Fotos: Schmieder Foto: Schwarzwälder Bote

Arzt aus Mönchengladbach erklärt, warum er eine Feldhecke auf seinem Grundstück in Reutin pflanzt

Drei Tage lang war Norbert Schmieder mit Schaufeln und Gartenhandschuhen auf den Feldern hinter Reutin am Werk. Viel sieht man noch nicht, außer einer 90 Meter langen, braunen Schneise, wo nun ein paar Ästchen aus dem Boden ragen. Das soll sich in den nächsten Monaten jedoch gravierend ändern.

 

Alpirsbach-Reutin. "Ich habe natürlich nicht drei Tage lang je acht Stunden gearbeitet", erklärt Schmieder, der erst in diesem Jahr ein Grundstück von etwa drei Hektar bei Reutin von seinem Vater übernommen hat. "Aber viel Arbeit war es schon." Eigenhändig hat der in Mönchengladbach wohnende Mediziner Hasel-, Salweide- und Holunderbüschchen, Kornelkirsche und Hartriegel, Weißdorn, Schlehe, Sanddorn, Heckenkirsche, Holzapfel, Hundsrose und gewöhnliche Schneeballsträucher gepflanzt. Und das auf einer Länge von beachtlichen 90 Metern.

Innerhalb der nächsten Jahre soll auf diesem Fundament eine stattliche Feldhecke heranwachsen, die ihren Beitrag gegen das Insektensterben und den Klimawandel leisten könnte.

Von der Monokultur zurück gedrängt

"Ich bin Imker und die Natur liegt mir sehr am Herzen", meint Schmieder. Die Feldhecke habe wichtige Funktionen, zum Beispiel die Stabilisierung der Bodenfeuchte und Verhinderung der Bodenerosion. Sie biete Lebensraum für Kräuter und Stauden, die sich am Rande der Hecke ansiedeln. Insbesondere Insekten liefere sie Nahrung, aber auch Vögel und Kleinsäuger profitieren von ihr.

"Früher hat man viele von ihnen gesehen, ich kannte noch einige", sagt der in Reutin aufgewachsene Mann. "Aber durch die Landwirtschaft sind sie großteils verschwunden." Die Hecken seien für die Bauern eben unpraktisch, man könne nicht einfach großflächig den Pflug ansetzen. Durch Monokulturen und die großflächige Bewirtung seien die Insekten-Oasen mit der Zeit zurückgedrängt worden – eine insbesondere für Bienen und Krabbeltiere aller Art fatale Entwicklung. "Bienen leben heute weniger auf dem Land als an den Stadträndern", weiß der Hobby-Imker. Kaum zu glauben: "Sie finden in den Gärten mehr als hier".

Um seine Pflänzchen kümmert er sich selbst

Als Kind habe er gerne den alten Imkern in Reutin zugeschaut, erinnert sich Schmieder. Die Arbeit mit den Bienenvölkern habe ihn schon damals fasziniert.

Es habe sich jedoch erst vor wenigen Jahren für ihn die Gelegenheit ergeben, selbst mit dem Imkern anzufangen. Und er ist mit Leidenschaft dabei geblieben. Schmieder hofft nun, den Insekten auch in seinem Heimatort ein Stückchen Natur zurückgeben zu können.

Zehn Jahre muss das Grün wachsen

Schmieder besucht Reutin noch häufig und hat vor, sich auch weiterhin alleine um seine Feldhecke zu kümmern. Der Rest seiner Hektar wird landwirtschaftlich genutzt. Mit den Bauern habe er wegen der Hecke Rücksprache gehalten. Sie wächst nun da, wo sie diese nicht stark bei der Arbeit stört: Auf der Grundstücksgrenze. "Man kann die Hecken aber auch als Privatmann auf dem eigenen Grundstück pflanzen", gibt er zu bedenken. Natürlich brauche eine solche Hecke eine gewisse Größe, um umwelttechnisch einen wirklichen Wert zu haben. "Als Wegegrenze oder als Abgrenzung zum Nachbargarten ist eine derartige Hecke denkbar." Im Garten wollen die meisten Menschen eher schön blühende oder exotische Pflanzen haben, die optisch etwas daher machen, meint Schmieder. Eine Feldhecke bestehe dagegen aus einer vielfältigen Zusammenstellung rein heimischer Pflanzen, tue der Natur aber genau deshalb besonders gut.

Er habe sich selbst vorher einlesen müssen und habe sich im Fachhandel beraten lassen. Dort wurde ihm erklärt, welche Abstände er einhalten müsse, wie viele Reihen er pflanzen sollte und welche Pflanzen gut geeignet sind.

Die Jungpflänzchen müssen nun erst einmal wachsen. Es könne zehn Jahre dauern bis zur prächtigen, ausgewachsenen Feldhecke. Alle fünf Jahre müsse sie ein wenig zurückgeschnitten werden. "Das macht man aber etappenweise, in einem Jahr werden die ersten 20 Meter geschnitten, im nächsten dann noch einmal 20 Meter", erklärt Schmieder. So bleiben die neuen Lebensräume möglichst gut erhalten.

Darüber mache er sich aber noch keine Gedanken. Jetzt brauche die Hecke erst einmal Zeit zur freien Entfaltung und sicherlich finden sich auch bald ein paar neue Bewohner für die aufstrebenden Blätter-Appartements.