Unter der Leitung von Kantorin Carmen Jauch (Zweite von links) hatte die evangelische Kirchengemeinde Alpirsbach am Karsamstag zum Passionskonzert mit Werken von Bach und Pärt in die Alpirsbacher Klosterkirche eingeladen. Foto: Günther Foto: Schwarzwälder Bote

Musik: Passionskonzert in der Klosterkirche zur Eröffnung der Saison / Akteure überzeugen auf ganzer Linie

Die Alpirsbacher Kantorin Carmen Jauch ist bekannt dafür, hervorragende Konzerte in die Klosterkirche zu holen. Dass dies zutrifft, zeigte sich am Karsamstag mit einem außergewöhnlichen Passionskonzert unter dem Motto " Bach – Pärt – Bach" erneut.

Alpirsbach. Mit diesem Glanzlicht wurde gleichzeitig auch die Konzertsaison 2020 der Alpirsbacher Klosterkonzerte eröffnet. Auf den Sinn und die Bedeutung eines Passionskonzertes ging Alpirsbachs Pfarrer Horst Schmelzle in seiner Begrüßungsansprache ein. Würde hiermit doch, so Schmelzle, dem Zuhörer die Möglichkeit geboten, mit und durch diese Musik "einzutauchen in das Geheimnis des Sterbens und Auferstehens Jesu".

Wehklagende und jubilierende Klänge

Eine gute Gelegenheit dazu bot sich gleich zu Beginn mit Johann Sebastian Bachs Cembalokonzert Nr. 1 in d-Moll, in der Alpirsbacher Klosterkirche zu hören in der Version für Cembalo und Streicher. An diesem – bei Klosterkonzerten selten zu hörenden Instrument – bewies Carmen Jauch Extraklasse. Da waren sowohl wehklagende als auch jubilierende Klänge zu hören.

In den drei Sätzen Allero, Adagio und Allegro reihte sie die einzelnen Cembalotöne wie Perlen einer Kette aneinander. Spürbar war dabei ihr hoch sensibler Anschlag, der das besondere Timbre des Cembalo mit seinem hellen, obertonreichen Klang vortrefflich verdeutlichte. Schade allerdings, dass diese Cembaloklänge phasenweise nur sehr dezent zu hören waren. Denn Jauchs ausgezeichnete artikulatorische und individuelle Gestaltung ihres Cembalospiel hätte es verdient gehabt, deutlicher gehört zu werden und akustisch mehr im Vordergrund zu stehen. Möglicherweise wäre dies durch eine Platzierung des Instruments näher am Publikum erreichbar gewesen.

Aber auch Solo-Sopranistin Jeannette Bühler sowie das gesamte Streichensemble Süddeutsche Camerata mit Masa Rajković und Ana Maria Falan (Violine), Alfons Schwab (Oboe), Milos Stanković und Izumi Fujii (Cello) überzeugten bei ihrem ersten Auftritt in Alpirsbach vollständig. Vor allem auch beim zweiten Stück, dem "Fratres" von Arvo Pärt. Pärt, der zu den bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten neuer Musik zählt, hat mit Bach die Faszination für Religion gemeinsam sowie die Tatsache, dass beide fast mathematisch aufgebaute Musik komponierten.

Ihre Musik ist gekennzeichnet durch eine zugrunde liegende Ordnung, auf der gleichzeitig auch ihre Zeitlosigkeit gründet. Bei Arvo Pärts "Fratres" kommt hinzu, dass diese Komposition nicht an eine konkrete Klangfarbe gebunden ist. In der Klosterkirche war die Fassung für Streicher zu hören. Diese entlockten ihren Instrumenten dabei geradezu sphärische Klänge.

Solistin Jeannette Bühler überzeugte durch ihren klaren, glockenreinen Sopran, der vor allem in Bachs Rezitativ "Mein Herze schwimmt im Blut" wunderbar zur Geltung kam. Bach hatte dabei die Erlösung eines Sünders durch Gott mit einer reinen Solokantate musikalisch interpretiert. Aber auch in den Arien "Tief gebückt und voller Reue", "Wie freudig ist mein Herz" und "Stumme Seufzer, stille Klagen" kam ihre Klasse zur Geltung. Alfons Schwab überzeugte mit einem grandiosen Oboen-Solo, bei dem das Publikum diese stummen Seufzer geradezu mit erleiden musste.

Insgesamt präsentierte Jauch beim Alpirsbacher Passionskonzert dem Publikum ein beeindruckendes Klangerlebnis, für das die Zuhörer mit lang anhaltendem Beifall dankten.