Die Flötentöne sind seine Spezialität: Alex Köberlein in Aktion. Foto: Susanne Grimm/Susanne Grimm

Für ein volles Haus sorgte am Freitagabend Alex Köberlein mit seinen Rottweilern in der Winterlinger Festhalle – seinen Fans war trotz des sonderbaren Bandnamens „The Franz Mayer Experience“ völlig klar, mit wem sie es zu tun hatten.

„Schwoißfuaß“ und „Grachmusikoff“ – Alex Köberlein weiß ja eigentlich, wie man sich einen klangvollen Bandnamen macht. Aber wozu? – die Fans kommen auch dann in Scharen, wenn er und die Seinen unter einem Namen firmieren, der anders und lange nicht so suggestiv ist wie die früheren ist – und so gar nicht auf die Urheber hindeutet.

 

Stichwort „Urheber“: War es nicht der Urschwabe Köberlein, der die Musikwelt darüber aufgeklärt wer die wahren Urheber so manchen Welthits waren: Schwaben, bei denen die GIs nach dem Krieg Blue Notes und Rhythmen abgekupfert hätten. Hits wie „Rebel Yell“ oder „Baker Street“ stammten in Wahrheit aus dem schwäbischen Untergrund, versichert Vollblutmusiker Köberlein und trat, Flöte und unübertroffen röhrend das Saxofon spielend, den Beweis an: Er gab die Hits mit den schwäbischen Originaltexten. Die „Rebellio em Stadion“ habe ein Billy Idol seinerzeit falsch verstanden und daraus „Rebel yell“ gemacht, und „Baker Street habe in Wahrheit „Weiler Wies“ geheißen und die Träume der schwäbischen Dorfjugend samt finalem Drogenrausch beschrieben – doch dann habe Gerry Rafferty das Stück „weggerafft“.

Das Winterlinger Publikum war begeistert. Foto: Susanne Grimm

Herrlich auch die schwäbische Interpretation von Jonny Cash’s „Riders in the Sky“ – hier wird am Ende offenbar, woher der Name „Franz Mayer Experience“ kommt. „En alda Ma zieht’s en d’ Heh“ heißt es dort statt „Yippie-yai yee“, wie Cash fälschlicherweise sang: Der alte Franz Mayer will, „bevor’ r stirbt, nomol richtig in´d Welt“ und, einem Basejumper gleich, von einem Felsen springen. Der Bauer unten auf dem Feld antwortet auf seine Frage „Gibts a Hai noh?“mit den Worten „S´gibt koi Hai meh“, die Cash natürlich nicht verstehen konnte – und Franz Mayer offenbar auch nicht, denn sein Experiment ging nicht gut aus.

„S´gibt koi Hai meh“ – das versteht halt nicht jeder

Geschenkt – das Winterlinger Publikum brüllte jedenfalls begeistert „S´gibt koi Hai meh“, war bester Laune und nahm jeden „neuen alten“ Titel mit Begeisterung auf. “She’s Fresh“ zum Beispiel von „Cool & the Gang“, das im Original natürlich „Schiaß Frösch!“ heißt – der Ratschlag einer Mutter an ihren Siebenjährigen, der lieber mit der Eisenbahn und Puppen spielen würde, aber ein Luftgewehr geschenkt bekommen hat.

Keiner röhrt wie Alex Köberlein Foto: Susanne Grimm/Susanne Grimm

Haben wir’s nicht irgendwie geahnt? Der Blues und der Rock’n’Roll – das Werk verkannter schwäbischer Musikgenies, das jetzt endlich in der Originalsprache erklingt, begleitet von fünf grandiosen Musikern: Ralf Trouillet am Bass – „seine erste Bassgitarre war ein Besenstiel, mit einer Saite und drei Nägeln am Griff“ – , Schlagzeuger Joo Aiple, Gitarrist Matze Reimann und Steff Hengstler am Keyboard.

Die „Franz Mayer Ecxperience“ in Winterlingen Foto: Susanne Grimm/Susanne Grimm

Und wer hätte es gedacht – selbst nach Australien wurde ein Song entführt, nämlich „Down under“ von „Men at work“, das im Original natürlich „Land do onda“ heißt. Gemeint ist „Schussaried, wo d´Buaba wiaschd und d´Mädle kromm send“. Gelächter, begeisterte Pfiffe und tosender Applaus – hier endete ein überaus gelungener Abend, der den Gästen, darunter Bürgermeister Michael – nicht Franz! – Maier, und dessen Neufraer Kollegen Reinhard Traub, unbeschwerte Stunden voller Musik und guter Laune bescherte.