Mobilfunk: Experte: Gute Versorgung auch ohne hohe Strahlenbelastung möglich

Dass gute Mobilfunkversorgung auch ohne hohe und gesundheitsschädigende Strahlenbelastung möglich ist, hat Jörn Gutbier von der Umwelt- und Verbraucherorganisation diagnose:funk bei einem Vortrag in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats Alpirsbach aufgezeigt.

Alpirsbach. Konkreter Anlass war eine Anfrage der Deutschen Telekom, ob die Stadt bei der Suche nach neuen Mobilfunkstandorten in Reutin, Peterzell und Reinerzau mitwirken möchte.

Der Vertreter der Deutschen Telekom hatte seine Teilnahme an der Sitzung allerdings kurzfristig abgesagt. Er will laut Verwaltung die aktuellen Planungen der Gesellschaft bei der Gemeinderatssitzung am 16. Mai vorstellen. Bereits in der Fragestunde hatte Kuteer Schäfer auf die Brisanz des Themas hingewiesen. Sie selbst sei mobilfunkgeschädigt. Wenn Mobilfunkmasten nicht zu verhindern seien, müssten sie weit weg wie möglich von der Wohnbebauung errichtet werden.

Jörn Gutbier, Ingenieur, Architekt und Baubiologe, ging auf den Einfluss von Mobilfunkstrahlung auf menschliches Leben ein. Der Vorsitzende des Vereins diagnose:funk zeigte Möglichkeiten eines verantwortlichen Umgangs mit Mobilfunk auf. Dabei habe auch die Kommune Handlungsspielräume. Sie habe das Recht, auf eine Minimierung der gesundheitlichen Gefahren zu bestehen. Der Betreiber müsse die Belange der Gemeinde berücksichtigen.

Die Gemeinde könne andere Standorte als die vom Betreiber empfohlenen vorschlagen, die funktionieren, aber mit weniger Strahlenbelastung verbunden sind. Dazu brauche die Kommune jedoch einen Gutachter. Man könne, versicherte Gutbier, hochleistungsfähige Mobilfunknetze auch mit niedrigem Strahlungsniveau betreiben. FWV/CDU-Stadtrat Gerold Wein, auch Ortsvorsteher von Reinerzau, betonte, dass man heute bei der Digitalisierung vom dritten Schritt, dem "Internet der Dinge" spreche. "Wir in Reinerzau", so Wein, "warten allerdings noch auf den ersten Schritt."

Dringender Handlungsbedarf in Reinerzau

Bei der Mobilfunkversorgung sei Reinerzau eine "weiße Fläche", und es gelte zu verhindern, dass das Dorf, derart von der Entwicklung abgeschnitten, zu einer "bevölkerungsfreien Zone" werde. Man favorisiere in Reinerzau derzeit zwei Standorte für Mobilfunkmasten, mit denen der Mindestabstand zur Wohnbebauung von 200 Metern eingehalten werde. Gutbier nannte als Faustregel, die Sendeanlage möglichst weit weg zu bauen, "und wenn’s nah ist, mit der Leistung runter zu gehen".

FWV/CDU-Stadtrat Utz Hügle sprach von dem Dilemma, einerseits die Entwicklung der Gemeinde zu sichern und andererseits die Strahlenbelastung so gering wie möglich zu halten. Er bat Gutbier, dem Gemeinderat seine detaillierte Präsentation zur Verfügung zu stellen. Dann soll geprüft werden, was das Beste für Alpirsbach sei.

Arno Schäfer aus Reutin, einer der Initiatoren der Unterschriftensammlung gegen einen geplanten Mobilfunkmast im Bereich Reutin/Aischfeld/Gräben, griff einen Aspekt aus dem Vortrags Gutbiers auf: Es gebe keine Versicherung, die die Haftpflichtrisiken absichert, wenn ein Privatmann es erlaubt, dass eine Sendeanlage auf seinem Grundstück errichtet wird. Schäfer: "Jeder Grundstücksbesitzer, der einen Mobilfunkmast zulässt, haftet persönlich für mögliche Folgeschäden."