Orgelmatinee: Eingespieltes Trio spannt großen stilistischen Bogen in fast voll besetzter Klosterkirche
Obertongesang traf auf Flötenmusik: Mit einem stilistisch abwechslungsreichen Programm ging der Orgelsommer in der Alpirsbacher Klosterkirche zu Ende.
Alpirsbach. Als Verbindungselement zwischen den verschiedenen Klangwelten fungierte bei der Orgelmatinee am Sonntag die Orgel. Die zahlreichen Zuhörer in der fast voll besetzten Klosterkirche spendeten nach dem Gastspiel von Beatrice Menz (Orgel), Miroslav Dimitrov (Querflöte) und Matthias Privler (Obertongesang) anhaltenden Applaus.
Das eingespielte und virtuose Trio begeisterte das Publikum eine gute Stunde lang mit Werken aus vier Jahrhunderten. Es war spannend, wie bei der Matinee die Besetzung ständig variierte und dadurch die Klangfarben wechselten. Zunächst gab es Wohlklang pur: Innig stimmte die aus München stammende Musikerin Beatrice Menz mit einer Fantasie und Fuge von Johann Sebastian Bach auf das sommerliche Konzert ein. Schon bei den ersten Klängen der Winterhalter-Orgelskulptur zeigte sich das professionelle Können der jungen Musikerin: Ihre Hände flogen in atemberaubender Geschwindigkeit über die Tasten, die Füße sprangen geradezu zu den Pedalen.
Da die Orgel in die Mitte des Kirchenschiffs verfahren worden war, hatten die Zuhörer gute Sicht auf die Interpretin und das Instrument und konnten nicht nur hören, sondern auch sehen, mit wie viel Leidenschaft und Elan sie zu Werke ging. Als Kontrast zu Bachs Werk interpretierte Flötensolist Miroslav Dimitrov die Opernmusik aus "Thais" von Jules Massenet. Der Flötist zeigte kammermusikalisches Feingefühl. Denn diese einfühlsam gespielte Meditation mit ihren zarten, fein hingehauchten Querflötentönen, die von der Organistin begleitet wurde, füllte die Kirche ebenso schön wie das leuchtende Sonnenlicht, das durch die Fenster schien. Den nächsten glanzvollen Auftritt hatte der Flötenkünstler bei Fantasien aus Bizets Oper Carmen. Mit Witz, Charme und viel Feuer erklangen die vertrauten Arien.
Der glutvolle melodische Zauber dieser Musik war wohl auch Garant für den stürmischen Beifall der Gäste. Faszinierend war es als, Matthias Privler bei einem Mozart-Thema mit Variationen zum Obertongesang ansetzte und plötzlich über den tiefen Orgelklängen eine wesenlose, flötenartige zweite Stimme hörbar wurde. Die Stimme des Künstlers wurde zum natürlichen Instrument, seine Musik strahlte eine Ruhe aus, die sich auf das Publikum übertrug. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, so still war es auf einmal in der Kirche. Privlers Obertongesang erinnerte ein wenig an gregorianische Klänge, war aber facettenreicher. Auch bei der "Romanesca" des texanischen Komponisten und Chorleiters Stuart Hinds konnten die Besucher die Vielfältigkeit von Instrumenten und Stimme erleben.
Mit einem Arrangement von Stuart Hinds "Lullaby" und dem Orchestermarsch "Pomp and Circumstance" von Edward Elgar ging die außergewöhnliche Matinee zu Ende. Dass die Gäste genauso begeistert seien wie er selbst, wünschte sich schließlich Axel Kohler unter dem Beifall des Publikums. Der Laienvorsitzende des evangelischen Kirchengemeinderats versprach mit Blick auf die Matineen im kommenden Jahr: "Wenn wir auf diesem Niveau weitermachen, ist mir nicht bang."