Die Moderatoren Zeynep Dogan und Eren Can Barkin, Vorsitzender Süleyman Barkin, Bundesvorsitzender Hüseyin Mat (mit Mikrofon), Oberbürgermeister Adrian Sonder, Regionalvorsitzender Cem Cantekin und weitere Vertreter der Aleviten auf der Bühne Foto: Monika Schwarz

Mit einem eindrucksvollen Programm hat die Alevitische Gemeinde Freudenstadt ihr 30-jähriges Bestehen im Kur- und Kongresszentrum in Freudenstadt gefeiert.

Zeynep Dogan und Eren Can Barkin moderierten den Abend zweisprachig. Allerdings wurden nicht alle Reden und Beiträge übersetzt. „30 Jahre Alevitische Gemeinde Freudenstadt: Das sind drei Jahrzehnte voller Begegnungen, Herausforderungen, Entwicklungen – aber vor allem voller Zusammenhalt“, sagte Dogan, als sie die Gäste begrüßte.

 

Die Aleviten seien nicht nur eine Gemeinde, sondern eine Familie. Gegründet habe sich die Gemeinde aufgrund des Wunschs nach Zugehörigkeit und nach einem Ort, an dem die Kultur und den Glauben frei, respektvoll und offen gelebt werden dürfe. Nach drei Jahrzehnten könne heute mit Stolz behauptet werden, angekommen und sichtbar zu sein, betonte Dogan. Das Besondere an den Aleviten sei nicht nur der Glaube, sondern die Art und Weise zu leben: „mit Toleranz, Bildung und Respekt für alle Menschen.“

Cem-Haus als Heimat für religiöse Zeremonien

Ein geistlicher Beitrag von Zeynel Durmazlar verbunden mit einem Glaubensritual stand am Beginn des Abends. Vorstand Süleyman Barkin blickte zurück und erinnerte an die Eröffnung des Cem-Hauses im Jahr 2013, das der Gemeinde seither eine Heimat für religiöse Zeremonien, aber auch für Seminare, Begegnung und Kultur biete. Sein Dank galt der Alevitischen Gemeinde Deutschland, aber auch der Stadt und Landkreisspitze für die Unterstützung.

Landrat Klaus Michael Rückert dankte den Aleviten für viele schöne und wertschätzende Begegnungen, aber auch für Rituale wie die vorausgegangene Lichtzeremonie. In der heutigen Zeit tue das gut. Vor den von den Aleviten gelebten Werten, die Rückert mit dem Begriff Humanismus zusammenfasste, habe er großen Respekt. „Weil Sie uns etwas vorleben, was auch für die einheimische Bevölkerung vorbildlich ist.“ Die Aleviten machten es dem Landkreis besonders leicht, Toleranz und Weltoffenheit zu zeigen.

Jüngere Generation rückt nach

Oberbürgermeister Adrian Sonder würdigte das Engagement der „florierenden Gemeinde“. Gut sei, dass auch die jüngere Generation zunehmend Verantwortung übernehme. Beispielhaft erwähnte er die alevitische SPD-Stadträtin Ceren Yildan. Der frühere Oberbürgermeister Julian Osswald, „ein Partner, Unterstützer und Freund“, würdigte die Gleichberechtigung bei der Alevitischen Gemeinde.

Stadträtin Ceren Yildan erinnerte an die Zeiten, in denen Großeltern nach Deutschland gekommen waren, um den Kindern und Enkeln ein besseres Leben zu ermöglichen. „Sie wussten nicht viel, aber sie hatten klare Werte: arbeiten, lernen und den Glauben bewahren.“ In Anbetracht des Anstiegs von Rechtsextremismus, Ausgrenzung und Hass forderte sie dazu auf, sich „über Grenzen, Kulturen und Religionen hinweg“ für Menschlichkeit einzusetzen.

Stets auf eigenen Beinen gestanden

Der AABF-Regionalvorsitzende Cem Cantekin lobte die Gemeinschaft als solche, die stets auf eigenen Beinen gestanden und nie als verlängerter Arm einer Institution in der Türkei fungiert habe. Das Cem-Haus stehe als Symbol für die Unabhängigkeit und Identifikation mit den Werten der Bundesrepublik. Heute umfasse die Alevitische Gemeinde 160 Mitgliedsgemeinden, 39 davon in Baden-Württemberg.

Neben dem Frieden und der Gleichberechtigung sei die Bildung schon immer ein zentrales Element im alevitischen Glauben gewesen. Der Beginn des alevitischen Religionsunterrichts in der Schule sei deshalb ein großer Erfolg. „Freudenstadt ist ein leuchtendes Beispiel für gelungene Integration“, sagte Cantekin.