Strahlende Gesichter nach der Orgelmatinee in der Alpirsbacher Klosterkirche (von links): Axel Kohler, Laienvorsitzender des evangelischen Kirchengemeinderats, Organistin Beate Vöhringer, Elisabeth Vöhringer, Leiterin des Orchesters Cappella Vivace, Kantorin Carmen Jauch und Orgelbauer Claudius Winterhalter. Foto: Wiegert Foto: Schwarzwälder Bote

Musik: Matinee zum zehnten Geburtstag der Alpirsbacher Orgelskulptur mit kontrastreichem Programm

Zum zehnjährigen Bestehen der Orgelskulptur gab es in der voll besetzten Alpirsbacher Klosterkirche eine kontrastreiche Matinee – und am Ende minutenlangen Beifall.

Alpirsbach. "Sie spricht Deutsch und Französisch", sagte Axel Kohler, Laienvorsitzender des evangelischen Kirchengemeinderats, augenzwinkernd bei der Begrüßung der Zuhörer in der Alpirsbacher Klosterkirche. Kohler spielte damit auf die Disposition der Orgel an, die deren Erbauer Claudius Winterhalter als "deutsche Frühromantik mit französischem Hintergrund" bezeichnet. Kantorin Carmen Jauch hatte für das Konzert ein straffes und dem Anlass, das heißt der Orgel entsprechend genau durchdachtes Programm zusammengestellt.

Zum Auftakt gab’s recht schwere Kost: Carmen Jauch spielte die Sonate in c-Moll über den 94. Psalm des Liszt-Schülers Julius Reubke. Nach verhaltenem Beginn nahm die Musik kräftig Fahrt auf.

Ravels Boléro als pures Hörvergnügen

Die Klangpracht der Orgel schien auf, wurde aber immer wieder durch teils recht schroffe Passagen unterbrochen. Auch abgründige Basslinien wummerten durch das Kirchenschiff. Durch grüblerische Melodielinien ging es mitunter in strahlenden Wohlklang, meist und auch am Schluss aber in dunkles Moll. Carmen Jauch zeigte bei dieser rhythmisch oft vertrackten Sonate ihr ganzes Können.

Nach diesem aufwühlenden Orgelwerk gab es eine Miniatur zum Durchatmen und Genießen: Das Orchester Cappella Vivace aus Rottweil wartete als Gratulation zum Orgeljubiläum mit dem "Nimrod" aus Edward Elgars Enigma-Variationen auf – und schwelgte in sanften Tönen.

Mit Beate Vöhringer präsentierte Carmen Jauch einen echten Ohrwurm: den Boléro von Maurice Ravel, für Orgel zu vier Händen bearbeitet von Hans Uwe Hielscher. Ravel hat über seinen vor 90 Jahren uraufgeführten Boléro gesagt: "Wenn man ihn schnell spielt, so scheint er lang, wenn man ihn langsam spielt, so erscheint er kurz." Die beiden Organistinnen entschieden sich zum Glück für die zweite Variante. So boten sie neben einem puren Hörvergnügen eine eindrucksvolle Lehrviertelstunde in Sachen Vielfalt der Klangfarben der Orgelskulptur. Harmonisch schräg und rhythmisch penetrant war auch ihr Boléro. Aber an der Orgel hört er sich doch ein bisschen weicher an als in der Orchesterfassung.

Hommage an Johann Sebastian Bach

Als Schluss- und Höhepunkt des Programms spielten Carmen Jauch und die "Cappella Vivace" Francis Poulencs vor 80 Jahren entstandenes Konzert in g-Moll für Orgel, Streicher und Pauke, eine Hommage an Johann Sebastian Bach. Mächtige Orgelakkorde leiteten das Werk ein, und die Orgel dominierte das Klangbild durchweg. Das Orchester kam im Wechselspiel zwar auch zu Wort, hatte aber überwiegend begleitende Funktion und wurde bisweilen von der Orgel schlicht an die Wand gespielt. Lediglich die Pauke bot ab und zu Paroli.

Carmen Jauch präsentierte den musikalischen Reichtum des Werks mit souveräner spieltechnischer Kunst. Da bebte die Orgel unter den Klangmassen, stürzten im Allegro die Tonleitern abwärts, die Organistin traf aber ebenso sicher den lyrischen Tonfall im Andante mit seinen zarten melodischen Bögen. Dann bekam die Musik wieder gleißende Strahlkraft und mündete in gepflegter Klangwucht.

Das Publikum war restlos begeistert und applaudierte stürmisch.