Alle lieben Io: der Schulhund mit Herrchen Georg Schmied-Holst, Lehrerin Sarah Gonser und Eichenäcker-Schülern. Foto: Günther

Sie haben sich viele Jahre lang liebevoll um die Kinder an der Eichenäcker-Schule gekümmert. Nun gehen Schulhund Io und sein Herrchen der Ruhestand.

Dornstetten - Seit 40 Jahren ist Sonderschullehrer Georg Schmied-Holst im Schuldienst, seit 38 Jahren ist er am Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung in Dornstetter tätig, und seit vier Jahren begleitet ihn sein Hund Io täglich zum Dienst.

Ehe er als offizieller Schulhund eingesetzt werden konnte, musste der Kurzhaar-Collie allerdings einige Prüfungen durchlaufen und Voraussetzungen erfüllen (Info)

Im Einsatz für eine bessere Kommunikation

Der Einsatz eines Schulhunds hat im Unterrichtsalltag viele positive Auswirkungen, wie vor Ort in der Eichenäcker-Schule deutlich wird. Im Unterricht der Klasse drei geht es an diesem Tag um Kommunikation. Zusammen mit Io wird eingeübt, klare und eindeutige Anweisungen zu geben und diese auch durchzusetzen. So muss Maren, die im Schulalltag wenig und nur sehr leise spricht, den Schulhund anweisen, ihr eine kleine Tasche zu bringen. Das klappt zunächst prima. Allerdings reagiert Io auf ihren danach leise gesprochenen Befehl "Io sitz!" nicht. Sei es, weil er keine Lust hat, sich neben den als Markierung aufgebauten roten Kegel zu setzten, sei es, weil er die Neunjährige nicht versteht.

Erst nachdem Schmied-Holst seine Schülerin mit den Worten "Maren, du musst dich durchsetzen!" ermuntert hat, klappt es. Maren wiederholt mit fester Stimme ihr Kommando, Io setzt sich brav hin und erhält als Belohnung ein Leckerli. Die nächste Aufgabe ist noch schwieriger. Dabei wird zusätzlich die Feinmotorik der Schüler geschult. Jetzt gilt es, sich zuerst dicke Bauhandschuhe überzuziehen, damit Io sein Futter direkt aus der Hand bekommen kann. Leon ist an der Reihe. Er muss anhand einer Bildkarte unter einem bestimmten Schieber ein Leckerli für Io verstecken. Spielerisch übt Leon so Raum-Lage-Beziehungen ein und schult sein Gedächtnis.

Täglich Aufgaben für die Schüler

Deutlich wird im Unterricht mit Io auch, dass nebenbei fortlaufend soziale Faktoren eingeübt werden. Da gilt es etwa, in der Kommunikation mit Io Präsenz zeigen, eindeutige Signale zu senden und die vorgegebenen Handlungsabläufe genau einzuhalten. Wie Schmied-Holst erläutert, lernen seine Schüler geduldig zu warten, bis sie als "Hundeführer" an der Reihe sind. Allesamt Kompetenzen, die später im Arbeitsprozess wichtig sind. Deshalb gibt er den Schülern täglich Aufgaben, die individuell auf ihre Bedürfnisse abgestimmt sind.

Sowohl er als auch Sarah Gonser betonen, dass diese Prozesse weit besser gelingen, wenn Schulhund Io im Unterricht dabei ist. "Kommunikation ist eine ganz wesentliche Kompetenz, und am Hund kann man das üben – auch, seine Angst zu überwinden", sagt die Klassenlehrerin. Ihre Schüler agieren dann sensibler, konzentrierter und geduldiger. Verbessert hätten sich durch Io auch die verbale und nonverbale Kommunikation ihrer Schüler sowie deren Selbstkonzept.

Seelentröster und geduldiger Zuhörer

Wie Schmied-Holst berichtet, war zunächst geplant, dass Io nur an drei Tagen pro Woche in die Schule kommt. Weil er aber von Anfang an mit Begeisterung aufgenommen worden sei, ist Io immer mit dabei, wenn sein Herrchen Unterricht hat: "Io geht jeden Tag mit aufgestellter Rute, also freudig erregt, in die Schule", sagt Schmied-Holst. Auch im Schullandheim in Holland sei er dabei gewesen und habe wesentlich zur guten Atmosphäre beigetragen. Überhaupt sei Io weit mehr als nur Lernassistenz: "Er ist Seelentröster, Kuscheltier, geduldiger Zuhörer und bringt allen Schülern eine vorbehaltlose Akzeptanz entgegen."

Und nach der Pensionierung?

Wenn sein Herrchen nun zum Schuljahresende in Ruhestand geht, endet auch Ios Einsatz als Schulhund. Rektor Peter Billmaier kündigt schon mal an, dass Io im Gegensatz zu den Lehrern am letzten Schultag nicht mit einem Blumenstrauß in den Ruhestand verabschiedet wird – geplant ist vielmehr, dass Io zum Abschied von jedem Schüler ein Stück Wurst überreicht bekommt. Welche neuen Aufgaben auf Io nach seiner "Pensionierung" warten, ist noch unklar. Sein Herrchen hat schon zugesagt, mit ihm hin und wieder zu Projektwochen zurück an die Eichenäcker-Schule zu kommen, denn sonst sei es ihm langweilig. Aber auch kleine Einsätze in Altenheimen oder Kindergärten seien denkbar.

INFO:

Schulhunde müssen besonders ruhig, stressresistent, freundlich, verlässlich und gutmütig sein und sich allgemein dem Menschen zugewandt zeigen. Unabdingbare Voraussetzungen für die Zulassung sind zudem die Begleithundeprüfung und eine tierärztliche Untersuchung. Sind alle diese Voraussetzungen erfüllt, muss in einem umfangreichen Genehmigungsverfahren die Zustimmung des Schulamts, des Gesundheitsamts, der Gesamtlehrerkonferenz und der Schulkonferenz eingeholt werden. Und wenn im Schulkonzept der jeweiligen Schule zusätzlich noch Tiergestützte Pädagogik verankert und ein umfassender Versicherungsschutz gewährleistet ist, kann er losgehen.