Der Kirchenvorstand der Alt-Katholischen Gemeinde Blumberg freut sich auf das anstehende Jubiläum (vordere Reihe von links): Simone Pfeiffer, Siegfried Schmid, Jutta Greitmann sowie (hinten, von links): Pfarrer Guido Palazzari, Oliver Neukum, Jörg Grassl. Auf dem Foto fehlen Ewald Weh und Peter Gleichauf. Foto: Altkatholische Gemeinde Blumberg

Die Alt-Katholiken sind seit 150 Jahren in Blumberg. Das wird am Sonntag gefeiert. Doch anfangs gab es Streit mit der römisch-katholischen Kirche.

Auf einem Gebiet von etwa 40 Kilometern Durchmesser ist die seelsorgerische Welt eine andere. Hier in der Region Blumberg gibt es nicht zwei, wie anderswo, sondern drei große Religionsgemeinschaften: die römisch-katholische Seelsorgeeinheit, die evangelische Gemeinde und die Alt-Katholiken.

 

Dabei bilden die sieben alt-katholischen Gemeinden im Randen- und Wutachtal mit Blumberg eine Besonderheit im katholischen Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland, wie es offiziell heißt, erklärt der alt-katholische Pfarrer Guido Palazzari aus Blumberg.

Dass diese Gemeinden so eng beieinander liegen, ist eine Seltenheit. Am Sonntag, 12. Oktober, feiert die Gemeinde Blumberg mit Zollhaus und Randen ihr 150-jähriges Bestehen. Die Festrede hält mit Angela Berlis von der Universität Bern die Theologin, die aus Blumberg stammt und 1996 mit einer Kollegin zur ersten alt-katholischen Priesterin in Deutschland geweiht wurde.

Die sieben Randen- und Wutachtalgemeinden bilden mit rund 640 Seelen, davon rund 370 Mitglieder in Blumberg, die stärkste Bündelung der Alt-Katholiken in ganz Südbaden. Und auch „diese Gemeindedichte wird sonst in unserem stark von der Diaspora geprägten Bistum nirgends erreicht“, sagt Pfarrer Palazzari, und: „Die Gemeinden hier sind auch heute noch ländlich geprägt, so dass in vielen Bereichen von einer kleinen Volkskirchlichkeit gesprochen werden kann. Traditionen und Gewohnheiten sind dadurch über den rein kirchlichen Raum hinaus von Bedeutung.“

Nach dem ersten Vatikanischen Konzil

Die Geschichte der Alt-Katholiken im Raum Blumberg geht bis in die Anfänge der alt-katholischen Bewegung im 19. Jahrhundert zurück. Entstanden ist sie nach dem ersten Vatikanischen Konzil 1869/70, als sich Papst Pius IX. von den Bischöfen die Unfehlbarkeit des Papstes sowie die höchste Rechtsgewalt und höchste Lehrvollmacht als Dogmen anerkennen ließ und Theologen und Laien, die diese Dogmen nicht anerkannten, exkommunizierte. Sie firmierten sich dann als Alt-Katholiken. Die alt-katholischen Gemeinden wählen ihre Pfarrer selbst, die Pfarrer dürfen auch heiraten.

Erste Vorträge über den Alt-Katholizismus fanden in Blumberg am 14. August 1874 durch Professor Michelis und zehn Tage später durch Bischof Reinkens statt. Eine alt-katholische Bewegung gründete sich am 30. September 1874.

Notkirche wird gebaut

Ausschlaggebend waren der Blumberger Kaufmann Hermann Troll und der Oberamtmann Alexander Wallau aus Donaueschingen, weiß Pfarrer Palazzari. In Blumberg führte die Gründung der neuen Konfession zu Spannungen mit der römisch-katholischen Gemeinde, zumal mehr römisch-katholische Gläubige zu den Alt-Katholiken übertraten und nach ihrer offiziellen Anerkennung die römisch-katholische Kirche mitbenutzen durften.

Zwist wegen der Glocken

Die romtreuen Christen mussten sich eine Notkirche bauen, da der Papst ihnen verbot, eine Kirche mit den Alt-Katholiken zu nutzen. Die Notkirche hatte anfangs keine Glocke. Deshalb war der Gebrauch der Glocken bei römisch-katholischen oder alt-katholischen Begräbnissen, Taufen und Trauungen in Blumberg ein ständiges Streitthema. Der Streit gipfelte darin, dass die Alt-Katholiken den Rom-Katholiken untersagten, die Glocken anlässlich des Todes von Papst Pius IX. zu läuten.

1907 ändert sich die Situation

1907 wandte sich das Blatt, die alt-katholische Gemeinde wurde aus der Pfarrkirche in die Notkirche verwiesen, da sie die Mehrheit in Blumberg verloren hatte. Doch die Spannungen gingen noch bis in die 1920er Jahre, erklärt Siegfried Schmid aus Zollhaus.

Er ist seit 1986 im Kirchenvorstand und seit 1998 als Vorsitzender und hat sich maßgeblich für das Gedeihen der Gemeinde eingesetzt, sagt Guido Palazzari. Ein weiterer Pfeiler im Gemeindeleben ist seine Ehefrau Monika Schmid, ein Motor der alt-katholischen Frauengemeinschaft, die in Blumberg aktiv ist. „Mir macht es Spaß, mit den Frauen etwas zu organisieren und die Gruppe am Leben zu halten und die Kirche sauber zu halten“, sagt sie.

Wieder mehr Zulauf

In Blumberg verspüren die Alt-Katholiken in letzter Zeit eher wieder Zulauf, sagt Pfarrer Palazzari, der mit einer Unterbrechung schon 20 Jahre in der Eichbergstadt tätig ist.

Und in den zurückliegenden Jahrzehnten hat sich das Verhältnis zur römisch-katholischen Gemeinde zu einem konstruktiven und freundschaftlichen Miteinander verändert, immer wieder gibt es ökumenische Gottesdienste und Feiern, betont der Seelsorger: „Als unsere Christuskirche in Blumberg im Dezember 2009 ihre Glocke erhielt, läuteten die Glocken aller drei großen Gemeinden gemeinsam im Einklang.“

So wird gefeiert

Das Jubiläumsfest
zu 150 Jahre alt-Katholische Kirche in Blumberg beginnt am Sonntag, 12. Oktober, um 10 Uhr mit einem Gottesdienst in der Christuskirche in Blumberg unter der Leitung von Dekan Joachim Sohn. Die Predigt hält die Theologie-Professorin Angela Berlis von der Universität Bern. Der Gottesdienst wird vom Chor „Eingestimmt“ und vom Musikverein Randen mitgestaltet. Im Anschluss lädt die Gemeinde zu einem Apéro vor der Kirche ein. Den anschließenden Festvortrag hält Angela Berlis im Gasthaus „Hoher Randen“ vor geladenen Gästen.