Panthers-Coach Alen Velcic erholt sich gerade von seiner Corona-Erkrankung, plant aber auch schon die neue ProA-Saison mit dem Schwenninger Team, das personell erneut einen großen Umbruch erfährt. Foto: Michael Kienzler

Alen Velcic, der Coach der wiha Panthers Schwenningen, erholt sich weiterhin von seiner Corona-Erkrankung. "Diese Zeit ist für mich eine neue Lebenserfahrung und lässt einen vieles reflektieren", sagt er. Drei, vier Spieler des Teams hatten auch einen mittelschweren Verlauf.

Aktuelle Informationen zur Corona-Lage in unserem Newsblog

Eine erfolgreiche Saison in der ProA endete mit einer sehr einschneidenden Erfahrung. Wir sprachen mit Alen Velcic aber auch über das Sportliche und blickten mit ihm in die nahe und weite Zukunft.

Herr Velcic, die erste Frage liegt auf der Hand: Wie geht es Ihnen und Ihrer Familie nach der nun schon 14 Tage andauernden Corona-Erkrankung?

Es war und ist ein Albtraum, den ich mir nicht so vorgestellt habe. Es geht zwar gesundheitlich Tag für Tag wieder voran, aber ich huste immer noch und habe meinen Geruchssinn noch nicht wieder erlangt. Am Sonntag habe ich nur kurz unseren Balkon aufgeräumt und war nach einer halben Stunde absolut platt und nassgeschwitzt. Und der mentale Druck ist ebenso brutal. Meine Frau, die ebenfalls erkrankt ist, und ich stellen uns laufend die Frage: Kommt da noch eine Langzeiterkrankung dazu? Wenn ich einen Menschen bald treffen sollte, der das Corona-Virus weiterhin mit einer normalen Grippe vergleicht, dem erzähle ich wirklich was. Aber ich will nicht jammern, sondern positiv nach vorne schauen.

Positiv war auf jeden Fall, was Sie und Ihre Mannschaft in dieser Saison geleistet haben. Erstmals in ihrer Klubgeschichte erreichten die Panthers die Play-offs in der ProA.

Ja, wir haben alles aus der Frucht herausgepresst und dazu noch die Schale gegessen. Mehr war in diesem Jahr nicht möglich. Wir haben in der Hauptrunde namhafte Teams wie Tübingen, Hagen oder Paderborn hinter uns gelassen, die bessere Rahmenbedingungen als wir haben. Und am Ende haben Teams wie Jena und Rostock, die das Fünffache unseres Etats aufweisen, sportlich auch nicht mehr erreicht. So wie die Saison gelaufen ist, bin ich sehr zufrieden. Aber klar ist, wir sind sinnbildlich als Gebrauchtwagen gegen eine Konkurrenz mit Sportwagen angetreten. Umso höher ist einzustufen, was unser kleiner Kader geleistet hat. Dazu kam natürlich, dass wir die gesamte Saison als Mannschaft in einer Blase leben mussten, um Corona-Infektionen zu vermeiden. Auch dies ging sehr an die Substanz.

War es für Sie als Trainer eine pflegeleichte Mannschaft?

Fast alle Spieler haben hervorragend mitgezogen, wollten immer dazulernen. Aber wir hatten keinen zweiten starken Point Guard, weil Ivan Mikulic wirklich eine schlechte Saison gespielt hat und durch den verletzungsbedingten Ausfall von Lars Lagerpusch hatten wir auf der Centerposition auch nicht die Optionen, die wir uns gewünscht haben.

Ihr Gesamteindruck von der ProA in diesem Spieljahr?

Heidelberg ist ein verdienter Meister und Aufsteiger. Es hat sich erneut bewahrheitet, dass die ProA in Europa zu den stärksten Ligen zählt und in Deutschland so etwas wie eine kleine Bundesliga ist. Und das Niveau wird im kommenden Jahr noch steigen. Mit Vechta und vielleicht noch Gießen kommen namhafte und sehr starke Absteiger aus der Bundesliga runter. Bochum mit einem finanzstarken Hintergrund hat aus der ProB den Aufstieg geschafft.

So wie es aussieht, wird es erneut einen großen personellen Umbruch in Ihrem Kader geben.

Das stimmt. Wir haben uns dies nicht gewünscht, weil wir uns mehr personelle Kontinuität vorgestellt haben, aber wir sind dazu gezwungen. Nate Britt schaut sich nach neuen Optionen um. Courtney Stockard hat bereits drei Angebote aus der Bundesliga vorliegen. Kevin Bryant wird für zwei Jahre mit der Spielform 3x3-Basketball einen neuen Weg gehen. Bei Rytis Pipiras laufen noch die Gespräche. Felix Edwardsson wollen wir gerne halten. Von Jonas Niedermanner und Ivan Mikulic möchten wir uns trennen. Wir müssen die Situation einfach so annehmen, wie sie ist.

Ausgerechnet in so einem erfolgreichen Jahr musste Ihr Team ohne Zuschauer spielen. Die Plattform für die Sponsoren fiel somit auch weg.

Ja, das war in dieser Saison ein großer Nachteil. Wir müssen uns wirtschaftlich in Zukunft breiter aufstellen, unseren Etat (480 000 Euro in dieser Saison – Anm. d. Red.) schrittweise erhöhen. Ich möchte mittelfristig einfach nicht mehr in diesen engen Rahmenbedingungen arbeiten. Das geht brutal an die Substanz. Wenn wir zum Beispiel einen Etat von 1,2 Millionen Euro hätten, bin ich mir sicher, dass wir in die Bundesliga aufsteigen könnten. Unser Ziel muss es sein, dass wir mehr Heimspiele in der Helios-Arena austragen können. Dies würde uns auch für potentielle neue Sponsoren noch interessanter machen. Unsere Spiele in dieser Saison haben im Live-Stream durchschnittlich knapp 4000 Zuschauer verfolgt. Dies ist sehr positiv. Es muss zukünftig einfach noch mehr gehen.