Stefan Zizelmann vor dem Plan der Eisenbahnlinie. Das Foto darüber zeigt das alte Bahnhofgebäude aus Holz. Damals wurden fünf Gleise gelegt. Foto: Hering Foto: Schwarzwälder Bote

Geschichte: Tag der offenen Tür im Archiv beleuchtet auch das Jubiläum "150 Jahre Stadtrecht"

Parallel zum Aktionstag im Museum für Stadtgeschichte (wir berichteten) gab es in Alpirsbach einen Tag der offenen Tür im Stadtarchiv. Dort waren Dokumente aus der Stadtgeschichte zu sehen. Als fachkundiger Ansprechpartner stand der promovierte Historiker und Stadtarchivar Stefan Zizelmann Rede und Antwort.

Alpirsbach. Wie Stefan Zizelmann erläuterte, gibt es im Stadtarchiv auch Dokumente, meist Faksimile, aus der Zeit der Gründung der Stadt. Dazu gehören Rechnungsbücher und Anlagen der Gemeindeverwaltung sowie Gemeinderatsprotokolle. Die im Archiv aufbewahrten Dokumente werden immer umfangreicher. Zu Zizelmanns Aufgaben gehört auch, all diese Dokumente auf digitale Medien zu speichern.

Stefan Zizelmann zeigte aus Anlass des Jubiläums 150 Jahre Stadtrecht beim Tag der offen Tür auch ein Rechnungsbuch von 1868/1869 und daneben das Gemeinderatsprotokoll von 1869 mit der Mitteilung der Stadterhebung durch König Karl von Württemberg.

Mit dem Stadtrecht war Alpirsbach auch stimmberechtigt im altwürttembergischen Landtag. Als Dank wurde König Karl mit der Karlstraße und der Karlsquelle gewürdigt. Das Stadtrecht brachte Vorteile wie das Marktrecht und das Recht, bestimmte Steuern zu erheben.

Wie Zizelmann erläuterte, war es mit der Planung für die Eisenbahn ähnlich wie heute. Es wurde zwar der Bau befürwortet, allerdings nicht im vorgestellten Verlauf. Außerdem war damals vorgesehen, dass der Bahnhof dort liegen sollte, wo heute der Kurgarten ist.

Mit diesem Anliegen hatten sich die Bürger an den König gewandt, allerdings ohne Erfolg, was die Linienführung anbelangt. Von oben herab wurde ministeriell der Streckenverlauf entschieden, und der Bahnhof wurde am heutigen Standort gebaut. Der alte Holzbau wurde Ende des Zweiten Weltkriegs als eines der wenigen Gebäude zerstört und danach durch einen Zweckbau ersetzt.

Die Bürger beklagten, dass durch die Eisenbahnlinie die Stadt zerschnitten werde. Dies wurde aber durch den Ausbau der Bundesstraße später noch verstärkt. Alpirsbach lag am Westende des Königtums Württemberg und war damit vom Verkehr abgeschnitten. Die Eisenbahnlinie schuf dann eine Verbindung von Freudenstadt nach Hausach. Damit sollte die Ansiedlung von Industrie gefördert werden in dem sonst eher handwerklich geprägten Flecken.

Mit dem Bau der Eisenbahn verlor allerdings die Flößerei die Grundlage, denn das Holz konnte nun schneller mit der Bahn transportiert werden. Der Bau der Eisenbahn wurde 1868 fertiggestellt. Die heutige Kernstadt hatte damals 1321 Einwohner, die selbstständigen Gemeinden Rötenbach 604 und Ehlenbogen 294.

Im Stadtarchiv gibt es noch viele interessante Dokumente. Die Arbeit werde ihm nicht ausgehen, stellte Zizelmann fest. Während früher ein Rechnungsbuch für zwei Jahre reichte, sind heute für jedes Haushaltsjahr mit den Anlagen mehrere umfangreiche Bände erforderlich.