Herzog Christoph von Württemberg führte 1556 das System der Klosterschulen ein.Foto: Staatliche Schlösser und Gärten Foto: Schwarzwälder Bote

Historisches: 506. Geburtstag von Christoph von Württemberg / Herzog verantwortlich für die Entstehung der Klosterschule

Herzog Christoph von Württemberg zählt zu den wichtigsten Herrschern der Landesgeschichte. Seine Regierung bedeutete für die Benediktinermönche vom Kloster Alpirsbach das Ende – für das Klostergebäude jedoch einen ehrgeizigen Neubeginn als Schule.

Alpirsbach. Am 12. Mai 1515 wurde Christoph von Württemberg in Urach geboren. Als er 1550 an die Macht kam, modernisierte er sein Territorium durch umfassende Reformen. Dabei war ihm die Religion besonders wichtig, teilen die "Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg" mit. In den ehemaligen Klöstern richtete er protestantische Klosterschulen ein. Hier sollten die angehenden evangelischen Pfarrer auf ihr Theologiestudium vorbereitet werden. Auch in Alpirsbach gab es eine solche Klosterschule.

Kind einer Skandalehe

Herzog Christoph von Württemberg war der Sohn von Herzog Ulrich von Württemberg und Sabina von Bayern. Seine Eltern führten laut Mitteilung der "Staatlichen Schlösser und Gärten" eine Skandalehe. Wenige Tage vor der Geburt seines Sohnes habe Herzog Ulrich seinen Stallmeister aus Eifersucht ermordet: Hans von Hutten habe nämlich eine Frau geheiratet, mit der der Herzog eine Affäre hatte. Sabina fürchtete sich vor dem Jähzorn ihres Mannes und floh im November 1515 aus Württemberg nach München. Dabei ließ sie ihre beiden Kinder Anna und Christoph zurück. Nur vier Jahre später wurde Herzog Ulrich selbst aus seinem Land vertrieben. Durch sein militärisches Vorgehen gegen die Stadt Reutlingen hatte er sich mit dem Kaiser und dem Schwäbischen Kreis überworfen. Bei seiner Flucht ließ Herzog Ulrich seinen Sohn zurück.

Seine Zukunft war unklar

Christoph kam an den Hof der Habsburger nach Innsbruck, Württemberg geriet unter österreichische Verwaltung. Christophs Zukunft war unklar, das Verhältnis zwischen Vater und Sohn war gestört. Der im Exil lebende Herzog sah in seinem Sohn nämlich einen Konkurrenten um die Macht. Über die Jahre verschlechterte sich auch die Beziehung Christophs zu den Habsburgern.

1530 wurde den Habsburgern die Herrschaft über das Herzogtum Württemberg zugesprochen. Christoph hatte bald Sorge um sein Leben: Noch immer hatte er – zumindest im Prinzip – einen Anspruch auf das Herzogtum Württemberg. Er fürchtete, dass die Habsburger ihn umbringen könnten, um ihre Herrschaft in Württemberg dauerhaft zu sichern. Daher floh Christoph und versteckte sich über einige Jahre bei seinen Unterstützern in Bayern und der Schweiz.

Nach 15 Jahren zurück

In der Zwischenzeit hatte sich sein Vater Herzog Ulrich im Exil zum Protestantismus bekannt. 1534 unternahm er mit Hilfe des hessischen Landgrafen Philipp I. einen Versuch, Württemberg wiederzugewinnen. Die Rückeroberung gelang ihm. Sofort führte Ulrich die Reformation ein und traf – nach 15 Jahren – seinen Sohn Christoph wieder. Wenig später schickte der Herzog ihn an den französischen Hof, um seinen Rivalen auf Distanz zu halten. Erst allmählich näherten sich die beiden wieder an. Christoph öffnete sich, wie zuvor sein Vater, der Lehre Luthers. Das war eine entscheidende Bedingung für die Aussöhnung von Vater und Sohn.

Nach dem Tod Ulrichs im Jahr 1550 regierte Christoph 18 Jahre lang als Herzog. Er setzte fort, was sein Vater begonnen hatte: Er ordnete die Verwaltung neu und gab Württemberg eine innere Ordnung, die für rund 250 Jahre Bestand hatte. Herzog Christoph vereinheitliche das Recht im ganzen Land, er erließ Gesetze für Gewerbe und Handwerk, reformierte das Schulsystem und die protestantische Kirche Württembergs.

Das Ende der Benediktiner

Auch in Alpirsbach setzte Herzog Christoph das Werk seines Vaters fort. Kurz nach der Rückeroberung Württembergs hatte Herzog Ulrich die Klöster seines Landes enteignet und aufgehoben. Im Protestantismus gab es keinen geistlichen Stand mehr – Priester waren unnötig geworden. 1556 installierte Herzog Christoph dann das neue und wegweisende System der Klosterschulen. Insgesamt 13 Klosterschulen entstanden im Herzogtum. Aus dem Kloster Alpirsbach wurde damit die Klosterschule Alpirsbach.

Prüfung für Zehnjährige

In den Klosterschulen wurden die begabten Jungen des Landes auf das protestantische Theologiestudium vorbereitet – eine strategische Maßnahme, mit der Württemberg den Bedarf an evangelischen Geistlichen decken wollte. Die in der Regel zehn- bis 14-jährigen Knaben konnten aufgenommen werden, wenn sie eine entsprechende Aufnahmeprüfung bestanden.

In den Klosterschulen wurden Griechisch, Latein, Religion, Logik, Dialektik und Rhetorik unterrichtet. Die Unterrichtssprache war Latein.

1595 wurde die Klosterschule in Alpirsbach geschlossen, wohl aus Kostengründen. Im Klostermuseum ist der Alltag der Schüler gut dokumentiert. Seltene Funde aus dem 16. Jahrhundert geben laut Mitteilung einen lebendigen Einblick. Lustige Zeichnungen, die Karikaturen gleichen, erwecken den Alltag der Klosterschüler zu neuem Leben. Freud und Leid sind aus Hausaufgaben, Briefen und Sprüchen abzulesen. Einen authentischen Eindruck bieten auch die ehemaligen Mönchszellen, in denen die Klosterschüler wohnten.