Bei der Einweihung: Karin Beilharz (Dritte von links), die beteiligten Handwerker und Bürgermeister Michael Pfaff (links). Foto: Rieger Foto: Schwarzwälder Bote

Förderprogramm: Leibgedinghaus auf Bachbauernhof eingeweiht / Seminare und Therapien im Angebot

Karin Beilharz hat das Leibgedinghaus ihres Bachbauernhofes zu neuem Leben erweckt. Nun wurde das Gebäude mit einer Feier eingeweiht.

Alpirsbach-Ehlenbogen. Beilharz macht damit Schätze des Waldes erfahrbar. Für Dajana Greger, Geschäftsführerin der Leader-Aktionsgruppe Nordschwarzwald, stand außer Frage: "Das ist ein Vorzeigemodell für die Leader-Region Nordschwarzwald geworden." Der Weg zum Leibgedinghaus führt über Sandsteinplatten. Die Weißtannen für den Innenausbau wurden im eigenen Wald bei abnehmendem Mond geschlagen. Rund 180 Jahre alt, sind die Holzbalken in dem Gebäude. Errichtet wurde es 1797. Künftig wird Karin Beilharz dort eine Praxis zur externen Mitarbeiterberatung betreiben.

Sie bietet Seminare zu Stressmanagement an und referiert über den "Wald als Quelle der Gesundheit", um die hilfreiche Wirkung des Waldes beim Abbau von Stress und zur Stärkung des Herz-Kreislaufsystems zu vermitteln. Ergänzend dazu bietet die Cranio-Sakral-Therapeutin Ruth Gräber Behandlungen an; zwei weitere Mitarbeiterinnen beraten bei Sucht und Trauerfällen.

Kochplatte in alten Holzherd eingepasst

Unter dem Dach des Leibgedinghauses steht ein Seminarraum zur Verfügung, der gemietet werden kann. Zahlreiche Details bezeugen die Verbundenheit Karin Beilharz’ mit der Geschichte des Hofs und zugleich die Leidenschaft, mit der sie ihre Unternehmensidee angeht. In der Küche wurde die Kochplatte in den alten Holzherd eingepasst. Auf der Toilette fügt sich ein antiker Handtuchständer der Großmutter ins modernisierte Ensemble. Die familieneigene Schappel und eine mit Bauernmalerei verzierte Eckbank wahren Erinnerungen an die Altvorderen.

Aus den Fenstern blickt man auf den Plenterwald im Ehlenboger Tal, der seit Generationen im Besitz der Waldbauernfamilie Beilharz ist. 1459 wurde der Bachbauernhof erstmals als Lehensgut der Abtei im mittelalterlichen Alpirsbach erwähnt. 1742 erwarb die Familie Beilharz das Gehöft, das damals noch direkt an der Kinzig stand. 1780 errichtete Christian Beilharz den Hof weiter oben am Hang neu, um ihn vor Hochwasser zu schützen.

Zahlreiche Kinder kamen auf den Hof zur Welt; allein Andreas Beilharz Senior und seine zweite Frau Rosina hatten 22 Kinder, von denen neun das Erwachsenenalter erreichten. Als sein Sohn im Ersten Weltkrieg fiel, musste dessen Frau Friedericke den Schwager heiraten – und dann nach dessen krankheitsbedingtem Tod auch noch einen dritten Bruder. So blieb der Hof samt Wald durch Kriege und schwere Zeiten hinweg in Familienbesitz.

Mit der Sanierung erfüllte Karin Beilharz das Versprechen an ihre Großmutter Marta Beilharz (1920 bis 2016), deren Leibgedinghaus zu erhalten und dabei eigene Ideen zu verwirklichen. Zweieinhalb Jahre hat die 48-Jährige gemeinsam mit ihrem Mann Martin Engisch an dem Projekt gearbeitet, rund 230 000 Euro und mit der ganzen Familie viel Eigenleistung investiert, um aus dem renovierungsbedürftigen Leibgedinghaus ein Schmuckstück im Kinzigtal zu machen.

Ihren drei Kindern wolle sie damit weitergeben, wie sinnstiftend es sein kann, sich auf die eigenen Ressourcen zu besinnen, Altes zu bewahren und daraus Neues zu gestalten, sagte sie. Zur Einweihung des Leibgedinghauses kamen Architekt Alex Zeyher, Handwerker, Geschäftspartner, Bürgermeister Michael Pfaff, Ortsvorsteher Peter Günther, Freunde und Familie sowie Landrat Klaus Michael Rückert und Dajana Greger von der Leader-Aktionsgruppe. "Das Geheimnis Ihres Erfolgs, den Sie hier sicher haben werden, ist Ihre Authentizität", sagte Rückert.

Regionales Baumaterial überzeugt

Die Heimatverbundenheit der Bauherrin als Älteste von drei "Stammhalterinnen", die Geschichte des Gebäudes und die Verwendung von Weißtanne als regionalem Baumaterial hätten ihn als stellvertretenden Vorsitzenden der Leader-Aktionsgruppe Nordschwarzwald auf Anhieb überzeugt. Knapp 155 000 Euro Fördermittel wurden so bewilligt. "Als Waldeigentümerin aus Überzeugung machen Sie uns hier vor, was man aus Weißtanne machen kann", sagte Rückert. Für die handwerkliche Umsetzung ihrer Ideen dankte die Bauherrin allen beteiligten Handwerkern.