Die niederländische Mittelblockerin Eline Timmerman gehört zu den Spielerinnen, die wegen der WM erst spät zum Team von Allianz MTV Stuttgart stoßen werden. Foto: Baumann/Britsch

Nach dem Gewinn des Doubles wollen die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart weitere Titel holen und zudem in der Champions League glänzen. Die Herausforderung ist groß, der Verein allerdings auch sehr gut aufgestellt.

Die Bühne war bereitet. Vorne standen die Trophäen aus der vergangenen Saison: Meisterschale und Pokal. Und auch das Geschehen auf dem Podium weckte Emotionen. Lustig ging es zu, sympathisch, stimmungsvoll. Die Teampräsentation von Volleyball-Bundesligist Allianz MTV Stuttgart in der Sparda-Welt war ein voller Erfolg, die nächste Saison soll es auch wieder werden. Nach dem Double sind die Erwartungen enorm hoch. Doch der Verein ist bestens aufgestellt. Auf vielen Ebenen.

Sportliche Führung Den neuen Kader hat Kim Renkema noch zusammengestellt und danach die Meisterschaft gefeiert – mit Wasser. Anschließend musste der Club knapp vier Monate auf seine Sportdirektorin verzichten. Nun ist die Niederländerin zurück. Als Mutter von Töchterchen Savea und voll motiviert. „Ich habe meine Elternzeit genossen, so ein Baby ist ein Vollzeitjob“, sagte Kim Renkema, „trotzdem ist es in den Niederlanden nichts Ungewöhnliches, schnell wieder an seinen Arbeitsplatz zurückzukehren. Darauf habe ich mich sehr gefreut.“

Organisatorisch ist alles geregelt. Renkema wird vorerst drei Tage pro Woche im Büro arbeiten, dazu ein bis zwei Tage von zu Hause aus. „Privat habe ich ein Umfeld, in dem ich viel Unterstützung bekomme“, sagte die Sportchefin, „ich bin froh, dass mir der Verein diese Flexibilität ermöglicht.“ Dabei hilft, dass der Club zuletzt nicht nur in die Mannschaft investiert hat, sondern auch in Kräfte abseits des Spielfeldes – etwa in Moritz Zeithammel, der seit einem Jahr hauptamtlicher Teammanager ist. „Er hat einige meiner Aufgaben übernommen“, meinte Kim Renkema, „für ihn war es ein arbeitsreicher Sommer.“

Spielerinnen Drei Stützen des Teams fehlten bei der Präsentation. Die Neuzugänge Marie Schölzel (Deutschland) und Britt Bongaerts sowie Eline Timmerman (beide Niederlande) werden ab Sonntag die WM bestreiten. Der Rest der Mannschaft war vor Ort, verbreitete beste Laune. Darunter befanden sich auch etliche Titelsammlerinnen aus der vergangenen Saison: zum Beispiel Kapitänin Krystal Rivers und Simone Lee, das beste Angriffsduo der Liga, oder auch Roosa Koskelo und Maria Segura Palléres. Neu sind neben Schölzel und Bongaerts noch Laura Künzler, Michelle Petter, Barbara Wezorke, Luisa Keller und Alexis Hart. Alle betonten unisono, wie leicht ihnen die Zusage an den Double-Gewinner gefallen sei. Warum? „Weil es“, wie die aus Vilsbiburg gekommene US-Amerikanerin Alexis Hart erklärte, „Stuttgart ist!“

Diesen guten Ruf zu erhalten ist das Ziel von Tore Aleksandersen. Der Trainer will weitere Titel gewinnen, zudem mit seinem Team in der Champions League eine gute Rolle spielen und das Viertelfinale erreichen. Der Norweger ist bekannt dafür, seine Spielerinnen zu fordern, und das tut er derzeit auch in der Vorbereitung. „Alles läuft, wir arbeiten sehr hart“, sagte Tore Aleksandersen, „aber es reicht nicht, nur gut Volleyball zu spielen. Die große Herausforderung wird nun sein, ein Team zu formen.“

Um adäquat trainieren zu können, helfen derzeit zwei Spielerinnen aus. Eine ist eine Altbekannte: Mittelblockerin Micheli Tomazela Pissinato (38), die ihre Karriere nach dem Gewinn der Meisterschaft 2019 beendet hat, unterstützt den MTV ebenso wie Kim Klein Lankhorst. Sie ist bei den Einheiten die zweite Zuspielerin neben Eigengewächs Hannah Kohn. „Wir haben sie als Trainingsgast geholt, damit wir zwei Teams stellen können“, sagte Kim Renkema, „zugleich ist Kim Klein Lankhorst mit ihren 20 Jahren aber ein Talent, dass wir weiter beobachten sollten.“

Eine Sportdirektorin muss perspektivisch denken, doch auch beim Blick auf den aktuellen Kader ist Kim Renkema sehr zufrieden und voller Zuversicht. „Wir haben diesmal nicht nur fünf deutsche Spielerinnen im Kader, sondern auch wieder eine sehr gute Mischung aus Talent und Erfahrung“, sagte sie, „das Team ist sehr athletisch und verfügt über viel Angriffspower – auch um in der Champions League mithalten zu können.“

Sponsoren Eine Teampräsentation ist natürlich der perfekte Rahmen, um gute Nachrichten zu verbreiten. Das dachte sich auch Aurel Irion. Also verkündete der Geschäftsführer des Bundesligisten, dass Hauptsponsor und Namensgeber Allianz seinen Vertrag um drei Jahre verlängert hat, wie zuvor schon der zweitgrößte Geldgeber Scharr. Das Versicherungsunternehmen investiert pro Saison einen mittleren sechsstelligen Betrag in den Meister und Pokalsieger, etwas mehr als der Energielieferant aus Vaihingen. Weil beide Firmen ihr Engagement leicht erhöht haben und auch mit anderen wichtigen Sponsoren verlängert wurde, könnte der Etat von Allianz MTV Stuttgart in der neuen Runde die Marke von zwei Millionen Euro knacken. Zugleich verschaffen die mittelfristig laufenden Verträge den Verantwortlichen Planungssicherheit, die beruhigt. Oder um es anders auszudrücken: Der Verein ist gut aufgestellt – nicht nur für die nächste Saison.