Katelyn Emerson an der Orgel und der Posaunist Henry van Engen traten bei der zweiten Matinee im Alpirsbacher Orgelherbst auf. Foto: Haubold Foto: Schwarzwälder Bote

Orgelmatinee: Henry van Engen präsentiert mit Katelyn Emerson Werke der französischen Romantik

Vielfarbige Klänge durchströmten bei einer Orgelmatinee mit der Organistin Katelyn Emerson und dem Posaunisten Henry van Engen die Alpirsbacher Klosterkirche. Zu hören waren Werke der französischen Romantik.

Alpirsbach. Orgel und Posaune: Diese instrumentale Kombination hört man eher selten. Was sich der junge Posaunist Henry van Engen und Katelyn Emerson an der Orgel für die zweite Matinee im Alpirsbacher Orgelherbst hatten einfallen lassen, ging über das Konventionelle, oft Gehörte weit hinaus.

"Schwelgen auf Französisch" hieß es für die vielen Besucher am Sonntagvormittag in der gut besetzten Klosterkirche. Denn die süße Wehmut der französischen Romantik passte prima zur frühherbstlichen Stimmung mit ihrer farbenprächtigen Natur.

Als Duo präsentierten sich der amerikanische Pianist und Posaunist Henry van Engen, der seit zwei Jahren als Kirchenmusiker bei der katholischen Kirchengemeinde St. Benedikt in Alpirsbach arbeitet, und die aus Maine stammende Organistin Katelyn Emerson, die mit viel Kreativität und neuen Ideen den Zuhörern die Ohren für den Klangreichtum der nunmehr zehn Jahre alten Winterhalter-Orgel öffnete. Die beiden jungen Künstler waren gut vorbereitet und wirkten sehr präsent.

Bei Oliver Messiaens Vocalise-Etude opus 151 stellten die Interpreten gleich zu Beginn ihr beachtliches Können unter Beweis. Über einem feinen Orgelton entfaltete sich eine einfache Melodie, schlicht und wirkungsvoll zugleich. Rasch durchströmten vielfarbige Klänge den Kirchenraum. Henry van Engens Bläserklang unterstrich dabei den Festcharakter dieser wenig bekannten Komposition.

Lebhaftes Temperament

Mit den französischen Chorälen und Kadenzen des 92-jährigen Henri Dutilleux bewegten sich die beiden Musiker in einem moderneren Genre. Diese Musik zeigte eindrucksvoll den Einfluss gregorianischer Klänge. Die schwärmerische Stimmungsmalerei endete in gewaltigem musikalischem Donner.

Eine romantische Fantasie von Alexandre-Pierre-Francois Boely inspirierte Katelyn Emerson zu einem vielschichtigen Klanggemälde mit einem riesigen Spannungsbogen. Eingebettet in diese Werke war die frühbarocke, tänzerisch anmutende, immer wieder aufflackernde fünfteilige Hymne Ave Maris Stella von Jean Titelouze.

Der junge Posaunist meisterte die hohen technischen Schwierigkeiten in den verschiedenen Sätzen scheinbar mühelos und erzeugte zudem große Spannung, wozu er auch die klangliche Vielfalt der Orgel geschickt nutzte. Lebhaftes Temperament und viel Fingerspitzengefühl für den französischen Kathedralklang zeichnete das Duo aus.

Sichtlich begeistert war das Publikum, das nach jedem Stück reichlich Beifall spendete. Auch mit Werken von Louis Vierne, Jean Langlais und Cesar Franck machten die Musiker die Besonderheit der französischen Romantik erlebbar.

Beseelt genossen die Zuhörer die verträumten Klänge, bevor der Sonnenschein wieder ins Freie lockte.