Sozialwohnungen in Stuttgart. Bei der städtischen Wohnungsgesellschaft dürfen sich Sozialmieter beim Wohnen auf Probe als gute Mieter bewähren. Foto: dpa

Der Stuttgarter Mietmarkt setzt die Träger der Wohnungsnotfallhilfe unter Druck. Sie finden für ihre Klienten kaum Unterkünfte. Bei der städtischen Wohnungsgesellschaft dürfen sich Sozialmieter beim Wohnen auf Probe als gute Mieter bewähren.

Stuttgart - In Stuttgarts Notunterkünften und Sozialhotels landen nicht nur Obdachlose. Es sind auch Männer darunter, die wegen einer Scheidung die Familienwohnung verlassen müssen, und es sind Leute, die wegen Arbeitslosigkeit ihre Wohnung verlieren. Die Sozialarbeiter sind sich einig: Für sie braucht man schnell eine Alternative, bevor sie diese Wohnverhältnisse prägen.

Rund 2200 Menschen leben zurzeit in Wohnheimen oder Sozialhotels; für fünf bis zehn Prozent von ihnen suchen die Träger der Wohnungslosenhilfe – Caritas, Evangelische Gesellschaft, Sozialberatung und Ambulante Hilfe – eine schnelle Lösung. In der Regel aber wollen die Vermieter sicher sein, dass diese Mieter sich der Hausordnung fügen können.

Einer der großen Vermieter ist die städtische Wohnungsgesellschaft SWSG. Um ihr das Risiko abzunehmen, haben die Träger der Wohnungsnotfallhilfe eine Übereinkunft mit der SWSG getroffen: „Wir mieten für ein bis zwei Jahre die SWSG-Wohnung an, einer unserer Klienten zieht ein, und wenn wir nach dieser Frist sagen können, dass es im Haus mit diesem Mieter funktioniert, kann ein normaler Mietvertrag zwischen unserem Klienten und dem Vermieter abgeschlossen werden“, erläutert Manfred Blocher, der Bereichsleiter Armut, Wohnungsnot und Schulden beim Caritasverband. Er ist froh über diese Lösung: „Die politische Landschaft hat sich spürbar verändert“, was die Verhandlung mit der SWSG ermöglicht habe. Generell aber müssten mehr Wohnungen auf den Markt, „jede weitere nimmt Druck aus dem System“.

11.400 leer stehende Wohnungen

Der Caritasverband hat dabei besonders eine Zahl aus dem Zensus 2011 im Auge: 11 400 Wohnungen sollen nach Erhebung des Statistischen Landesamts in Stuttgart leer stehen. „Die Stadtverwaltung sollte die Vermieter durch attraktive Angebote motivieren, leer stehende Wohnungen dem Wohnungsmarkt zuzuführen“, heißt es in einer am Montag verbreiteten Pressemitteilung.

Der Verband schlägt unter anderem Garantiemietverträge, Mietzuschüsse und den Erwerb weiterer Belegungsrechte vor. Abteilungsleiter Erhard Brändle aus dem Amt für Liegenschaften und Wohnen hatte im Frühjahr bereits angeregt, Sozialwohnungen nachzusubventionieren, für die die Mietpreisbindung und die Belegungsrechte der Stadt auslaufen.

„Wir müssen wissen, was das für Wohnungen sind, wo sie liegen und ob sie vermietet werden können, ob ein Belegrecht gekauft werden kann und ob sie in Privatbesitz sind“, sagt Manfred Blocher.

Warten auf ausführliche Zensusdaten im Frühjahr

Thomas Schwarz, der Leiter des Statistischen Amts, befürwortet dies, warnt aber vor übertriebenen Hoffnungen. „Die Zahl von 11.400 leer stehenden Wohnungen ist nicht unrichtig“, sagt er, „aber wir müssen auf die ausführlichen Zensusdaten bis zum Frühjahr warten.“ Für eine Bewertung sei die Zahl der Haushalte ausschlaggebend.

Schwarz gibt auch zu bedenken, dass in der genannten Zahl mehrere Arten von Leerständen stecken können. So könnte Wohnraum dabei sein, den die Besitzer, „eventuell altershalber“, nicht mehr vermieten wollen.

Mit Sicherheit aber seien Wohnungen darin enthalten, die zum Zeitpunkt der Erhebung wegen eines Mieterwechsels oder Sanierung oder der geplanten Umwandlung in Eigentumswohnungen leer stünden. Deren Anteil betrage in der Regel zwischen zwei und drei Prozent der Leerstände. Die vom Statistischen Landesamt übermittelten Daten von 11.400 Wohnungen würden 3,9 Prozent des Gesamtbestands ausmachen. „Wenn man die zwei bis drei Prozent der Fluktuationsreserve abzieht, bleibt nicht mehr allzu viel verfügbare Masse übrig.“

Die Befragten seien beim Zensus zwar aufgefordert worden, diese sogenannte Fluktuationsreserve nicht als Leerstand anzugeben, aber, so Schwarz, „das stand nur im Kleingedruckten“. Mit falschen Angaben sei daher zu rechnen.