Interview: Sulzberg Forum-Vorsitzende über Musikunterricht in Corona-Zeiten und ihr Hoffen auf die Stadtverwaltung
Alpirsbach. In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung des Trägervereins Sulzberg Forum im Januar zur Zukunft der Musikschule war das Hauptthema, dass der Verein künftig Miete für das Gebäude zahlen muss. Wie Ursula Schnidrig, Vorsitzende des Vereins, Klavierlehrerin und zuständig für den Bereich Musikschule, berichtet, gab es noch vor der Corona-Krise ein Treffen im größeren Kreis, bei dem Wege der Weiterführung diskutiert wurden.
Außerdem liege ein Angebot für ein anderes Gebäude vor, das auch schon mehrfach besichtigt worden sei. Allerdings sei das Grundproblem der fehlenden Miete noch nicht gelöst. Auch krankheitsbedingt stockten Gespräche zu diesen beiden Punkten derzeit. Wir sprachen mit Ursula Schnidrig darüber, wie es weitergeht und wie zurzeit unterrichtet werden kann.
Wie geht es mit dem Sulzberg Forum weiter?
Das Sulzberg Forum hat sich zu einer gut laufenden Bildungseinrichtung in Alpirsbach entwickelt, auf der Grundlage der Mietfreiheit. Die Hoffnung, dass das Entstandene nun von anderen als dem verstorbenen Rudolf Ruoff-Schäfer finanziell unterstützt wird, ist noch nicht aufgegeben, aber sie wird in der jetzigen Situation nicht eben genährt. Wir werden sehen, was sich nach der Krise verändert hat. Meine persönliche Hoffnung ist nach wie vor, dass die Stadt Alpirsbach erkennt, was sie am Sulzberg Forum hat und sich nicht scheut, sich für den Erhalt des Sulzberg Forums kräftig einzusetzen. Da gibt es ja verschiedene Arten, wie man das tun könnte.
Wie gestalten die Lehrer nun den Unterricht am Sulzberg Forum?
Die meisten von uns unterrichten mit Hilfe der Medien weiter. Es gibt da unterschiedliche Ansätze. Ich selber mache es bis jetzt ganz einfach übers Telefon. Sehr pünktlich rufen mich die Schüler nach meinem Zeitplan an. Ich sitze an meinem Instrument, die Schülerin an ihrem, wir begrüßen uns zum Klavierunterricht, und ich frage natürlich kurz nach, wie es geht. Das Telefon liegt auf der Notenablage oder direkt daneben auf einem Stuhl, und schon beginnt der Unterricht.
Es ist ein sehr konzentriertes Unterrichten. Wir sehen uns nicht, müssen also ganz mit dem Ohr dabei sein. Auch kann man nicht gleichzeitig sprechen, ebenso wenig gleichzeitig spielen. Diese Konzentration macht, dass wir sehr effizient arbeiten können. Der Unterricht geht maximal 25 Minuten, dann brauche ich eine kurze Pause, und zur halben oder vollen Stunde klingelt es wieder. Das ist jedes Mal ein irgendwie witziger Moment, es klingelt wirklich sehr pünktlich!
Viele der Kollegen arbeiten mit Skype oder Zoom, bei dem sie die Schüler sehen. Beim Gesang ist dies besonders wichtig, ist doch die Haltung des Körpers entscheidend für die Klangbildung. Unsere Lehrerin Verena Seid hat sich für diesen Unterricht extra technisch gut ausgerüstet, macht einerseits Aufnahmen der Stücke und andrerseits den Unterricht per Zoom. Bei ihr meldeten sich sogar zwei neue Schülerinnen zum Online-Gesangsunterricht. Der Harfenlehrer unterrichtet seit Beginn mit verschiedenen Programmen wie FaceTime, Skype, Zoom und mehr, je nachdem, was auf der anderen Seite der Leitung möglich ist.
Wie lernen die Schüler neue Stücke?
Zum Teil und immer mehr nehme ich die neuen Stücke auf und schicke sie per WhatsApp; das ist eine Hilfe, die ich bei einigen auch nach der Corona-Krise weiterführen werde. Klanglich ist es nicht besonders erhebend, aber ich kenne meine Schüler und kann durchaus auch mit den Nebengeräuschen heraus hören, wie der Anschlag ungefähr ist. Holpert eine Stelle, besprechen wir zum Beispiel den Fingersatz.
Es wird zu einem sehr bewussten Gespräch und zu einer bewussteren Wahrnehmung der Schüler selber, ob sie das, was ich ihnen sage, nun auch umsetzen, denn ich sehe es nicht.
Und wie ist die klangliche Qualität, so über das Telefon?
Wie gesagt, klanglich keine Ohrenweide. Bei Chopin oder Debussy wird es schwierig, weil dort die Klangarbeit ein sehr wichtiger Teil des Ganzen ist. Da warten wir eher ab, bis wir uns wieder in Natura sehen. Ansonsten muss ich einfach damit umgehen, was da kommt. Über das Festnetz war der Kontakt bis jetzt tatsächlich am besten. Aber wirklich gut kann man da zu keiner Version sagen.
Wie kommt diese Art des Unterrichtes bei den Schülern an?
Meine Erfahrung bis jetzt ist, dass es allen Spaß macht, auf diese neue Art Unterricht haben zu können. Nun sind alle endlich einmal an ihrem eigenen Klavier, das sie natürlich besser kennen als die Instrumente im Sulzberg Forum. Es gibt Schüler, die in den letzten Wochen besser beziehungsweise mehr geübt, gespielt haben. Das macht Freude, mir und ihnen.
Wie fällt ihr bisheriges Resümee aus?
Grundsätzlich sind wir alle weiterhin daran herauszufinden, welches die beste Art für das Instrument und die Lehrkraft beziehungsweise die Schüler ist. Die Geige einer Anfängerin virtuell zu stimmen ist nun einfach nicht möglich. Alle Lehrer sind in gutem Kontakt mit den Schülern. Ich finde den Gedanken lustig, in ein paar Jahren sagen zu können: Weißt du noch, dann hattest du mich immer pünktlich um 15 Uhr angerufen. Ja ja, sagt dann der Schüler, ich stand da fünf Minuten vor dem Apparat, damit ich ja nicht zu spät dran bin. Die Fragen stellte Werner Hering.