Bei dem Vortragsabend (von links) Peter Braun, Leiter der Klosterverwaltung in Maulbronn, und die Referentinnen Petra Pechacek, Alma-Mara Brandenburg und Elena Hahn. Foto: Hering Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Mönche schon früh mit Gedanken der Reformation konfrontiert / Drei Referentinnen

Alpirsbach. Geschichte hautnah erleben konnte man bei Vorträgen der Referentinnen Petra Pechacek, Konservatorin der Staatlichen Schlösser und Gärten, Alma-Mara Brandenburg vom Landesarchiv Baden-Württemberg sowie Kunsthistorikerin Elena Hahn in der alten Bücherei in Alpirsbach.

Im Kloster Alpirsbach wurden die Mönche schon früh mit den Gedanken der Reformation konfrontiert. Das lag an Ambrosius Blarer. Der zweite Aspekt: die historischen Objekte, die hier erhalten blieben. Sie stammen aus der Zeit kurz vor der Reformation und aus der Zeit der Klosterschule. 1471 schloss sich das Kloster einer spirituellen Reform, der sogenannten Melker Konvention, an.

Diese Neuausrichtung zeigt sich auch in baulicher und künstlerischer Hinsicht wie im Kreuzgang oder dem Dorment, dem ehemaligen Schlafsaal der Mönche und später der Klosterschüler. Es wurden neue Chorgestühle eingebaut, zwei Kapellen angebaut und mehrere Altäre errichtet, die jedoch nicht mehr erhalten sind. Die Kapellen wurden 1840 abgerissen. Nach seinem Regierungsantritt 1498 setzte Herzog Ulrich verstärkt auf Steuereinahmen aus dem Kloster. Auch soziale Unruhen setzten dem Alpirsbacher Kloster zu. 1514 schlossen sich einige Untertanen des Klosters aus Loßburg, Waldmössingen und Winzeln dem Aufstand des Armen Konrad an. Zu dieser Zeit lebten noch 15 Mönche in Alpirsbach, und es entstand der Marienalter.

Ambrosius Blarer war Lektor und Pfarrverwalter und seit etwa 1514 mit den Thesen der Reformation vertraut. Durch seine Stellung konnte er die Reformationsgedanken bei sieben seiner Mitbrüder, also der Hälfte des Konvents, und den Untertanen verbreiten. Die Folge war, dass der damalige Abt ihm dies verbot und Ambrosius Blarer im Juli 1522 nach Konstanz floh.

Flucht nach Konstanz

Dort kam er auch mit der Reformationsbewegung des Schweizer Theologen Ulrich Zwingli in Kontakt. In seiner Verteidigungsschrift "Wahrhafte Verantwortung" schildert er die Ereignisse in Alpirsbach und seine eigene theologische Sichtweise. Darin wird deutlich, dass Blarer nicht nur den Thesen Luthers folgt, sondern auch von den Gedanken Zwinglis beeinflusst war. Als Herzog Ulrich die Reformation einführte, berief er 1534 Ambrosius Blarer zum Reformator, damit er den süddeutschen Raum reformieren konnte.

Als aber Herzog Ulrich von Württemberg 1536 nur noch die lutherische Lehre zuließ, entließ er Blarer. Dieser ging nach Konstanz und in die Schweiz als Reformator. Er hinterließ ein reiches Erbe an Schriften und Kirchenliedern, die auch heute gesungen werden. Der Ambrosius-Blarer-Platz und die Ambrosius-Blarer-Kirche in Rötenbach erinnern an den großen Reformator aus Alpirsbach. Nach Blarers Flucht erlebte das Kloster eine wechselhafte Geschichte. Damals gehörten zum Klosterbesitz 300 Ortschaften mit 800 Untertanen. Am Palmsonntag 1525 begann der Bauernkrieg, der auch durch die Schriften Martin Luthers beflügelt worden war. Damals kamen einige Bauern aus den Gemeinden Reutin, Peterzell, Höhenweiler und Römlinsdorf und bekundeten, dass sie den Zehnten, also die reguläre Abgabe, nicht hat mehr zahlen würden. Auf dem Vogelsberg versammelte sich eine Vielzahl von Bauern die in der Folge auch das Kloster plünderten. Im Oktober 1535 schickte Herzog Ulrich 120 Soldaten, die das Alpirsbacher Kloster besetzten und alle Wertgegenstände und das Archiv nach Stuttgart transportierten. Am 15. November 1535 traten fast alle Mönche aus dem klösterlichen Stand aus.

Mit dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 wandelte Herzog Christoph von Württemberg die Klöster in Klosterschulen um. Während in Maulbronn und Bebenhausen die höheren Klosterschulen beheimatet waren, war es in Alpirsbach die niedere Schule. Dort wurden Jungen im Alter von zehn Jahren für zwei bis drei Jahre unterrichtet und gingen danach an die höheren Schulen bis zum Studium. 1595 wurde die Klosterschule aus Kostengründen geschlossen. Während des 30-jährigen Krieges gab es um 1630 noch für 18 Jahre eine kurze Episode mit katholischen Mönchen in den drei Klöstern. Die Vorträge wurden mit vielen Fotos von Dokumenten, Zeichnungen und Bildern auch optisch anschaulich untermalt.

In der Fragerunde gab es noch viele weitere interessante Informationen.