Kirchenmusik: Carmen Jauch gibt im Interview Einblick in ihre Arbeit als Organistin und Lehrerin
Alpirsbach. Sie liebt ihren Beruf, schätzt die Tatsache, dass sie gleich zwei hochinteressante Arbeitsplätze hat und vor allem "ihre" Winterhalter-Orgel: Seit fünf Jahren ist Carmen Jauch Kantorin der Alpirsbacher Klosterkirche, und wie sie verrät freut sie sich sich immer noch jedes Mal, wenn "ihre" Winterhalter-Orgel ertönt. In einem Interview gibt die 44-jährige Carmen Jauch Einblicke in ihre vielseitige Tätigkeit als Organistin und Lehrerin für Klavier, Orgel und Cembalo.
Wie sieht die "normale" Arbeitswoche der Kantorin und Musiklehrerin Carmen Jauch aus?
Hier in Alpirsbach bin ich – in Teilzeit – von Donnerstag bis Sonntag als Kantorin beschäftigt. An den übrigen Tagen bin ich in München, dort unterrichte ich an der Musiksc hule Taufkirchen Klavier und Orgel. Die beiden Arbeitsplätze bieten mir ein interessantes und unglaublich breites Tätigkeitsfeld. In Alpirsbach bin ich Organistin bei den Gottesdiensten, bei Beerdigungen und bei Konzerten. Bei den meisten Konzerten sitze ich selbst an der Orgel oder am Cembalo, denn ich habe ein großes Repertoire und spiele daher viele Sachen selbst. Und der Freitagabend gehört der Alpirsbacher Kantorei, hier bin ich Chorleiterin.
Welche Voraussetzungen sind für ihre Tätigkeit notwendig?
Nach dem Abitur am Aufbaugymnasium in Rottweil, wo ich Instrumentalunterricht in Klavier, Orgel und Querflöte erhielt, absolvierte ich an der Hochschule für Kirchenmusik in Rottenburg die C-Ausbildung (Ausbildung für nebenamtliche Kirchenmusiker). Anschließend wechselte ich an die Musikhochschule München und studierte Kirchenmusik, Konzertfach Orgel und Cembalo. Mit einem Stipendium des DAAD studierte ich bei Professor Hans-Ola Ericson in Schweden und war zwei Jahre als Kantorin in Stockholm tätig. Seit 2015 bin ich Kantorin in der Alpirsbacher Kirchengemeinde.
Was gefällt Ihnen besonders an dieser Kantorenstelle?
Wo soll ich da anfangen? Beginnen wir mit der Kantorei. Es dauerte etwas, bis es zwischen Chor und Chorleiterin richtig gut lief. Aber inzwischen klappt es sehr gut, die Chorleitung macht viel Freude, und die Kantorei ist richtig, richtig gut geworden. Dann das Kloster an sich, mein Arbeitsplatz hier ist einfach schön.
Außerdem ist die Klosterkirche überregional bekannt, die Besucher unserer Klosterkonzerte kommen aus der gesamten Region. Vor allem aber bin ich dankbar über die von Anfang an tatkräftige Unterstützung durch Pfarrer Schmelzle. Seine Hilfsbereitschaft und sein Humor haben mir von Anfang an das Einarbeiten hier erleichtert. Auch ohne die tatkräftige Unterstützung von aktiven Helfern aus der Kirchengemeinde, die mir treu zur Seite stehen, wäre meine kirchenmusikalische Arbeit in Alpirsbach nicht möglich.
Manchmal kann der Beruf einer Kantorin aber doch sicherlich auch man ganz schön anstrengend sein?
Natürlich, das bleibt nicht aus. Wenn die Planung des neuen Jahresprogramms in der Endphase steckt, wird es stressig. Überhaupt steckt in der Vorbereitung, Organisation und der Durchführung unserer großen Konzerte jede Menge Arbeit. Da gilt es die Stücke auszusuchen, zu kombinieren und mit den Solisten zu verhandeln. Man ist immer am Suchen, am Einstudieren, an Recherchen für neue Stücke und Konzertideen. Ich möchte ja den Zuhörern nicht immer das gleiche Programm präsentieren. Außerdem finde ich es spannend, kurzweilige und abwechslungsreiche Programme zusammenzustellen, Alte Musik und zeitgenössische Musik gegenüberzustellen sowie mit unkonventionellen Einfällen zu experimentieren. Aber gerade diese Vielfalt macht den Reiz meiner Tätigkeit aus. Dazu kommen noch die Alpirsbacher Kreuzgangkonzerte, die aber glücklicherweise weitgehend vom "Verein der Alpirsbacher Kreuzgangkonzerte" verantwortet und organisiert werden. Dazu kommen die vielen und vielfältigen Konzerte, vom Passionskonzert bis zum Weihnachtskonzert. Dann gibt es den Alpirsbacher Orgelfrühling und den Orgelherbst, den ich gerne mit anderen Instrumenten kombiniere, zum Beispiel mit Alphorn plus Mundharmonika oder einer Singenden Säge. Im kommenden Jahr veranstalten wir außerdem eine Klosternacht mit Klangsteinen und im November führen wir das Mozart-Requiem auf. Und dazwischen: Üben, üben, üben. Auch als Profi kann ich mein Niveau nur durch regelmäßiges Üben halten. Hinzu kommt, dass ich für die Konzerte auch viel neue Orgelliteratur einstudieren muss. Damit ich nicht immer in der kalten Kirche sitzen muss, habe ich zuhause eine "Übe-Orgel".
Gibt es auch ein Leben jenseits ihrer beiden Arbeitsstellen in Alpirsbach und München?
Diese Zweigliedrigkeit zwischen Alpirsbach und München ist genau das, was ich mir wünsche. Wann immer möglich versuche ich, mich in meiner knappen Freizeit zu bewegen. Das ist wichtig, weil ich ja den ganzen Tag nur sitze: Am Schreibtisch, an der Orgel oder im Auto. Was in der Freizeit noch dazu kommt, sind Konzerte außerhalb von Alpirsbach. Entweder konzertiere ich alleine mit Orgel oder Cembalo oder gemeinsam in verschiedenen Ensembles, das macht mir sehr viel Freude.
Frau Jauch, immer wenn die Rede auf die Alpirsbacher Orgel kommt, strahlen sie. Weshalb?
Uns ere Winterhalter-Orgel mag ich einfach. Ich freue mich immer, wenn ich auf ihr spielen kann, die ist wie auf mich zugeschnitten. Dabei ist sie mit ihren 36 Registern nicht einmal besonders groß, aber die sind gut intoniert und haben wunderschöne Klangfarben. Außerdem passt dieses Schmuckstück genau in den Kirchenraum. Es gibt auf der ganzen Welt nur vier verfahrbare Orgeln, und auf einer davon darf ich spielen. Die Fragen stellte Waltrau d Günther