Ihren „Albzauber“ haben der Musikverein Onstmettingen (MVO) und die Ebinger Ballettschule Weiß in der ausverkauften Onstmettinger Festhalle inszeniert. Das Motto lautete „Märchen, Mythen, Magie“.
Die Bühne gehörte naturgemäß den jungen Tänzerinnen; die Musiker spielten in einem improvisierten Orchestergraben vor der Bühne – und versuchten zunächst musikalisch die Frage zu beantworten, wie man einen Drachen zähmt. Gespielt wurde die Filmmusik des 2010 entstandenen Animationsfilms „Drachenzähmen leicht gemacht“, in dem sich ein Junge mit einem Drachen namens Ohnezahn anfreundet. Das Orchester erwies sich dabei als alles andere als „zahnlos“ und steigerte nach verhaltenem Beginn der tiefen Blechbläser mehr und mehr die Dynamik, bis hin zu unbeschwert-fröhlichem Spiel, das die Klarinetten, Saxofone und die kecke Piccoloflöte dominierten.
Ruhe kehrte ein mit dem Eintritt in die Welt der Grimmschen Märchen: Gespielt wurde die Ouvertüre von Engelbert Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“. Im Lied „Abends, wenn ich schlafen geh…“ verbreitete die Posaune Abendstimmung – doch dann irritierten spitze, bedrohliche, hexenhafte Einwürfen der Trompeten die Zuhörer und es öffnete sich der Vorhang für den Auftritt der Ballett-Elevinnen.
Präzision und Ausdruck war in allen Bereichen zu sehen
Viel Magie und Zauber muss das „letzte Einhorn“ – „The Last Unicorn“ – aufbieten, um den roten Stier zu besiegen, den gefangenen Prinzen zu befreien und selbst wieder die Gestalt einer Jungfrau zurückzugewinnen. In dieses Stück hatten Orchester und Ballett die Hauptarbeit ihres umfangreichen Vorbereitungsprogramms investiert: Das Orchester musste die Musik perfekt wiedergeben; Armin Weiß, der Leiter der Ballettschule, hatte die Aufgabe, aus den einzelnen Motiven und Szenen eine stimmige und mitreißende Choreographie für seine Tänzerinnen zu entwickeln. Jede Bewegung, jeder Schritt wollte genau kalkuliert sein und musste zur Musik passen. Und natürlich einstudiert werden: Die Balletttänzerinnen hatten über Monate mit viel Disziplin und großem Eifer beinahe täglich geübt, und auch das Schneidern der Kostüme zu den verschiedenen Märchen hatte viel Kreativität, Zeit und Arbeit gekostet. Umso überzeugender war das Ergebnis: Das Publikum konnte in allen Stücken eine bewundernswerte Präzision und Ausdruckskraft der Darstellung bestaunen.
Wenn aus Tschaikowski plötzlich Jazz wird
Im „Aschenbrödel“ etwa formierten sich die Tänzerinnen anfangs zu einer Art Standbild, das plötzlich in aufgeregte Bewegung geriet und sich schließlich in den fröhlichen und unbeschwerten Festreigen im Schloss auflöste. Wunderbar auch der Gegensatz, der im „Nussknacker“inszeniert wurde: Tschaikowskis Musik verwandelte sich in jazzigen Swing; der Nussknacker dagegen blieb erst einmal hölzern und brauchte eine Weile, ehe auch er sich zum schwungvollen Jazztanz hinreißen ließ.
Zweimal noch konnte das Orchester allein unter der bewährten und immer sicheren Leitung von Musikdirektor Sebastian Rathmann seine Flexibilität und Zuverlässigkeit unter Beweis stellen. Die solistischen Einlagen mit Glockenspiel, Hörnern und Tuba in „The Year of The Dragon“ und den Holzbläsern in der „Harry Potter Suite“ gelangen eindrucksvoll. Mit „Dornröschen“, „La princesse jaune“ und „Schwanensee“ folgte ein Höhepunkt dem anderen; herrliche Solotänze und harmonische Ensembledarbietungen ergänzten einander und bildeten ein überzeugendes Gesamtkunstwerk. Am Ende bedankte sich Moderator Alexander Albert bei allen Mitwirkenden und Unterstützern dieses wahrlich zauberhaften Abends – und das verzauberte Publikum geizte nicht mit Beifall.