Vern Gideon (rechts) neben Barbara Staudacher und Heinz Högerle, Familie und Freunden sowie Bürgermeister Ralph Zimmermann (links) beim Empfang im Horber Rathaus Foto: Stadt Horb

Ein Tag vor dem 85. Jahrestag der Reichspogromnacht empfing Bürgermeister Ralf Zimmermann Vern Gideon, der 1936 in Horb geboren wurde und mit knapp vier Jahren den Fängen des Naziregimes mit Eltern und Großvater in die USA entfliehen konnte.

Der Name Gideon ist den meisten Horbern über die gleichnamige Straße im Industriegebiet Heiligenfeld bekannt. Bewusst ist den wenigsten, dass die Familie die hinter diesem Namen steht, über Jahrzehnte hinweg eine der führenden Wirtschaftsgrößen in Horb waren.

Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts legte Salomon Gideon den Grundstein zu einer über Jahrzehnte währenden Erfolgsgeschichte und damit zu einem der größten Arbeitgeber der Stadt.

Firma war auf dem heutigen Thomas Philipps Areal

Nach seinen Anfängen in Mühlen verlegte die Familie den Firmensitz nach Horb und erweiterte ihre Produktion. Das Unternehmen war weit über die Stadtgrenzen bekannt.

Nach der Expansion und damit dem Umzug des Unternehmens von Mühlen nach Horb, befand sich die Fabrik auf dem Gelände des heutigen Thomas Philipps Areals in der unteren Kernstadt, am Ortsausgang Richtung Mühlen.

Anlass für den Besuche war die Stolpersteinverlegung

Anlässlich der Verlegung eines Stolpersteines vor dem elterlichen Haus in Villingen, besuchte Vern Gideon mit seiner Familie die alte Heimat nach seinem erstmaligen Besuch im Jahr 2019 erneut.

In Vertretung von Herrn Oberbürgermeister Peter Rosenberger empfing Bürgermeister Ralph Zimmermann Vern Gideon mit seiner Familie, Heinz Högerle und Barbara Staudacher vom Verein ehemalige Synagoge Rexingen, sowie weiteren Vertretern im Horber Rathaus zu einem Empfang in familiärer Runde.

Erstes Ladengeschäft befand sich in der Marktsteige

Der Bürgermeister freute sich ausdrücklich darüber, dass nach dem Besuch im Jahre 2019 die Familie, diesmal auch in Begleitung der Neffen von Vern Gideon, erneut den Kontakt zur alten Heimat gesucht hat.

Das erste Ladengeschäft der Gideon AG befand sich in der Marktsteige, die Gideon im Zusammenhang mit dem Empfang im Rathaus ebenso besichtigte.

Zeichen in Zeiten des Terrors

Gerade vor den Eindrücken des brutalen Terroraktes vom 7. Oktober dieses Jahres und der in diesem Zusammenhang stehenden Entwicklungen rund um den Globus sei es ein bedeutendes Zeichen, dass die Familie Gideon mit ihrem Besuch gesetzt habe.

Nicht das Trennende, sondern das Verbindende

Vergebung für die Verbrechen, die von Nazideutschland ausgegangen sind, können nach den Worten von Bürgermeister Zimmermann nicht erwartet werden. Umso wichtiger sei es jedoch, dass Lehren aus diesen Verbrechen gezogen werden.

Nur in Verbindung mit dem Austausch, dem Gespräch, dem Kontakt zwischen den Menschen werde es möglich sein, nicht das Trennende, sondern das Verbindende zu erkennen.

Vorurteile können zu Krieg führen

Vorurteile und Vorverurteilungen führen laut Zimmermann bis in die Gegenwart dazu, dass Menschen verschiedener kultureller, religiöser, ethnischer oder sonstiger Hintergründe in ihrer Distanzierung voneinander dies zum Anlass nehmen, sich zu verfolgen, zu bekriegen oder zu töten. Neben den ernsten Themen an diesem Tag wurde bei Kaffee, Tee und Kuchen aber auch viel gelacht. Nach einem Blick in die Präsenttüte fischte sich Vern Gedions Tochter Randi eine schwarze Horber Strickmütze heraus und setzte sich diese noch vor Ort auf den Kopf.

Besuch in der Synagoge in Rexingen

Und bereits am nächsten Tag konnten die guten Gespräche in freundschaftlicher Atmosphäre bei einem Wiedersehen in der ehemaligen jüdischen Synagoge in Rexingen fortgesetzt werden.