Werden sich in ein paar Jahren Windenergieanlagen über die Höhenzüge um Alpirsbach verteilen? Mancher Bürger und Stadtrat betrachtet das Vorhaben skeptisch, während die Investoren in Sachen Ortsbildbeeinträchtigung kein Problem sehen. Foto: Eberhardt

Investoren präsentieren Pläne für Anlagen auf Höhenzügen um Alpirsbach. Langer Entscheidungsprozess.

Alpirsbach - Windenergie ja, aber wo und wie? In einer Sondersitzung suchte der Alpirsbacher Gemeinderat diese Frage klären. Das Ergebnis: ein dickes Präsentationspaket von den Investoren und die Erkenntnis, dass der Entscheidungsprozess lang zu werden verspricht.

Im Bereich Loßburg-Schömberg hatten die Überlegungen, eine Windkraftanlage auf dem Heilenberg zu errichten, bereits für Aufregung gesorgt. In Alpirsbach bemühte man sich nun sichtlich um Offenheit und lud zu einer mehrstündigen außerordentlichen Sitzung ins Haus des Gastes ein, wo sich auf den Zuschauerstühlen nicht nur viele Besucher, sondern auch interessierte Investoren sammelten.

Denn Windenergie ist ein Geschäft mit einem hart umkämpften Flächenangebot. Dass nun in Alpirsbach neue Anlagen-Standorte frei werden könnten, rief gleich vier Interessenten auf den Plan.

Sie hatten die Aufgabe, unter dem kritischen Blick der Gemeinderäte und von Bürgermeister Reiner Ullrich, der jedem Investor 20 Minuten für seine Präsentation zugeteilt hatte, die technischen Vorhaben und deren Konsequenzen für Stadt und Bürger zu skizzieren. Bürgerbeteiligung und Regionalität waren dabei populäre Schlagwörter des Abends. Die Anlagen würden auf Risiko der Investoren gebaut, sind sie einmal am Laufen, würden Beteiligungsmodelle für die Bürger entwickelt.

Michael Maxedon, Geschäftsführer der Stadtwerke Stuttgart, die den Heilenberg als Standort ins Auge gefasst hatten, verlegte sich in der Präsentation auf die Position des ortskundigen Partners, der gemeinsam mit der ABO Wind AG bereits die Windenergieanlage in Römlinsdorf erfolgreich realisiert hatte. Die Badenova mit ihren Vertretern Rod Poublon und Philip Thiemann argumentierte aus der Position des kommunalen mittelständischen Anbieters, der überdies die Tücken des Schwarzwalds bestens kennt. Denn: "Das ist kein Standard-Standort", nahm Rod Poublon einen der größten Knackpunkte gleich vorweg. Die Badenova würde ihre Anlagen auf Nollenberg, Hart und Rossberg verteilen. Doch egal ob hier oder anderswo: Der Transport der gigantischen Windanlagen zu den entlegenen Waldstandorten wäre eine technische und logistische Herkulesaufgabe.

Jörg Lehmann von der Bürger-Energie Schwarzwald, die in Partnerschaft mit den Stadtwerken Freudenstadt, der Firma Schmalz sowie dem Anlagenbauer Enercon antrat und ebenfalls für den Standort Heilenberg plädierte, fokussierte sich auf konkrete Bedenken von Seiten der Bürger. Ortsbildbeeinträchtigung? Laut Bildsimulation nur in geringem Maße zu befürchten. Schattenwurf? Per Programmierung steuer- und vermeidbar. Wolfgang Schmalz, der auch als Solo-Anbieter antrat, verlegte sich auf den Ökologie- und Nachhaltigkeitsgedanke: "Den Strom herstellen, wo er gebraucht wird." Am besten durch die Bürger für die Bürger.

Während die Zuhörer still und mit höflichem Applaus lauschten, nahmen die Gemeinderäte die Präsentationen kritisch ins Visier. Vor allem die Ortsbildbeeinträchtigung der Anlagen, die durchschnittlich eine Nabenhöhe von rund 150 Metern hätten, bereitete Kopfzerbrechen. Hans-Dieter Rehm (FWV/CDU) sprach von einer "visuellen Katastrophe" für einzelne Standorte und forderte umfassende Ortsbild-Simulationen. Sein Fraktionskollege Reinhold Bronner erkundigte sich nach dem Zeitplan und brachte damit kurzzeitig Leben in die Investorenrunde. Denn während Bürgerenergie und Stadtwerke Stuttgart am liebsten 2017 in Betrieb gehen würden, sah die Badenova diesen Zeitplan aufgrund der Gutachterprozesse als eher "sportlich" an und fasste vorsichtshalber gleich 2018 ins Auge. Bevor über Realisierung und Inbetriebnahme nachgedacht werden kann, muss aus dem dicken Präsentationspaket aber erst einmal der geeignete Kandidat ausgefiltert werden. Horst Schmelzle (ZfA) sowie Hans-Dieter Rehm forderten weitere Bürgeranhörungen.

Und dann ist da noch die Frage der rechtlichen Rahmenbedingungen. Die Stadt könnte die Teilflächennutzungsplanung für Windenergie fortsetzen, doch dafür fehlen die finanziellen und personellen Ressourcen. Bürgermeister Reiner Ullrich favorisiert daher den Weg über das Baurecht. Dabei können interessierte Investoren direkt an Grundstückseigner herantreten. Doch schon auf dem Heilenberg dürfte dies schwierig werden. Dort hatten sich die Waldbesitzer zu einer Besprechung zusammengefunden und eine Notiz in den Gemeinderat reichen lassen: 70 Prozent der Grundstückseigentümer wären nicht bereit, Flächen für Windenergieanlagen zur Verfügung zu stellen. Doch mit diesem Problem wird man sich später befassen. "Beratung und Meinungsbildung in den Fraktionen", fasste Ullrich die Hausaufgaben zusammen. Dann wird man weitersehen.