Zu einer außergewöhnlichen Klangreise in der Klosterkirche lädt das Münchner Vokalensemble Chrismos ein. Foto: Veranstalter Foto: Schwarzwälder-Bote

Musik: Münchner Vokalensemble Chrismos gibt am Samstag Konzert in der Alpirsbacher Klosterkirche

Alpirsbach. Unter dem Titel "Ascending Voices" steht eine Klangreise für Stimmen, Orgel, Elektronik, Licht und Raum am Samstag, 5. August, ab 18 Uhr in der Klosterkirche Alpirsbach. Das Münchner Vokalensemble Chrismos (Chrismós – die Weissagung) unter Leitung von Alexander Hermann gestaltet den Abend, der die vielfältige Ausdruckskraft des menschlichen Gesangs im geistlichen und kultischen Kontext durch älteste und neueste Epochen in einer Klangreise vereint.

Dabei wird auch die Architektur der Klosterkirche durch Licht und Klang zum Bestandteil des Konzerterlebnisses. Neben Chorgesang ist die konzertante Orgel, gespielt von Carmen Jauch, sowie die seltene Kunst des Obertongesangs, vorgetragen von Matthias Privler, zu hören. Das Konzert bezieht sich auch auf das von Alexander Hermann und Matthias Privler mitbegründete Projekt "Ascending Voices", das einmal jährlich in München stattfindet. Dort finden sich Sänger, Instrumentalisten, Komponisten und Zuhörer zusammen, deren Anliegen es ist, der Vielfalt moderner und geistlicher Musik abseits der sattsam begangenen Wege des Kulturbetriebs eine Stimme zu verleihen. Ausgewählte Werke lebender Komponisten sowie Klassiker der Moderne, experimentelle Ausdrucksformen, Chormusik, Improvisationen und ungewöhnliche Besetzungen ergeben Programme mit hoher Aktualität. John Cage, einer der Wegbereiter avantgardistischer Kunstbewegungen des 20. Jahrhunderts, ist ein wichtiger Bezugspunkt im Programm. Seinem Chorwerk "Four2" steht ein wesensverwandtes "Agnus Dei" aus der 500 Jahre entfernten Epoche des Komponisten Cipriano de Rore gegenüber. Ebenso ist das Orgelwerk "Souvenir" von Cage zu hören.

Ein Höhepunkt ist das für das Ensemble Chrismos komponierte Werk "Unborn" der jungen, mehrfach preisgekrönten Münchner Komponistin Verena Marisa. Als Musikerin zwischen Avantgarde und Filmusik ("Tatort") findet sie in ihrem Chorwerk einen neuen musikalischen Ausdruck, geprägt von improvisierten Elementen, Elektronik und dem Retrocharme des mit elektromagnetischen Feldern arbeitenden Instruments Theremin, das sie selbst spielen wird. Aus dem Hintergrund der orthodoxen christlichen Kultur entstammen die russische Komponistin Sofia Gubaidulina und der rumänische Komponist Mircea Valeriu Diaconescu. Auf dem Programm steht Gubaidulinas "hell und dunkel" für Orgel solo und das Chorstück "Lumina Lina" nach einer traditionellen, einfachen Melodie, die als Grundlage für eine Improvisation mit Obertongesang und Theremin dient. Mit der Aufführung von "Psychopompos" des Komponisten und Performancekünstlers Rupert Huber werden die Zuhörer in kraftvoll-magische, rituelle Sphären getragen.

In nahezu allen vorrationalistischen Gesellschaften, so teilt der Veranstalter mit, taucht die Figur des Seelenführers (griechisch Psychopompos) auf. Nach dem Tod eines Menschen geleitet er dessen Seele sicher in die andere Welt. In der Performance wird ein solches Ritual um den Seelenführer nachgestellt. "Psychopompos" wird in Kooperation des Ensembles Chrismos mit dem Ensemble Spinario aufgeführt.