Hebamme Christine Kaiser geht die Arbeit nicht aus. Hausbesuche bei werdenden Eltern gibt es im Moment jedoch keine. Foto: privat Foto: Schwarzwälder Bote

Coronapandemie: Eine Hebamme aus Alpirsbach gewährt Einblicke in ihren Alltag in Krisenzeiten

In Zeiten von Kurzarbeit, Kündigungen und Auftragsmangel gibt es zumindest eine Berufsgruppe, die ihre Arbeit immer noch sicher hat: die Hebammen und Geburtshelfer. Dennoch krempelt Corona auch deren Alltag gehörig um.

Alpirsbach. Wenn jetzt alles normal wäre, würde Christine Kaiser aus Alpirsbach nicht nur am Rottweiler Klinikum als Hebamme arbeiten, sondern auch Hausbesuche im eigenen Ort und Umgebung machen und werdende Eltern über die Schwangerschaft intensiv begleiten.

Normal ist aber schon seit einer Weile nichts mehr. "Ich betreue gerade nur noch wenige Schwangere, und wenn, dann müssen sie zu mir nach Hause kommen", erklärt sie. Beraten werde teilweise auch per Telefon.

Anders geht es nicht, denn Kaisers eigene Kinder sind in Ermangelung eines Betreuungsangebots im Moment auch bei ihr zu Hause. Um eine Notbetreuung hat sie sich schon bemüht. Mit den kommende Lockerungen und stufenweiser Wiederöffnung der Schulen und Kitas, ist eine Erleichterung in Sicht.

Trend zur Geburt außerhalb Krankenhaus

Kaiser ist offensichtlich gut ausgelastet, und das nicht nur in den Krisenzeiten. "Als Hebamme muss man sich heutzutage wirklich nicht um Arbeit kümmern", weiß sie aus Erfahrung. "Im Gegenteil. Schwangere müssen sich früh nach einer Hebamme umsehen, weil in unserer Branche Personalmangel herrscht." Sie begleite die werdenden Mütter gerne von Beginn der Schwangerschaft an, doch das werde von jeder Hebamme anders gehandhabt.

In den vorherrschenden Zeiten der Unsicherheit zeichne sich außerdem der Trend zur Geburt außerhalb des Krankenhauses ab, das ist Kaiser aufgefallen. "Ein paar Anfragen zu Hausgeburten gab es schon, ich musste jedoch ablehnen, weil ich Hausgeburten nicht anbiete." Die Tendenz gehe momentan zur ambulanten Entbindung: "Die Mütter gehen zur Geburt ins Krankenhaus und wenn alles gut verlaufen ist, nach vier Stunden nach Hause." Eine weitere Alternative zur Geburt im Krankenhaus seien Geburtshäuser.

Hohe Schutzmaßnahmen bei persönlichen Treffen

Dass sich gerade einige werdende Eltern nach Alternativen umschauen, liegt nicht nur an der Angst vor Ansteckung. "Es gibt ständig neue Erkenntnisse über Corona, wie das mit Krankheiten eben ist, über die noch niemand etwas genaues weiß", sagt die Hebamme. "Aber nach jetzigem Erkenntnisstand ist das Virus für ungeborene Kinder keine Gefahr." Das vermehrte Interesse an der Hausgeburt ist viel eher das Resultat von Diskussionen um den Ausschluss der Väter aus dem Kreißsaal. "In Rottweil darf der Vater nach wie vor mit in den Kreißsaal", erklärt Kaiser. "Daher hat Rottweil nun auch vermehrt Zulauf aus dem Kreis Freudenstadt." Das sei problematisch, weil mit der steigenden Zahl an Gebärenden nicht automatisch die Kapazitäten des Krankenhauses wachsen. "In Freudenstadt war die Verbannung der Väter ein Thema, jetzt dürfen sie aber wieder bei der Geburt dabei sein." Auch in Villingen sind die Männer dabei, dürfen jedoch keine Wochenbett-Besuche machen, erklärt sie. Da koche jedes Krankenhaus seine eigene Suppe. "Es wäre schön, wenn es hier einheitliche Regelungen gäbe", findet die Hebamme aus Alpirsbach.

Beim Treffen mit den Schwangeren werde Mundschutz getragen und weitere Hygienemaßnahmen eingehalten. Einen Coronafall unter ihren Patientinnen hatte Kaiser aber noch nicht. Sie weiß jedoch von Kolleginnen, die betroffen sind. Da gebe es nur eins: Besuche mit maximaler Schutzausrüstung.

Wenngleich sich die Arbeit der Hebammen nun schwierig gestaltet, so wird sie immerhin nicht weniger. "Die Leute haben gerade nicht viel zu tun", meint Kaiser und schmunzelt. "Da wird es gegen Jahresende vermutlich noch mehr Geburten geben."