Die Enttäuschung steht ihnen ins Gesicht geschrieben: Julia Nowicka (li.) und Simone Lee. Foto: Baumann

Trainer Tore Aleksandersen kritisiert sein Team in deutlichen Worten: Nach der zweiten Heimniederlage gegen den SC Potsdam benötigen die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart zwei Siege in Serie, um doch noch Meister zu werden.

Normalerweise ist Tore Aleksandersen ein Trainer, der Journalisten bereitwillig Auskunft gibt. Auch nach dem zweiten frustrierenden Erlebnis in der Play-off-Serie um die Meisterschaft stellte sich der Coach von Allianz MTV Stuttgart, sagen mochte er aber nicht viel. Aus Selbstschutz. „Ich bin richtig angepisst“, meinte er nach der 2:3-Heimpleite (15:25, 25:14, 21:25, 25:22, 9:15) gegen den SC Potsdam, „wir haben schon wieder eine richtig miese Leistung gezeigt. Ich kann es nicht fassen.“ Weil sein Team dabei ist, die mögliche Meisterschaft leichtfertig zu verspielen.

Die Stuttgarter Volleyballerinnen liegen in der Finalserie nun 1:2 hinten und benötigen am Freitag (20 Uhr) in Potsdam einen Erfolg, um sich ins entscheidende fünfte Spiel zu retten. Dieses würde am Sonntag (19.15 Uhr) wieder in der Scharrena stattfinden. Möglich? Sind zwei Siege des Favoriten, das Momentum aber liegt eindeutig beim Gegner. „Bisher kamen die Stuttgarterinnen nach Missgeschicken immer noch stärker zurück“, meinte Guillermo Naranjo Hernández, der Trainer des SC Potsdam, „doch jetzt haben sie richtig Druck, so viel ist sicher. Das Ding noch zu drehen, wird auch für diese starke Mannschaft nicht einfach.“

Bitteres Ende im fünften Satz

Zumal der Pokalsieger und Gewinner der Bundesliga-Hauptrunde ausgerechnet jetzt, zum Höhepunkt, die nötige Konstanz vermissen lässt. Das erste Duell gegen den SC Potsdam ging daheim mit 0:3 verloren, dann folgte ein 3:0-Auswärtssieg. Und nun erlebten die 2250 Zuschauer in der ausverkauften Scharrena ein ähnliches Auf und Ab innerhalb eines Spiels. Im ersten Satz waren die Stuttgarterinnen chancenlos, den zweiten Durchgang gewannen sie hoch. So ging es weiter – bis zum bitteren Ende im Tie-Break, in welchem dem Favoriten zunächst gar nichts gelang. Spätestens beim 3:11 war die Partie gelaufen. Und der Ärger bei Tore Aleksandersen noch größer als die Enttäuschung.

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„Wir haben insgesamt 31 Angriffsfehler gemacht, so etwas geht gar nicht“, meinte der MTV-Coach, dessen Spielerinnen die Bälle reihenweise ins Aus geschlagen hatten. „Wir sind zu unkonzentriert, wenn es um die wichtigen Punkte geht. Einige übernehmen viel zu wenig Verantwortung, wir schenken die Spiele einfach her.“ Darüber wunderte sich auch Kim Renkema.

Renkema: „Wir haben viel zu viele Fehler gemacht“

Die Sportdirektorin von Allianz MTV Stuttgart suchte ebenfalls vergeblich nach Gründen für die dürftige Vorstellung ihres Teams – das vor den eigenen Fans derzeit eigenartig gehemmt wirkt. „Ich will das alles nicht schönreden“, meinte Kim Renkema, „wir haben viel zu viele Fehler gemacht, hatten keine Variabilität im Zuspiel, keinen Druck im Aufschlag. Wir schaffen es einfach nicht, die Handbremse zu lösen. Das ist ziemlich enttäuschend.“ Denn gleichzeitig macht der Gegner vor, was möglich ist.

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Der SC Potsdam gewann seine letzten drei Auswärtsspiele in der Scharrena, erst in der Bundesliga, nun zweimal in der Finalserie. „Die Mannschaft wirkt mental stärker, kämpft, spielt frei auf“, sagte Renkema, „ich kann nicht nachvollziehen, was bei uns los ist. Nur eines weiß ich: Es liegt an uns selbst.“

Und genau dies ist es, was nun noch Hoffnung macht – auch Tore Aleksandersen. „Der SC Potsdam ist kein Gegner, der schwierig zu bespielen ist“, sagte der MTV-Coach, „wir haben es immer noch selbst in der Hand.“ Das erste mal am Freitagabend.