Bis ins Jahr 1843 hatte Alpirsbach ein Kameralamt, das der Gemeinde laut Stadthistoriker Stefan Zizelmann zumindest einen "bescheidenen Ersatz" für die frühere zentralörtliche Funktion bot. Heute ist in dem Gebäude das Stadtmuseum untergebracht. Foto: Wiegert Foto: Schwarzwälder Bote

Jubiläum: Stadthistoriker Stefan Zizelmann über den politisch-administrativen Akt im Jahr 1869

Alpirsbach (cw). Nicht nur heute, auch schon im Jahr 1869 konnte sich Alpirsbach von dem Titel "Stadt" nichts kaufen. Darauf weist Stadthistoriker Stefan Zizelmann in seinen Anmerkungen zum Jubiläum hin: "Bei der Stadterhebung handelte es sich um einen rein politisch-administrativen Akt, der mit keiner finanziellen Unterstützung verbunden war." Er gehe auf einen Antrag des Alpirsbacher Gemeinderats zurück. Der Antrag habe seinen Ursprung vermutlich auch im Bewusstsein der Verantwortlichen für die jahrhundertealte Tradition der Gemeinde Alpirsbach gehabt.

Das Klosteramt wurde 1807 in ein weltliches Amt umgewandelt und drei Jahre später aufgelöst, wie Zizelmann schreibt. Alpirsbach kam, wie die meisten heutigen Teilorte, an das Oberamt Oberndorf. Dadurch habe Alpirsbach seine zentralörtliche Funktion verloren. Das Kameralamt, das es von 1821 bis 1843 in Alpirsbach gab, habe nur vorübergehend "einen bescheidenen Ersatz" geboten. Immerhin, so der Historiker, habe Alpirsbach sein noch aus Klosterzeiten stammendes Marktrecht behalten.

Allerdings lag der Ort abgeschnitten von den Verkehrsverbindungen am Rand des Königreichs Württemberg. Viele Einwohner verarmten und wanderten aus. Vergebens, so der Stadthistoriker, baten die Gemeinderäte um die Wiederherstellung des Oberamts oder wenigstens um die erneute Ansiedlung des Kameralamts. "Die Verbesserung der allgemeinen Situation erforderte mehrere Jahrzehnte", bilanziert Zizelmann, "und die Stadterhebung hatte sicher den geringsten Anteil daran." Die Frage bleibe allerdings, ob die Ernennung Alpirsbachs zur Stadt nicht doch einen wichtigen psychologischen Faktor darstellte. Dass die krisenhafte Lage in Alpirsbach in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gegen dessen Ende überwunden werden konnte, war laut Zizelmann vor allem den besseren Verkehrsanbindungen zu verdanken.

Auch wenn sich die Hoffnung, dass sich nach dem Ausbau des Straßennetzes und dem Bau der Eisenbahnlinie von Freudenstadt nach Haus-ach mehr Gewerbe ansiedeln würde, nicht in dem Maß erfüllte, wie es sich die Alpirsbacher gewünscht hatten.