Dem gemütliche Abbaden nach der Saison 2016 folgt im nächsten Jahr auch wieder das Anbaden: Die Weichen für die Zukunft des Alpirsbacher Freibads sind gestellt. Foto: Privat

Räte sprechen sich mit klarer Mehrheit aus - allerdings gibt es Bedingungen. Kritik von Ehrenamtlichen. Mit Kommentar

Alpirsbach - Der Gemeinderat hat sich mit klarer Mehrheit für den Erhalt des Alpirsbacher Freibads zumindest für die nächsten drei Jahre ausgesprochen. Allerdings unter einer Reihe von Bedingungen.

Worauf sich der Alpirsbacher Gemeinderat bei seiner Klausurtagung nach langer Diskussion geeinigt hatte, vertrat er nun auch vor großer Zuhörerkulisse. Rund 80 Bürger, vorwiegend vom Förderverein des Freibads Alpirsbach, verfolgten bei der jüngsten Sitzung gespannt, was Bürgermeister Michael Pfaff als Ergebnis der Klausurtagung im Hinblick auf die Zukunft des Freibads und die Beteiligung des Fördervereins präsentierte – und was letztlich bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen auch so beschlossen wurde.

Demnach wird der Betrieb des Freibads mindestens die nächsten drei Jahre fortgeführt, wenn es die Bausubstanz zulässt. Die Verwaltung aktualisiert das Gutachten zur Sanierung des Schwimmbeckens, und der Förderverein erstellt bis zum Ende der Badesaison im nächsten Jahr eine Konzeption zur Beantragung möglicher Zuschüsse. Wenn das Gutachten und die Konzeption vorliegen, soll der Gemeinderat beschließen, wie die Sanierung des Freibads umgesetzt wird.

Nach dem Votum des Gemeinderats hat sich der Förderverein künftig an der Finanzierung des Betriebskostenzuschusses der Stadt zu beteiligen: 2017 mit zehn Prozent, 2018 mit 15 Prozent und 2019 mit 20 Prozent des Betriebskostenzuschusses. Letzterer beläuft sich derzeit auf 105 000 Euro, wobei der Pächter 20 000 Euro als Pachtgebühr an die Stadt zurückzahlen muss. Nun liegt der Ball also beim Förderverein – er muss entscheiden, ob er mit den Bedingungen des Gemeinderats einverstanden ist. Wenn nicht, kommt das Thema dort erneut auf die Tagesordnung.

Werner Hering, Vorsitzender des Fördervereins, kritisierte, dass die Beteiligung des Fördervereins an dem Zuschuss "viel zu einfach gedacht" sei und fragte empört: "Wie kann die Stadt über die Finanzmittel eines Vereins bestimmen?" Wenn der Beschluss wie vorgeschlagen umgesetzt würde, "wäre der Förderverein nach drei Jahren fertig und hätte kein Geld mehr". Hering hatte den Eindruck, "dass man den Förderverein ausbluten will". Zudem sah er diesen nicht in der Lage dazu, eine Konzeption für die Beantragung von Zuschüssen zu erstellen – das sei Sache der Stadt. "Sollen wir uns einen Fachanwalt nehmen?", fragte der Vorsitzende provokativ.

Der Förderverein habe in den vergangenen Jahren Spenden und Eigenleistungen im Wert von rund 60 000 Euro gebracht. Pfaffs Vorschlag, dass der Förderverein den Betrieb des Freibads übernehmen könne, lehnte Hering schon deshalb ab, weil ein Verein kaum Fördermöglichkeiten habe.

Herings Verärgerung liege ein Missverständnis zugrunde, betonte der Bürgermeister: Die Stadt wolle dem Förderverein nicht in die Tasche greifen. Der gestaffelte Anteil am Betriebskostenzuschuss, den der Verein übernehmen soll, sei als Aufruf zum Spendensammeln zu verstehen – Geld für den langfristigen Erhalt des Freibads. Pfaff hielt die Sammlung von knapp 3000 Unterschriften für den Erhalt des Freibads hoch und bot an, sie Werner Hering zurückzugeben. Dann habe der Vorsitzende gleich die Anschriften derer, die er um eine Spende bitten könne: "Wenn jeder der Unterzeichner drei Euro bringt, ist die ganze Sache finanziert." Pfaff widersprach Hering auch im Hinblick auf die Konzeption: Der Förderverein könne sie sehr wohl erarbeiten.

FWV/CDU-Stadtrat Reinhold Bronner sah dies nicht so. Es gehe nicht darum, fügte er hinzu, dass der Förderverein seinen Teil am Betriebskostenzuschuss aus der eigenen Kasse bringt. Er müsse lediglich initiieren, dass die Bevölkerung ihren Beitrag leistet. "Wir haben es uns nicht einfach gemacht", versicherte FWV/CDU-Fraktionschef Holger Korneffel. Es gehe darum, Lösungen zu finden, nicht um Schulzuweisungen. ZfA-Fraktionschef Horst Schmelzle pflichtete ihm bei. Er sah den Beschluss als Angebot an den Förderverein.

Langfristig, betonte Pfaff, müsse die Stadt das Schwimmbecken grundsätzlich sanieren. Dies würde etwa 1,6 Millionen Euro kosten. Ohne Zuschüsse und Spenden könne die Stadt dies nicht finanzieren. Hering bezweifelte, dass die Sanierung so teuer sein muss: Würde man kein Edelstahlbecken einbauen, sondern eine Folie verlegen, käme die Sanierung wesentlich billiger. Ein Kritikpunkt Herings war auch, dass der Förderverein zwar "zahlen soll, aber kein Mitbestimmungsrecht bei der Wahl des Betreibers hat". Letztere, so Bürgermeister Pfaff, sei Sache der Stadt. FWV/CDU-Stadtrat Reinhold Bronner meinte hingegen, dass der Förderverein auch ein Vorschlagsrecht für den Betreiber haben sollte, "schließlich arbeitet er mit ihm zusammen".

Einen aufgebrachten Mitstreiter vom Förderverein hatte Hering auch im Gemeinderat: SPD-Stadtrat Karl Rumpf. "Der Förderverein wird kaputtgespart", meinte er. Mehr als andere Vereine habe der Förderverein für die Stadt geleistet, behauptete Rumpf und wetterte: "Nun will man uns noch mehr schröpfen. Das ist eine Sauerei. Wir werden abgestraft!" Worauf ihn Pfaff ermahnte: "Sie sind hier als Stadtrat und sollten nicht in der Wir-Form für den Förderverein sprechen."

FWV/CDU-Stadtrat Hans Frick bekannte sich als "Hardliner": Die Stadt kann sich seiner Meinung nach das Freibad nicht leisten. Dem Kompromiss könne er zähneknirschend zustimmen, sagte Frick, aber es müsse jedem klar sein, dass nicht nur die ideelle, sondern auch die finanzielle Beteiligung der Bürger erforderlich sei.

Fricks Fraktionskollege Hans-Dieter Rehm zeigte sich enttäuscht über die Vorwurfshaltung des Fördervereins. Er sehe in dem Angebot einen Vertrauensvorschuss für den Förderverein. Schließlich gehe die Stadt das Risiko ein, auch mal ohne den Förderverein dazustehen. "Ich werde dagegen stimmen", kündigte UBL-Stadtrat Gerhard Engel an. Die Stadt habe für freiwillige Leistungen jährlich einen Abmangel von 750 000 Euro zu tragen. Drittgrößte Position dabei sei das Freibad.

Thomas Römpp, Fraktionsvorsitzender der SPD/Frauenliste, hielt es für den falschen Weg, zu sagen, "die Stadt muss danach gucken, wir machen so weiter wie bisher". Und FWV/CDU-Stadtrat Gerold Wein verwahrte sich gegen Karls Rumpfs Behauptung, der Förderverein sei der einzige Verein, der etwas für die Stadt tut.

Trotz der kontroversen Diskussion dankte Bürgermeister Pfaff dem Gemeinderat letztlich für sein klares Votum, das dem bei der Klausurtagung entsprach: "Wir haben einen neuen Weg gefunden, um die Geschicke der Stadt zu leiten."

Alpirsbach (cw). Pacht und Betrieb des Alpirsbacher Freibads sollten für die Jahre 2017 bis 2019 nach dem Vorschlag der Stadtverwaltung an das Start-up-Unternehmen Pooltrend UG von Danny Voigt und Robert Ulrich vergeben werden. Nach dem bei drei Enthaltungen einhellig gefassten Beschluss des Alpirsbacher Gemeinderats betreibt aber weiterhin Kapitoschka Koslowski von der Gutacher Unternehmergesellschaft "schwimmbad.so" die Einrichtung. Die Verwaltung hatte beide Anbieter als "gleichwertig und leistungsfähig" beurteilt. Die Pooltrend UG lag mit einem Preis von 97 000 Euro pro Jahr um 2000 Euro unter dem Angebot von "schwimmbad.so". ZfA-Stadtrat Joachim Hermann plädierte allerdings dafür, den bisherigen Betreiber erneut zu beauftragen, "auch wenn er etwas teurer ist". Dies sah auch Anita Frank von der Frauenliste so: "Er hat es mit viel Liebe und Herzblut gemacht. Das ist wichtig."

Kommentar: Störungsanfällig

Von Claus Wiegert

Den Stöpsel hat der Alpirsbacher Gemeinderat dem Freibad nicht gezogen. Aber der Förderverein muss sich noch stärker ins Zeug legen, um die Einrichtung über Wasser zu halten. Darüber empört sich Vorsitzender Werner Hering. Aber es führt kein Weg daran vorbei. Denn dem Beschluss liegt keine Missachtung des ehrenamtlichen Engagements zugrunde, sondern die Tatsache, dass sonst nur die Schließung des Freibads oder die Übergabe des Betriebs an den Förderverein infrage käme. Alles andere würde die – nicht wenigen – Alpirsbacher, die das Freibad lieber heute als morgen zumachen würden, auf die Palme bringen. Aber die Konstellation der Interessen bleibt schwer auszubalancieren und störungsanfällig: Der private Betreiber muss mit dem Freibad Geld verdienen, der Förderverein will die Einrichtung erhalten, und die Stadt kann das, muss aber dafür anderes Wünschenswertes bleiben lassen.

Noch ist offen, ob die Ehrenamtlichen es schlucken, dass nun allein bei ihnen die Schraube angezogen werden soll. Der Gemeinderat lässt ihnen keine Wahl. Letztlich aber stimmen die Besucher mit den Füßen über die Zukunft des Freibads ab. Eine Unterschrift dafür reicht nicht.

Info: Fördermöglichkeiten für die Sanierung

Auf Antrag der SPD/Frauenliste hat sich die Stadtverwaltung nach Zuschussmöglichkeiten für die Erhaltung und Sanierung des Alpirsbacher Freibads erkundigt. Über das Ergebnis informierte Bürgermeister Michael Pfaff nun den Gemeinderat. Zuschüsse wären unter Umständen aus drei Förderprogrammen des Landes möglich.

Das Tourismusinfrastrukturprogramm fördert kommunale Vorhaben und Einrichtungen mit überwiegend touristischer Nutzung. Zuschüsse gibt’s für bauliche Investitionen für die Errichtung, energetische Sanierung und Modernisierung sowie grundlegende Arbeiten zur Substanzerhaltung. Die Förderquote beträgt bei Freibädern in prädikatisierten Orten höchstens 25 Prozent.

Das Entwicklungsprogramm ländlicher Raum (ELR) fördert die strukturelle Entwicklung ländlich geprägter Kommunen. Seit dem vergangenen Jahr, so die Alpirsbacher Stadtverwaltung, können auch Freibäder als Gemeinschaftseinrichtung bezuschusst werden. Die aktive Beteiligung von Bürgern und interkommunale Zusammenarbeit sind bei dem Programm besonders wichtig. Projektträger und Empfänger eines Zuschusses können neben Gemeinden auch Vereine, Privatpersonen und Unternehmen sein. Die Förderquote für Gemeinden liegt bei 40 Prozent der Nettoausgaben, höchstens beträgt der Zuschuss jedoch 750 000 Euro.

Beim Förderprogramm Leader 2014-2020 wäre ein Zuschuss für das Alpirsbacher Freibad nicht möglich, falls es in der bisherigen Form saniert würde. Ein Förderantrag könnte laut Stadtverwaltung nur erfolgreich sein, wenn es etwa zu einem Naturerlebnisbad umgestaltet würde. Fünf Handlungsfelder wurden für das Leader-Aktionsgebiet Nordschwarzwald festgelegt, unter anderem Naturerlebnis und Gesundheitsförderung im Tourismus. Für den Antrag wäre ein regionales Entwicklungskonzept erforderlich. Die Förderquote beträgt 60 Prozent, maximal gibt es für ein Projekt 600.000 Euro.