ist mehr Lost als Place
Nur Lost-Place-Jäger kommen in dem Bau nicht wirklich auf ihre Kosten. Dafür macht die alte Halle einfach zu wenig her, wirkt zu bieder und mufffig. Vor allem aber wirkt sie vergessen. Sie ist eben mehr Lost als Place.
Fünf Jahre ist es her, da berichtete die Redaktion über das Bauwerk und dessen Zukunft. Geturnt und Sport getrieben wurde damals schon „seit Jahren“ nicht mehr in der Halle. Von Seiten der Stadt Nagold hieß es, dass die Sicherheitsanforderungen für die Nutzung als Turnhalle nicht mehr erfüllt werden konnten. Und schon damals sinnierte man, dass sie wohl abgerissen werden könnte.
Abgerissen wurde fünf Jahre später noch immer kein einziger Stein. Die etwa 50 bis 60 Jahre alte Halle steht heute noch genauso da wie vor fünf Jahren. Und auch das ihr vorgelagerte einstige Sportgelände wird nur zwischengenutzt – als Lagerfläche, nicht etwa als Bolzplatz oder gar Sportareal.
Zwischenlager für den Bauhof
Wie ist also der aktuelle Stand rund um die etwa 500 Quadratmeter umfassende Sporthalle (Nebenräume inklusive). „Die Halle wird als Zwischenlager für Möbel und den Bauhof genutzt“, antwortet Julia Glanzmann auf Nachfrage bei der Stadt Nagold. Ganz ähnlich auch die Nutzung des Freigeländes davor. Von einem „Zwischenlager für den Jahresunternehmer beziehungsweise als Lagermöglichkeit für verschiedene Baustellen“ werde das Gelände „in geringem Umfang“ genutzt. Zu sehen sind dort zum Beispiel gelagerte Rohre und weitere Baumaterialien oder auch Erdaushub von Baustellen in der Stadt.
Mittlerweile steht immerhin fest, dass die Halle abgebrochen werden soll – wenngleich es dafür bis jetzt keinen offiziellen Grundsatzbeschluss des Gemeinderats gibt, wie Glanzmann auf Nachfrage der Redaktion erklärt. Von einem „ersatzlosen Abriss“ spricht die Stadt, der seit 2017 sowohl die Halle als auch das Gelände gehören. Zur Erinnerung: Davor gehörte die Halle dem Land, das sie einst auch für sein Aufbaugymnasium (ABG) gebaut hatte, und es später dann an die Stadt vermietet hatte.
Pläne für das gesamte Areal
Wann die ABG-Halle nun wirklich abgerissen wird, da bleibt die Stadt bei der Auskunft dann doch eher vage. Doch Nagold hat Pläne, nicht nur mit dem Hallen-Grund sondern mit dem gesamten Areal zwischen Emminger Straße, Wilhelmstraße und Olgastraße.
„Das ist eines der letzten Reservegrundstücke der Stadt in Innenstadtnähe“, teilt Glanzmann mit. Und deshalb sei das Grundstück auch „besonders bedeutend“. Wenn Abriss und die neue Entwicklung des gesamten Areals anstehen, dann soll der Schwerpunkt auf Geschosswohnungsbau gelegt werden. Zum Zeithorizont informiert Glanzmann: „Die Entwicklung wird wahrscheinlich in den nächsten drei bis fünf Jahren aufgerufen werden.“
Sportstätte wird vermisst
Die Halle hat zwar nicht den Charme eines klassischen Lost Place, doch als Sportstätte wird sie in der Innenstadt durchaus vermisst.
Früher waren sowohl Schulen als auch Vereine in der Halle aktiv. Die ersatzlose Schließung der einteiligen einfachen Sporthalle verbesserte die angespannte Situation bei den Sportstätten jedenfalls nicht. Das ist besonders derzeit zu spüren, weil aktuell auch noch die Eisberghalle wegen ihrer Sanierung nicht zur Verfügung steht.