Gelungener Einstand für die beiden Dirigenten: Alexander Armbruster (links, Orchester) und Fabio Beilharz (Jugend). Foto: Schwarzwälder-Bote

Jahreskonzert: Orchester des Musikvereins Rötenbach lädt zu Reise in interessante Klangwelten ein

In 90. Jahr seines Bestehens bot das Orchester des Musikvereins Rötenbach ein mitreißendes Jahreskonzert, das durch seine Vielfalt bestach. Ihre Debüts gaben Dirigent Alexander Armbruster und Jugenddirigent Fabio Beilharz mit Bravour.

Alpirsbach. Der Held von Paris wurde als Vorpremiere des nächstjährigen Stuttgarter Musicals schon auf der Bühne im Alpirsbacher Haus des Gastes gefeiert: In der dramatischen Liebesgeschichte zwischen dem Glöckner Quasimodo und der feurigen Zigeunerin Esmeralda brillierten in dem John Moss-Arrangement "Der Glöckner von Notre Dame" Karl Späth auf der Trompete und Paula Wesle auf der Oboe. Popmusik der 80er-Jahre feierte Retro, und Trompeter Achim Schlemmer glänzte als Solist. Noch gut in den Ohren klang die Ära der neuen Deutschen Welle: Von "Skandal im Sperrbezirk" von der Spider Murphy Gang über "Ohne Dich" der Münchener Freiheit bis zu "Rock me Amadeus" von Falco.

Auch den "Sternenhimmel" erhellten die Musiker bei ihrer Kulttour ganz nach dem Geschmack des Publikums. So wie der britisch-libanesische Sänger und Songwriter Mika im Jahr 2006 die Popszene im Sturm eroberte, feierten die Konzertbesucher die Hits "We are Golden", "Grace Kelly" und "Lollipop" aus dem Medley "Best of Mika" des World Music Award-Preisträgers. Mit seinem Spiel auf der Trompete glänzte Tim Schlemmer.

Eine Reise ins Land der Liliputaner und der Riesen unternahmen die ambitionierten Instrumentalisten mit dem vertonten satirischen Roman  "Gulliver’s Travels" nach einer Version des belgischen Komponisten Bert Appermont, der alle vier Teile der Reise des Schiffsdoktors Gulliver beinhaltet. Trompeten stellten die galoppierenden Pferde dar; Hörner und Posaunen symbolisierten die primitiven Yahoos-Menschen. Wechselnde Stimmungen und die Erregung durch eine Fanfare bestimmten das Stück "A Little Opening". Eine Herausforderung für die Amateurmusiker stellte das Konzertwerk "The Pioneers" dar, das auf abenteuerliche Weise in ein unerforschtes Land bis zum Pazifik führte.

"Auch wir Musiker unternahmen beim Einstudieren dieses Musikstückes eine Expedition in die Welt der tausend Taktwechsel und -arten", sagten die Moderatoren Werner Heinzelmann und Matthias Krötz. Das Oberstufen-Orchester bewältigte bravourös schnelle und unterschiedliche Taktfolgen. In interessante Klangwelten tauchte die Kapelle unter der neuen Stabführung von Alexander Armbruster (33) ein: Beim Titel "Zeichen der Zeit" von Armin Kofler beschrieb sie die wechselhafte Geschichte Tirols und von Fulpmes im 20. Jahrhundert mit choralartigen Weisen, Marsch-Themen der Tiroler Freiheitskämpfer mit Rückbesinnung auf die Tradition mittels einer majestätischen Fanfare. Mit dem Ohrwurm "Polka ins Glück" von Mathias Gronert, Komponist und Dirigent des Musikvereins Schenkenzell und Chef der Kapelle Egerländer Gold, begeisterten die Alpirsbacher Musiker ihre Zuhörer, die als Zugaben den flotten Marsch "Regimentskinder" und das besinnliche "All i want for Christmas is you" von Mariah Carey erklatschten.

Bolero und Pop-Hit

Neu-Dirigent Alexander Armbruster bekräftigte nach seinem mit großem Applaus bedachten Premiere-Konzert: "Ich will gute Oberstufen-Musik machen." Bei der Eröffnungs-Fanfare stellten die Moderatoren die Orchester-Debütanten Filip Kawecki, Emilie Harter, Lena Sauerbrunn und Noomi Broska vor, ebenso Tenorhornist Harald Borutta, der nach 35 Jahren wieder eingestiegen ist, und Trompeter Markus Benz. Groß war die Freude der Musiker, so Annette Schlemmer und Marc Bühler vom Vorstandsteam, dass ihr früherer Dirigent Thomas Teufel sich als Schlagzeuger ins Orchester einreihte. Ihrem langjährigen Musiker Walter Weißer spielte die Kapelle ein Ständchen zum 70. Geburtstag.

Auch die Jugendkapelle mit ihrem neuen Dirigenten Fabio Beilharz (21) überzeugte: Geheimnisvolle Trommelrhythmen steigerten sich in "Bolero Nocturno" bis zu einem imposanten Grandioso. Rhythmus und Soul zum Grooven brachten die Nachwuchsmusiker im Popmusik-Hit "Trumpets" zu Gehör. Lebendig interpretierten sie die Geschichte des kleinen Mogli in der Filmmusik "Das Dschungelbuch".

Die Bläserklassen drei und vier der Grundschule machten ihre ersten musikalischen Gehversuche mit "Morgen kommt der Weihnachtsmann". Jugendleiterin Susanne Göhring hob die Kooperation mit der Grundschule und Konrektorin Maite Kilgus hervor und lobte die Jungmusiker für ihr Interesse und Können.