Coronakrise: Welle der Hilfsbereitschaft für Alleinerziehende / Alpirsbacherin macht auf Schicksal anderer aufmerksam

Sie ist überwältigt. Mit so viel Anteilnahme hat die Alleinerziehende aus Alpirsbach (wir berichteten) nicht gerechnet. Nachdem sie ihre schwere Lage in der Krise öffentlich gemacht hat, melden sich Wildfremde, die sie unterstützen wollen. Annehmen kann die Frau die Spenden jedoch nicht.

Alpirsbach. Vor zwei Wochen war die Lage noch völlig aussichtslos. Von einem Tag auf den anderen fand sich die alleinerziehende Mutter eines Vorschulkinds in 100 Prozent Kurzarbeit wieder, der Kindergarten machte zu und Arbeitgeber sowie Jobcenter halfen ihr nicht weiter. Ihre Geschichte kennt die Öffentlichkeit nun. Und reagierte mit einer Welle der Hilfsbereitschaft.

Die Frau kommt gerade aus dem Krankenhaus zurück. Bei der Gartenarbeit hat sie sich zu allem Übel auch noch einen Bänderriss geholt. Doch als sie einen Blick in ihr Mailpostfach wirft, kann sie wieder lächeln. Fast ein Dutzend Mails und Anrufe gingen für sie ein, Menschen, die teils selber nicht viel haben, wollten Ostergeschenke, Schulranzen und Geld spenden. "Es ist unfassbar. Damit habe ich nicht gerechnet", freut sich die Frau. "Das zeigt, wie Menschen in Krisenzeiten zusammenhalten können. Es heißt immer, die Gesellschaft verroht zunehmend. Aber es gibt offenbar doch noch Menschlichkeit, die gerade in Zeiten wie diesen zum Vorschein kommt."

Obwohl die Anteilnahme sie rührt, ist ihr bewusst, dass es andere gibt, denen es noch schlechter geht als ihr. "Meine Situation bessert sich wieder. Es wird hart, aber ich habe Freunde, die mir über die Runden helfen. Es gibt andere, die diese Unterstützung nicht haben." Für Spendenwillige gebe es Vereine, die sehr viel für Alleinerziehende Eltern tun und stärker auf das Geld angewiesen seien. Natürlich werde sie sich bei allen, die ihre Hilfe angeboten haben, persönlich von Herzen bedanken. Dazu sei sie durch den ungeplanten Krankenhausaufenthalt noch nicht gekommen, werde jetzt aber zum Telefon greifen. Annehmen könne sie die Spenden jedoch nicht.

Kein Nebenjob ohne Kinderbetreuung

"Es ist Besserung in Aussicht", erklärt die Frau. Schon im vergangenen Dezember habe sie angefangen, Bewerbungen zu schreiben, da sie an ihrem jetzigen Arbeitsplatz, gemessen an ihren Qualifikationen, unterbezahlt sei. Und es bestehe Kontakt zu einem möglichen neuen Arbeitgeber.

Vom Jobcenter sei inzwischen auch eine Rückmeldung eingegangen. Im Briefkasten lag eine Anmeldung für Grundsicherung, die sie nun ausgefüllt hat. "Ich bin gespannt, ob ich ein Anrecht darauf habe", überlegt sie.

Auch der Vermieter habe sich sehr kulant gezeigt. Er selbst sei auch gerade von Kurzarbeit betroffen und wisse um die missliche Lage.

Einen Monat reiche die eiserne Reserve noch, sagt die Frau. "Ich hoffe, mein Sohn kann bald wieder in die Vorschule gehen", meint sie. "Wir warten täglich auf einen Brief vom Kindergarten. Erst dann kann ich anfangen zu planen." Es sage sich immer leicht: Wem das Geld nicht reicht, der kann sich einen Nebenjob suchen. Wenn man keine Betreuungsmöglichkeit für das Kind habe, werde das aber schwierig.

Neben positiven auch kritische Stimmen

Bei ein paar Bauern habe sie trotzdem einmal nachgefragt, jedoch ohne Erfolg. "Es heißt immer, in der Landwirtschaft werden gerade Leute gesucht. Die Bauern reagieren aber eher genervt auf Anrufe, weil sie so viele Angebote haben", bedauert die Alpirsbacherin. "Wo also soll man überhaupt noch einen Job finden, wenn nicht einmal die Gastronomie noch geöffnet hat?"

Neben all den positiven Rückmeldungen habe es auch ein paar gegeben, die sie stutzig gemacht haben. "Ich habe die Kommentare auf Facebook ein wenig mitverfolgt", erklärt die Frau. "Eine Aussage war: Wenn man dem Kindsvater das Sorgerecht entzieht, ist man selber Schuld an seiner Lage." Sie bedauert, dass Fremde urteilen, ohne ihre Situation zu kennen. "Niemand weiß, was war und wie der Kontakt zum Vater ist. Aber man wird angefeindet." Sie habe lediglich darauf aufmerksam machen wollen, dass Unternehmen nicht die einzigen seien, denen es momentan schlecht gehe. Unabhängig von Schuldzuweisungen.

In den vergangenen zwei Wochen hat sich einiges getan, wenngleich noch nicht alle Probleme gelöst sind. Die Alpirsbacherin schaut hoffnungsvoll auf die kommenden Monate. "Ich denke, dass sich gegen Sommer vieles wieder normalisieren wird."