Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy wollen in Sotschi Paarlauf-Gold Foto:  

Mit Paarlauf-Gold wollen Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy bei den Winterspielen ihre Karriere beenden – alles andere wäre für die viermaligen Weltmeister eine große Enttäuschung

Sotschi - Aljona Sawtschenko ist ein eher introvertierter Typ. Etwas unnahbar, wortkarg, auch mal launisch. Kurz vor ihrem ersten Auftritt in der Eiskunstlauf-Arena von Sotschi ist sie bei der Pressekonferenz aber richtig locker. Gut gelaunt zückt sie ihr Handy mit den schwarz-rot-goldenen Farben und fotografiert die Journalisten im Raum. Und während der Fragestunde übernimmt sie kurzerhand die Übersetzungsdienste. Russisch – Deutsch, Deutsch – Russisch: kein Problem für die gebürtige Ukrainerin.

An diesem Dienstag (16 Uhr) wird es ernst für das erfolgreichste deutsche Eiskunstlaufpaar. Als 15. von 20 Startern geht es im Kurzprogramm aufs Eis. Dafür griffen die viermaligen Weltmeister mit Trainer Ingo Steuer in die Trickkiste. Sie kramten ihre Erfolgskür „Pink Panther“ von 2011 hervor und komprimierten sie in ein Kurzprogramm. Damit wollen sie alle überraschen – Fans, Juroren und vor allem ihre russischen Erzrivalen Tatjana Wolososchar und Maxim Trankow. „Ich habe gemerkt, dass das Programm den Zuschauern sehr am Herzen liegt“, sagt die 30 Jahre alte Sawtschenko, „beim China-Cup in Peking haben mir Fans zwei kleine rosarote Panther geschenkt. Die habe ich als Glücksbringer jetzt bei mir.“

Glück und Können – alles muss beim Kurzprogramm und in der Kür am Mittwoch (16.45 Uhr) perfekt passen. Dass die Chemnitzer in Topform sind, zeigten sie im Dezember beim Grand-Prix-Finale. Mit einer überragenden Kür gewannen sie in Fukuoka zum vierten Mal. Wolososchar/Trankow blieb nur Platz zwei. Ein Ausrufezeichen, das Sawtschenko so kommentiert: „Wir haben gezeigt, wer Chef im Haus ist.“ Mit ihren Moskauer Gegenspielern sind die Deutschen nicht freundschaftlich verbandelt. Man grüßt sich, ein Bier an der Bar liegt nicht drin – man könnte ja aus Versehen was ausplaudern, was der andere nicht wissen sollte.

Seit elf Jahren bilden Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy eine Zweckgemeinschaft. Mit vielen Pirouetten abseits des Eisovals. Die Stasi-Vergangenheit ihres Trainers Ingo Steuer zehrte ebenso an den Nerven wie die verpasste Goldmedaille in Vancouver 2010. Dass manchmal die Fetzen fliegen, bleibt da nicht aus. „Vom Temperament her sind Aljonas Ausschläge von oben nach unten manchmal extrem, bei mir ist es eher eine leichte Wellenlinie“, sagt der 34-jährige Szolkowy und fügt hinzu: „Dennoch funktioniert es recht gut.“ Auch in der Beziehung zu Coach Steuer gibt es Reibungspunkte. „Er fährt eine harte Gangart und manchmal wie ein Panzer über die Dinge“, sagt Szolkowy, „doch dadurch haben wir uns eine große Wettkampfstärke angeeignet.

Steuer ist ein Arbeiter mit Gefühl für Bewegung und Rhythmus – und mit Ideen. Jedes Jahr entwickelt er mit seinem Paar neue Programme. Das letzte soll mit Olympia-Gold den Triumph bringen. Alles andere wäre eine große Enttäuschung. Denn nach den Spielen ist für Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy Schluss – die letzte Chance also auf den ganz großen Erfolg. Szolkowy gibt die Parole aus: „In Sotschi will ich mit Pauken und Trompeten abtreten.“