Die Altstadt von Alpirsbach hat großes touristisches Potenzial. Einer der historischen Blickfänge ist die Muggelbruck. Foto: Hering

Arbeitskreise sollen Projekt umsetzen. Bürger-Kehrwoche als mögliches Top-Projekt.

Alpirsbach - Das Markenkonzept für die Stadt Alpirsbach steht, nun geht es an die Umsetzung. Zunächst werden zwei Arbeitskreise gebildet – Stadtgestaltung und Handel sowie Lebensraum und Tourismus. Für beide gibt’s von der Stadt ein Budget von 5000 Euro.

Zur Präsentation der Endversion des Markenkonzepts in einer Sondersitzung des Gemeinderats waren rund 50 Zuhörer ins Alpirsbacher Haus des Gastes gekommen. Alexander Seiz von Kohl & Partner Hotel und Tourismus Consulting in Stuttgart fasste die Ergebnisse der beiden Markenwerkstätten im vergangenen Jahr zusammen und stellte das Strategiepapier für den Markenentwicklungsprozess vor.

Im Beisein von Bürgermeister Michael Pfaff und Yvonne Rauter (Stadtmarketing) informierte Seiz den Gemeinderat und die Zuhörer über den nächsten Zwischenschritt bei der Stadtentwicklung. Den Schwerpunkt lege man auf die Bereiche Tourismus und Wirtschaft. Seiz sparte nicht mit Lob für Alpirsbach: Die Stadt habe ein "tolles Potenzial an Menschen, Betrieben und Landschaft" und mit Kloster und Brauerei zwei Alleinstellungsmerkmale. "Genuss und Regionalität" sind zwei zentrale Begriffe, die laut Seiz bestens zur Klosterstadt passen. Der bisherige Slogan "Alpirsbach – ein gesegnetes Fleckchen" weise zwar in die richtige Richtung, solle aber "ein bisschen modernisiert werden".

Als Leitgedanke zur Marke und Positionierung der Stadt formulierte Seiz "die traditionelle genussvolle Klosterstadt im Schwarzwald". Der Genuss sei das verbindende Element aller Angebote. Fünf Handlungsfelder nannte der Referent: attraktiver Lebensraum, Kultur, Genuss und Regionalität, Stadt und Verkehr sowie Natur. Marketing und Organisation sei eine Querschnittsaufgabe, die alle Handlungsfelder betreffe. Wichtig sei es, die Markenentwicklung nicht nur nach außen, sondern auch nach innen zu betreiben. Den Kern der "Genusswelt Alpirsbach" bilde die Altstadt, von der aus man die Fäden der Stadtentwicklung bis zu den Stadtteilen spinnen müsse. Es gelte, die Stadt als "Gesamtentdeckungsraum wahrzunehmen".

Im Hinblick auf die Kooperation im Tourismus mit anderen Gemeinden empfahl Seiz, sich eher in Richtung Kinzigtal zu orientieren. Der Betriebswirt betonte, dass die Markenentwicklung nur als Gemeinschaftsleistung von Stadt, Gemeinderat, Bürgern und Betrieben funktioniere. Als nächste konkrete Schritte sollten nun "Projekt-Steckbriefe" geschrieben werden, in denen Verantwortlichkeiten, Mitwirkende und Finanzierung aufgeführt werden. Auch eine Priorisierung der Vorhaben sei erforderlich. Und es brauche "Projekttreiber", die die Sache voranbringen. Nun sollten zunächst zwei Arbeitskreise gebildet werden, dann müssten die Ergebnisse zusammengeführt werden. Am Schluss stehe nochmals eine öffentliche Präsentation des Marken- und Entwicklungskonzepts.

Die Zuhörer, zumeist Teilnehmer der beiden Markenwerkstätten, kamen bei der Sondersitzung ebenfalls zu Wort. Georg Steinberger, Vorsitzender des Alpirsbacher Handels- und Gewerbevereins, lobte die "sehr gute Stimmung" bei den Workshops: "Am liebsten hätten wir sofort losgelegt." Das Wichtigste sei nun, greifbare Erfolge zu erzielen und der Bevölkerung zu zeigen, "dass wir etwas bewirkt haben". Ein anderer Zuhörer bemängelte, dass seit der zweiten Markenwerkstatt im September zu lange mit der Präsentation gewartet worden sei: "Manches Detail ist bei mir schon wieder verblasst."

Bürgermeister Michael Pfaff gab daraufhin ein klares Signal dafür, dass es nun weitergeht: Die Verwaltung schlage vor, dass die beiden Arbeitskreise Stadtgestaltung und Handel sowie Attraktiver Lebensraum und Tourismus gebildet werden. Für beide solle es ein Budget von jeweils 5000 Euro geben – dem Vorschlag stimmte der Gemeinderat denn auch zu. Die Stadt und der Handels- und Gewerbeverein Alpirsbach stellen das Geld zur Verfügung.

Die Arbeitskreise sollen Vorhaben erarbeiten und diese dann dem Gemeinderat vorstellen. Vorrang haben dabei nach Vorstellung der Stadt der Premium-Wanderweg und das "Blaue Band", ein Themenweg in der Kernstadt. Zu den Treffen der Arbeitskreise lädt die Verwaltung ein. ZfA-Fraktionschef Horst Schmelzle hob hervor, dass das bestehende Angebot in Alpirsbach, etwa im Kloster, bereits groß sei, was auch gewürdigt werden solle: "Wir können stolz sein auf diesen Ort." Auf dem Bestehenden müsse man aufbauen. Nach Meinung von Holger Korneffel, Vorsitzender der FWV/CDU-Fraktion, gelte es nun, Freiwillige zu finden, die bei der Umsetzung des Konzepts mitarbeiten, "sonst ist es in einem halben Jahr in der Schublade verschwunden". Alpirsbach dürfe nicht nur auf das Kloster und die Brauerei reduziert werden.

Die "große Preisfrage" für Korneffel ist, ob es gelingt, dass nicht jeder gleich fragt, was es für ihn persönlich bringt, sondern etwas für die Gemeinschaft, für Alpirsbach zu tun bereit ist. Korneffels Fraktionskollege Utz Hügle hielt es für wichtig, dass jemand die Verantwortung für den Fahrplan des Markenentwicklungsprozesses übernimmt: "Lasst uns darüber nachdenken, wer das Ding treiben kann", meinte Hügle.

Bürgermeister Pfaff äußerte die Hoffnung, dass sich in den Arbeitskreisen engagierte Bürger finden, die diese Aufgabe übernehmen. "Der Dialog steht für uns im Vordergrund", betonte Pfaff und zeigte sich zuversichtlich: "Die Bürger sind bereit, sich mit Eigenleistung einzubringen." Auf Hügles Frage, ob die Zusammenarbeit mit Kohl & Partner nun weitergehe oder beendet sei, sagte Pfaff, dass sich der Gemeinderat mit diesem Thema bei der Etatberatung in seiner Sitzung am heutigen Donnerstag befasse.

Nach der Sondersitzung schilderte eine Zuhörerin die Bestrebungen für einen Premium-Wanderweg. Stadt und Gemeinderat sollten noch mit ins Boot, um einen Antrag auf eine Leader-Förderung einreichen zu können. Pfaff signalisierte die Unterstützung der Stadt. Dass der Gemeinderat gleich einen Beschluss in der Sache fasst, wie ZfA-Stadtrat Joachim Hermann forderte, sei allerdings nicht möglich, weil diese Sitzung schon beendet sei. Auch dieses Thema komme bei der nächsten am heutigen Donnerstag auf den Tisch. Eine Probeabstimmung zur Ermittlung des Stimmungsbilds im Gremium fiel jedenfalls positiv aus.

Ein Zuhörer fragte sich, warum ein neuer Kinderspielplatz in der Alpirsbacher Innenstadt auf der Vorschlagsliste stehe: "Einen Spielplatz im Kernort haben wir doch schon, man könnte ihn nur etwas schöner gestalten."

Ein anderer Zuhörer schlug vor, das Wanderwegenetz in Ehlenbogen als Vorbild für die drei Höhenstadtteile zu nehmen und dort etwas Ähnliches zu schaffen. FWV/CDU-Stadtrat Gerold Wein, auch Ortsvorsteher von Reinerzau, regte an, im Frühjahr auf privaten Grundstücken mehr Blumenschmuck als sonst zu präsentieren. Im öffentlichen Raum werde in Alpirsbach in dieser Hinsicht bereits viel getan.

Info: Top-Projekte des Markenkonzepts

Eine Fülle von Ideen und Vorschlägen finden sich im Markenkonzept für die Stadt Alpirsbach. Die Agentur Kohl & Partner hat die Ergebnisse der beiden Markenwerkstätten nochmals "gerüttelt und geschüttelt", wie Alexander Seiz bei der Präsentation im Haus des Gastes sagte, und eine Liste von möglichen Top-Projekten festgelegt:

 Bürger-Kehrwoche zur Verschönerung des Stadtbilds

 "Blaues Band", thematischer Verbindungsweg im Stadtkern

 Wasser-Inszenierung an der Kinzig, Aufwertung des Kinzigufers

 Genuss-Stadtführung

 Regionalladen Naschgarten  

 Klostergarten

 Genuss- und Sinnesgarten

 Premium-Wanderweg

 Pflege des bestehenden Wanderwegeangebots

 Neue Abteilung Tourismus-/Citymarketing

 Neue Lösung für die Tourist Information (geänderte Öffnungszeiten, Digitalisierung)

 Neue Webseite