Markus Lehmann legte dem Gemeinderat die Kriminal- und Unfallstatistik 2019 vor. Foto: Eyrich

Leiter des Polizeireviers legt Bericht ab. Zahlen im Landes- und im Kreistrend. Aufklärungsquote rückläufig.

Albstadt - Die Kriminalität in Albstadt ist 2019 erneut gestiegen; damit lag man ebenso im Landes- und im Kreistrend wie bei der Aufklärungsquote – die war rückläufig. Markus Lehmann, Leiter des Polizeireviers Albstadt, hat dem Gemeinderat Bericht erstattet.

Von 2013 bis 2016 war die Kriminalität in Albstadt stetig gesunken, doch seither steigt sie – ebenso stetig – wieder an und erreichte 2019 mit 2278 ein Zehn-Jahres-Hoch: Nur 2010 war die Zahl höher gelegen. 1421 Straftaten wurden aufgeklärt, 48 mehr als 2018, aber da die Zahl der Delikte im Vergleich zum Vorjahr um 236 stieg, fällt die Quote dennoch niedriger aus: 62,4 Prozent stehen 67,2 Prozent im Jahr 2018 gegenüber. Weniger aufgeklärte Straftaten, das bedeutet weniger Tatverdächtige, auch bei den Heranwachsenden oder den Jugendlichen – ob sie faktisch braver waren oder sich nur einfach nicht erwischen ließen, darüber enthält sich der Statistiker des Urteils. Auffällig ist, das die Zahl der Kinder, die sich Straftaten zuschulden kommen ließen, gestiegen ist, und zwar sowohl auf Landesebene als auch in Albstadt. Dort waren es 56, drei mehr als 2018.

Weniger Sexualdelikte und kleine Diebstähle

An dem Anstieg partizipieren praktisch alle Straftatkategorien mit zwei Ausnahmen: den leichten Diebstählen, sprich: denen im Laden, und den "Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung". Die Statistik weist drei "Straftaten gegen das Leben" aus – 2018 gab es gar keine – , 342 Rohheitsdelikte wider die persönliche Freiheit, 190 vorsätzliche Körperverletzungen, 165 schwere Diebstähle, neun Einbrüche, 364 Sachbeschädigungen und 157 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Besonders auffällig ist der Anstieg bei den Betrugsdelikten: Falsche Polizisten und Enkeltrickbetrüger waren äußerst umtriebig, und nicht wenige Albstädter ließen sich offenbar bei vermeintlichen Schnäppchenkäufen im Internet aufs Kreuz legen. Beträchtlich zugenommen hat auch die Gewalt gegen Polizeibeamte – 14 Fälle wurden gezählt; damit, so Markus Lehmann, sei man von Stuttgarter Verhältnissen allerdings weit entfernt.

Lehmanns Statistik gibt auch Auskunft über Geschlecht und Nationalität der Albstädter Rechtsbrecher: Knapp 30 Prozent sind Frauen; ein Drittel hat keinen deutschen Pass. Mit 5026 Delikten und 2579 Tatverdächtigen – beides hochgerechnet auf 100 000 Einwohner – liegt Albstadt bei Kriminalitäts- und Tatverdächtigenbelastung im Zollernalbkreis an der Spitze, bei den Straftaten fast auf Landesniveau und bei den Tatverdächtigen deutlich darüber. "Die Tatverdächtigenbelastung ist hoch", räumte Markus Lehmann ein.

Trotzdem ist er überzeugt: "In Albstadt kann man sicher leben." Auf die Frage von CDU-Fraktionschef Roland Tralmer nach Verbrechensschwerpunkten nannte er die Ebinger Bahnhof- und Gartenstraße, die, ob es "Angsträume" gebe, verneinte er.

"Die Jugendlichen müssen auch wollen"

Manuela Heider von den Freien Wählern pflichtete er darin bei, dass mehr Streetworker wünschenswert wären. "Aber die Jugendlichen müssen auch wollen." Marianne Roth von der SPD, die nach den Reichsbürgern fragte, konnte er beruhigen. "Um die ist es ruhiger geworden; sie haben sich zurückgezogen." Enttäuschen musste er Philipp Kalenbach. Der FDP-Fraktionssprecher wollte wissen, was die Polizei gegen Graffitisprayer tun könne. "Das dauert oft nur Sekunden – wir werden es nicht abstellen können." Gestiegen sind in Albstadt 2019 auch die Unfallzahlen: Es krachte 1261 Mal; in 1140 Fällen kam Blech zu Schaden, in 121 Fällen Personen – 2018 waren es genauso viele. Zwei Menschen starben, genau wie im Vorjahr.