Die jungen Besucher des Kunstmuseums durften sich künstlerisch probieren. Foto: Schwarzwälder Bote

Kunstmuseum: Ausstellung "Otto mit und ohne Farbe" eröffnet / Werke von Brigitte Wagner zu sehen

Das Leben ist mehr als Schwarz und Weiß. Das spürten die Besucher beim Sommerfest des Kunstmuseums Albstadt.

Albstadt-Ebingen. Ein buntes Treiben herrschte auf den fünf Stockwerken des Kunstmuseums. Der Kaffeeplausch im Freien fiel zwar ins Wasser, doch Museumsleiterin Veronika Mertens zeigte sich strahlend: "Uns schreckt kein Wetter. Wir können immer wandern und auch ein Sommerfest feiern."

Und wie man feiern konnte! Die Dix-Ausstellung "Otto mit und ohne Farbe" wurde eröffnet, eine exklusive Führung gab es durch die Sammlung von und mit Brigitte Wagner und dazwischen galt es viel zu entdecken und auszuprobieren.

Die achtjährige Jule malte unter Anleitung der Museumspädagogin Carmen Bitzer-Eppler ein Frauen-Porträt an der Staffelei. Währenddessen machten sich die älteren Frauen auf Bildersuche. Kleine gerahmte Ausschnitte aus Werken von Otto Dix sollten den Originalen in den Ausstellungsräumen zugeordnet werden. Und schließlich war jeder neugierig, selbst einmal den Silberstift auszuprobieren, mit dem man nur auf speziellem Papier zeichnen kann.

Solch ein Werk von Otto Dix zählt nämlich auch zur Sammlung der Kunstgalerie. Ein wahrer Schatz ist aber die Radierung von Conrad Felixmüller mit dem Titel "Otto Dix zeichnet". Der Freund von Dix hatte ihn im Porträt bei der Arbeit mit der Radiernadel auf die Metallplatte gebannt. Und Dix selbst hat das Werk, das auf diesem Bild ebenfalls zu sehen ist und an dem er arbeitet, selbst vollendet. Also handelt es sich bei diesem Exponat um eine Radierung von zwei Künstlern. "Hinter diesem Bild renne ich schon Jahre her", zeigte sich Mertens glücklich, es nun im Besitz des Kunstmuseums Albstadt zu haben.

Otto Dix, einer der größten Menschenzeichner, wurde nicht nur von seinem Freund Felix gezeichnet, sondern vom berühmten Fotografen Stefan Moses gemeinsam mit Enkelin Marcella abgelichtet. Dieses Motiv wiederum hat Dix anschließend als Lithografie in Schwarz-Weiß und ebenso in Farbe verewigt. "Von vielen seiner Motive gibt es zwei Versionen", verdeutlichte der wissenschaftliche Mitarbeiter Kai Hohenfeld den Besuchern.

Kein Platz war bei der Ausstellungseröffnung frei geblieben. Und die Gäste wurden auf wunderbare Weise auf Otto Dix eingestimmt. Denn Hohenfeld und Mertens erläuterten abwechselnd die Arbeitsweise und die Werke des großen Künstlers. Sie verkörperten dabei die Farbvarianten – Hohenfeld – und die Schwarz-Weiß-Werke – Mertens – und ließen dies auch am gewählten Outfit erkennen.

Um das Ganze noch mehr abzurunden, spielte die Klavierklasse der Musik- und Kunstschule Albstadt von und mit Wolfgang Brandner jazzige Stücke. Maxin Tron, Attila Zigraji, Hannah Grosse und Niklas Plath erfreuten die Besucher unter anderem mit "The Entertainer".

Unterhaltsam und interessant wurde es später noch im vierten Stock, unter dem Dach des Museums, wo Werke der Künstlerin und leidenschaftlichen Radiererin Brigitte Wagner zu sehen sind. Kai Hohenfeld erklärte gemeinsam mit der Künstlerin das Entstehen der Exponate. Immerhin befinden sich das "gesamte Radierwerk" und eine Reihe von Zeichnungen in der Sammlung des Kunstmuseums. "Wenn Sie sehen könnten, was noch im Depot liegt, dann würden Sie zustimmen, dass das hier nur die Spitze des Eisbergs ist", so Mertens.

Mehr als 270 Arbeiten zeigen das große Spektrum und die Vielseitigkeit von Brigitte Wagner, die es versteht, durch Kaltnadeltechnik in einem Arbeitsgang zarte und sehr kräftige Linien zu erzeugen. Diese Werke hätten fast schon romantische Tendenzen, so Hohenfeld. Im Gegensatz dazu wirken die Landschaftsbilder in Absprengtechnik fast schon abstrakt, wenn das Metall der Platten durch Zuckerzusatz freigelegt wird.