Pascale Peukert (von links) und Maria Klink von der Frauen Union mit Schornsteinfegermeisterin Beate Mohr sowie deren Mutter Silke Mohr und Lehrherr Dietmar Schwarz mit Ehefrau Corinna. Foto: mos

Beate Mohr ist Schornsteinfegerin. Und: Sie könnte sich keinen schöneren Beruf vorstellen.

„Ich lebe und ich liebe diesen Beruf“, sagt Mohr und strahlt. Sie ist eine der Frauen in Handwerksberufen, die die Frauen Union der CDU Freudenstadt anlässlich ihres 75-jährigen Bestehens in einer Serie porträtiert.

Zum vereinbarten Treffpunkt im Zauberland in Loßburg kommt Mohr in Begleitung ihres früheren Ausbilders Dietmar Schwarz, dem sie, wie sie sagt, vieles auf ihrem beruflichen Weg verdankt. Der Weg zur Schornsteinfegermeisterin, die sie heute ist, war nicht immer einfach. Über ein Praktikum am Ende der Realschulzeit war sie eher zufällig bei einem Schornsteinfeger gelandet. „Ohne überhaupt zu wissen, was der eigentlich macht“, antwortet sie auf die Frage von Pascale Peukert und Maria Klink von der Frauen Union.

Der erste Aufenthalt in einer Räucherkammer und der Umstand, dass man bei dieser Tätigkeit ziemlich dreckig wird, habe ihr – „warum auch immer“ – schlichtweg Spaß gemacht, bekennt sie. Völlig verdreckt, aber euphorisch, sei sie damals nach Hause gekommen, erinnert sich ihre Mutter Silke.

Dass man als Glücksbringer überall gern gesehen war und in der schwarzen Uniform adrett ausgesehen habe: Das habe ihr gefallen, sagt Mohr rückblickend. Die Tatsache, dass man mit einem Meisterbrief in diesem Handwerk auch die Fachhochschulreife bekommt und so die Möglichkeit, bei Nichtgefallen des Berufs später noch ein Studium zu absolvieren, habe ihr die Entscheidung für die Ausbildung leicht gemacht.

Acht von 70 Schülern waren Mädchen

Weil Mohrs erster Lehrherr bereits am Anfang ihrer Ausbildung schwer erkrankte, landete sie über Umwege bei Dietmar Schwarz. „Ohne Ausbildungsbetrieb hätte ich damals abbrechen müssen.“ Schwarz habe es geschafft, ihr innerhalb kürzester Zeit so viel Wissen zu vermitteln, dass sie die Prüfung trotz des Durcheinanders bestanden habe – und das gar nicht schlecht.

Für Mutter Silke war die Affinität der Tochter zu einem Männerberuf schon deshalb kein Problem, weil sie selbst als gelernte Kunstschmiedin einen Männerberuf erlernt hatte. Unter den 70 Schülern an der Berufsschule in Ulm waren acht Mädchen.

Als Energieberaterin selbstständig gemacht

Lehrmeister Schwarz habe Mohr inspiriert, nach fünf Jahren als Gesellin auch noch die Meisterschule zu durchlaufen. „Früher, zu Zeiten meines Großvaters, wäre das undenkbar gewesen“, sagt Schwarz, in dessen Familie das Schornsteinfegerhandwerk traditionell verankert ist. Damals habe man Schornsteine noch von innen bestiegen und den Ruß abgekratzt. Erst als die Schornsteintechnik sich geändert habe, sei der Beruf grundsätzlich auch für junge Frauen in Frage gekommen – auch wenn sie bis heute rar geblieben sind.

Lobend erwähnt Mohr die vielen Fortbildungsmöglichkeiten in ihrem Beruf. Als Energieberaterin hat sie sich zwischenzeitlich selbstständig gemacht. Der nächste Schritt ist die angestrebte Selbstständigkeit als Schornsteinfegerin im eigenen Kehrbezirk. Die Alternative, ihren beruflichen Weg in der Industrie fortzusetzen, wäre für Mohr nie in Frage gekommen. „Wir müssen nicht schichten, sind an der frischen Luft, haben Kontakt zu den Menschen und am Wochenende frei: Das ist die Work-Life-Balance, die mich so zufrieden stellt.“

Wissenswertes

Beruf
Im Jahr 1982 wurde in Baden-Württemberg die erste Frau zur Schornsteinfegerin ausgebildet. Die Arbeit einer bevollmächtigten Bezirksschornsteinfegerin umfasst neben den normalen Schornsteinfegerarbeiten auch die Durchführung der Bauabnahmen, der Abnahmen von neuen Feuerstätten und Heizkesseln sowie die Feuerstättenschau und die Verwaltungsarbeit im Büro. Die Verwaltung eines eigenen Kehrbezirks erfordert die Meisterprüfung. Während der Meisterausbildung erfolgt auch eine Ausbildung zum Gebäude-Energieberater.