Ihr Markenzeichen ist die Nummer vier: Maren Brinker im Nationaltrikot gegen ungarn. Foto: dpa

Als am 10. April 2011 die Scharrena eingeweiht wurde, trug Maren Brinker das Trikot mit der „4“ von Allianz MTV Stuttgart – nun kehrt sie am Samstag (19.30 Uhr) dorthin zurück – allerdings im Dress des Schweriner SC.

Stuttgart - Am 10. April 2011 ist die seinerzeit neu gebaute Scharrena in der Untertürkheimer Kurve der Mercedes-Benz-Arena mit einem Bundesligaspiel eingeweiht worden. Zur Premiere duellierten sich Stuttgarts Volleyballfrauen mit dem Schweriner SC – genauso wie am Samstag (19.30 Uhr) beim mit Spannung erwarteten Spitzenspiel der aktuellen Saison. Damals trug Maren Brinker das Trikot mit der Nummer 4 und die Kapitänsbinde. Danach verließ die Nationalspielerin Stuttgart sowie die Bundesliga und zog hinaus in die weite Welt. Nun kehrt sie in die Scharrena zurück, aber im gelben Trikot des Schweriner SC, des Spitzenreiters.

Es läuft beim Team aus der Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern: Gerade hat der Hauptsponsor sein Geldsäckel noch weiter geöffnet und wird vorerst für mindestens fünf Jahre auch Namenssponsor (SSC Palmberg Schwerin), die Internetseite strahlt im neuen Gewand, und in der Liga, im Pokal sowie im europäischen Challenge-Cup ist das Team des Trainers Felix Koslowski unbesiegt und verlor dabei gerade einmal zwei Sätze.

Kurz nach Saisonstart hat es mit dem schillernden Transfer von Maren Brinker zudem weiteren Glanz gewonnen. Die 30-jährige Außenangreiferin wollte eigentlich nach Jahren in Italien und Polen in der Türkei weitere Erfahrungen sammeln. „Ich habe aber schnell gemerkt, dass es in dem Club generell sehr unorganisiert ablief“, erinnert sich Brinker an den Blitztransfer Anfang November, nicht zuletzt auch deshalb, weil es finanzielle Schwierigkeiten bei Trabzon Idmanocagi gab. Statt sich wie geplant auf dem türkischen Markt zu präsentieren, fand sich Brinker nach fünf internationalen Spielzeiten über Nacht plötzlich in der Bundesliga wieder.

Die Nähe zur Familie war entscheidend

„Dresden oder Schwerin standen zur Wahl. Stuttgart ist ja auf außen sehr gut besetzt und hat auch gar nicht mehr gesucht“, sagt Brinker. Die Entscheidung für den Schweriner SC fiel nicht schwer, schließlich wird das Team vom derzeitigen Bundestrainer gecoacht, und viele der neuen Kolleginnen sind alte Bekannte aus der Nationalmannschaft: „Bis auf Lauren Barfield bin ich mit allen Spielerinnen der Stammformation schon auf dem Feld gestanden.“

Was Brinker die Entscheidung zudem leicht machte, war die Nähe zur Familie. Dabei stellte sich schnell heraus, was ihr in den letzten fünf Jahren fehlte: „Die Zeit im Ausland hat mich persönlich und spielerisch weitergebracht, aber das Leben fernab vom Volleyball geht zu Hause einfach leichter“, sagt Brinker. Sie ist in Wilhelmshaven geboren und tritt normalerweise eher norddeutsch kühl und reserviert auf. Doch auf dem Spielfeld ist die Außenangreiferin kaum zu halten, besonders dann, wenn sie einen Ball erfolgreich ins gegnerische Feld gedroschen hat. Dann schwillt die Halsschlagader und auch ihre Stimmbänder müssen Höchstleistungen bringen, wenn sie ihre Glücksgefühle unters Hallendach schreit.

Sie spricht Ebglisch, Italienisch und kennt polnische Schimpfworte

Brinker ist eine akribische Arbeiterin und Belastungen – sie ist Diabetikerin – gewohnt. Als sie Stuttgart 2011 mit dem DVV-Pokal als erstem und bisher einzigen Titel verließ, hatte sie zudem ihren Abschluss als Grundschullehrerin (Mathematik, Deutsch, Sport) in der Tasche. Mittlerweile spricht sie neben Englisch fließend Italienisch, ein paar Brocken Polnisch („Zahlen und Schimpfwörter“) – und auch Türkisch hatte sie bereits angefangen.

Nun kehrt sie bestens gelaunt zum Showdown und gleichzeitig zur Generalprobe für das Pokalfinale von Mannheim zurück in die Scharrena. „Ich denke, die Tagesform entscheidet – und wie wir die Reise nach Finnland wegstecken“, sagt Brinker. Während das Stuttgarter Team einen kurzen individuellen Tapetenwechsel genoss und sich dann konzen-triert auf das Spitzenspiel vorbereiten konnte, war der SSC am Mittwoch noch im CEV-Challenge-Cup in Finnland bei OrPo Orivesi im Einsatz – und siegte 3:0. Ein gutes Omen?