Das Warten auf den gewünschten Anschluss hat bei Familie Kirschner noch kein Ende. Foto: Vennenbernd

Noch immer kein Happy End für Jörg Kirschner. Konzern zahlt Art "Schmerzensgeld".

Alpirsbach - Ein Zeitungsartikel zeigt Wirkung. Nachdem der Schwarzwälder Bote über einen schwer enttäuschten und verbitterten Telekom-Kunden berichtet hatte, setzte sich der Konzern in Bewegung. Er entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten, für das lange Warten zahlte er sogar eine Art "Schmerzensgeld".

"Ich habe den Eindruck, dass der Zeitungsartikel bei der Telekom dafür gesorgt hat, endlich aktiv zu werden", berichtet Jörg Kirschner aus Römlinsdorf. Doch noch ist das Drama nicht beendet – den gewünschten Telefonanschluss hat der Kunde immer noch nicht. Wie lange muss er noch warten?

Kurzer Blick zurück: Angefangen hatte alles am 1. August dieses Jahres, der 51-jährige Frührentner Kirschner war gerade in sein neu gekauftes Zweifamilienhaus umgezogen – und stellte bei der Telekom einen Antrag auf Telefonanschluss. "Keine große Sache", dachte er sich, schließlich hätten die Mieter im Parterre ja bereits einen Anschluss. Und tatsächlich antwortete die Telekom auch umgehend. Man "freue sich sehr" über den Auftrag, man bitte aber um etwas Geduld, es stünde da noch eine "technische Prüfung" aus.

Erst nach Todesfall ein freier Port?

Dann begann das große Warten, mehrmals beschwerte sich Kirschner, legte sich mit den Telekom-Leuten verbal an. Einmal habe man ihm mündlich beschieden, "es müsste erst jemand sterben, bevor wir einen freien Port bekämen", so Kirschner. In seiner Verzweiflung wandte sich Kirschner an den Schwarzwälder Boten. Mitte September erschien der besagte Artikel.

Erste Reaktion: Auf Anfrage entschuldigte sich die Telekom-Pressestelle. "Für eventuell entstandene Unannehmlichkeiten möchten wir uns bei Herrn Kirschner entschuldigen", hieß es. Und es gab Bewegung. Nur wenige Tage nach Erscheinen des Artikels "erschien erstmals ein Telekom-Mitarbeiter bei mir zu Hause".

Der Mann, so Kirschner weiter, habe in seiner Wohnung geprüft, ob ein Signal ankommt. "Alles o.k.", habe der Mann ihm beschieden. Die Sache hatte nur einen Haken: Es handelte sich lediglich um einen analogen Anschluss. Reaktion Kirschner: "Was soll ich mit einem analogen Anschluss? Ich habe kein Endgerät dafür." Überhaupt: Wer habe im Zeitalter des Digitalen und des Internets heute noch einen analogen Telefonanschluss? "Das geht gar nicht." Die Telekom wiederum berief sich auf erneute Anfrage des Schwarzwälder Boten abermals auf technische Probleme. "Bei der Umsetzung des Auftrags zeigte sich zunächst, dass alle Anschlüsse im nächstgelegenen Verteilerkasten bereits belegt waren", hieß es. Daraufhin habe man "zusätzliche Technik eingebaut", hieß es weiter. Aber auch das habe nicht geholfen. Der Leitungsweg vom Verteilerkasten bis zu Kirschners Wohnung sei zu lang, es gebe "hohe Dämpfungswerte", die Bandbreite für einen stabilen DSL-Anschluss reiche nicht aus, so die Telekom. Wie gesagt: Kirschner wohnt in Alpirsbach, also in einem alles in allem bewohnten Gebiet, in dem es schon seit vielen Jahren Telefon gibt. Kirschner wohnt nicht etwa auf einen einsamen Schwarzwald-Hof.

"Damit Herr Kirschner telefonisch erreichbar ist, haben wir ihm übergangsweise einen Telefonanschluss zur Verfügung gestellt", hieß es weiter mit Verweis auf das analoge "Dampf-Telefon" des vordigitalen Zeitalters. Und dann hieß es: "Wir bedauern die Unannehmlichkeiten für den Kunden und haben ihm aus Kulanz eine Gutschrift erteilt." "Entschädigung" oder "Schmerzensgeld" wären wohl die passenderen Worte gewesen. Den Portierungsauftrag habe man eingestellt, Kirschner hatte unterdessen die Zuweisung eines Ports bei den Freudenstädter Stadtwerken beantragt. Und tatsächlich, einige Tage später seien auf dem Konto der Familie Kirschner 250 Euro von der Telekom eingegangen. Doch Kirschner empfindet alles andere als eitle Freude über die Zahlung, nennt sie "Augenwischerei", denn zugleich verlange die Telekom diverse Zahlungen für deren "Bemühungen" – er aber habe noch immer nicht das rechte Telefon.

Es bleibt bei einem kleinen Lichtblick

Dann, ein kleiner Lichtblick: Kurz darauf erschien bei ihm Zuhause eine Mitarbeiterin der Stadt Freudenstadt. Die nette Dame habe sich "nochmals um alles schriftlich gekümmert". Allerdings, es könne "bis zu bis zu vier Wochen dauern", bis Kirschner sein gewünschtes Telefon erhalte. Das war Mitte September. Heute wartet Kirschner noch immer. Sein zynisches Fazit: "Ich freue mich auf einen erfolgreichen Abschluss vielleicht noch in diesem Jahr."