Markus Lehmann berichtete im Gemeinderat Albstadt. Foto: Retter

Polizeichef berichtet von mehr Fällen - und besserer Aufklärungsquote.

Albstadt - Auch wenn die Statistik in manchen Bereichen unauffällig ist: Was Polizeichef Markus Lehmann dem Gemeinderat am Donnerstagabend vorlegte, waren nicht nur schöne Zahlen – und alles andere als geschönte.

Was die Tatverdächtigenbelastung angeht – die Zahl mutmaßlicher Straftäter auf 100.000 Einwohner hochgerechnet, der Vergleichbarkeit wegen – hatte die größte Stadt des Zollernalbkreises schon immer dessen Kennzahl übertroffen. 2018 hat Albstadt freilich auch das Land übertrumpft – zum ersten Mal sei 2014, wie Markus Lehmann, Leiter des Polizeireviers Albstadt, am Donnerstagabend im Gemeinderat berichtete: 2633 Tatverdächtige kämen auf 100.000 Albstädter, wenn es sie gäbe, aber nur 1879 sind es im Zollernalbkreis, 2357 in Baden-Württemberg. Balingen liegt mit 2577, Hechingen mit 2559 knapp dahinter.

Auch die Zahl der Straftaten ist gestiegen: von 1842 im Jahr 2017 auf 2042 im vergangenen Jahr – allerdings auch die Aufklärungsquote: 1373 Mal ist die Polizei 2018 der Täter habhaft geworden – das sind 182 Fälle mehr als vor Jahresfrist. Die Aufklärungsquote lag bei 67,2 Prozent und damit höher als 2017.

Durchweg steigende Zahlen weist die Kriminalstatistik bei weiteren Punkten aus: 1109 Tatverdächtige zählte die Polizei 2018 – 2017 waren es 969 gewesen. Die Zahl der Heranwachsenden unter ihnen ist von 63 auf 118 und damit am stärksten gestiegen, gefolgt von den Jugendlichen – 119 statt 96 – und den Kindern mit 53, neun mehr als im Jahr zuvor. Im Zehn-Jahres-Vergleich bleibt Albstadt dennoch unter dem Rekord von 2010, als 2294 Straftaten begangen worden waren: Das Jahr 2018 liegt mit 2042 Straftaten auf Platz fünf.

Einfache Diebstähle machen den Löwenanteil aus

Unter den Stadtteilen nimmt Ebingen als größter Stadtteil mit 1236 Straftaten den Spitzenplatz ein, gefolgt von Tailfingen mit 349, Truchtelfingen mit 106 und Onstmettingen mit 75. Danach folgen Lautlingen und Laufen mit je 40, Pfeffingen mit 29, Margrethausen mit 24 und Burgfelden mit sechs Straftaten. Weitere 137 lassen sich keinem genauen Tatort zuordnen.

Die Diebstähle ohne erschwerende Umstände machen mit 26 Prozent den Löwenanteil aus und teilen sich Platz eins mit den sonstigen Straftatbeständen. 16 Prozent waren Vermögens- und Fälschungsdelikte, 15 Prozent Rohheitsdelikte und solche gegen die persönliche Freiheit. Alles, was unter strafrechtliche Nebengesetze fällt, summiert sich auf zehn Prozent der Straftaten. Sieben Prozent machen die Diebstähle unter erschwerenden Umständen aus und zwei Prozent die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Das sie in einem Jahr um 20 auf 37 Fälle gestiegen sind, erklärte Lehmann mit einer Gesetzesverschärfung und der "Me too"-Debatte: Die Opfer seien heute eher bereit, Anzeige zu erstatten. Straftaten gegen das Leben gab es 2018 nicht.

Auch für den starken Anstieg bei Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz wusste der Polizeichef einen Grund zu nennen: eine Offensive der Polizei, die sich davon verspricht, die Zahl derer, die Drogen konsumieren, insgesamt und für längere Zeit einzudämmen. Deutlich gesunken ist hingegen die Zahl der Wohnungseinbruchsdiebstähle: von 19 auf fünf binnen Jahresfrist.

Die Männer laufen den Frauen den Rang bei den Tatverdächtigen ab

Wie überall stellen die Männer die meisten Tatverdächtigen: 817 stehen 292 Frauen gegenüber. 36,9 Prozent der mutmaßlichen Straftäter sind nichtdeutscher, 63,1 Prozent deutscher Nationalität – hier ist der Anteil der Ausländer um 1,7 Prozentpunkte gestiegen.

Was die Kriminalitätsbelastung – die Zahl der Straftaten auf 100.000 Einwohner hochgerechnet – angeht, so hat sie zwar von 4121 im Jahr 2017 auf 4535 im Jahr darauf zugenommen, ist laut Lehmann aber nicht besorgniserregend, wie sein Fünf-Jahres-Vergleich zeigte: 2014 lag die Zahl bei 4581 und damit höher. Außerdem liegt sie niedriger als in Balingen mit einem Wert von 4647 und dem Land mit 5191. Den Wert von 3416 im ländlich geprägten Zollernalbkreis übertrifft laut Statistik selbst die große Kleinstadt Hechingen mit 4348 deutlich.